skulptur
 
   
"Große Knieende" - eine Sandsteinplastik von Otto Rost


Der heutige Aufstellungsort der Sandsteinfigur, ist nicht mehr der ursprünglich vorgesehene und auch bis zum Ende der 1960 er Jahre genutzte Platz im Senkgarten vor dem "Rosengartenkaffee". Ungefähr an dieser Stelle befindet sich heute eine Brunnenschale, mit einer kleinen aus einem Tiefbrunnen an der Elbe gespeisten, Frischwasserfontäne.
Durch die während eines Umbaus des Rosengartens erfolgte Umbesetzung, auf den zu dieser Zeit freistehenden Sockel der als Kriegsverlust einzuschätzenden Wrba-Bronze "Mädchen mit Gazelle", gelang es einen bedeutsamen Eckpunkt in der Gesamtheit des Dresdner Rosengartens und des Königsufers neu zu definieren.



Bronzeplastik "Mädchen mit Gazelle" von Georg Wrba um 1938 an der heutigen Stelle der Figur
Skulptur - Georg Wrba








Hier sehen Sie den derzeitigen Standort der Sandsteinfigur "Große Knieende" von Otto Rost. In der Verlängerung der Löwenstraße und des Crataegusweges steht am Schnittpunkt beider Wege die Sandsteinplastik.
Es muß dazu gesagt werden, das sich dieser Standort auf Privatland befindet und somit nicht mehr in die Zuständigkeit des Amtes für Stadtgrün und Abfallwirtschaft fällt.
Aus diesem Grunde kann seit dem Verlust der Zuständigkeit, auch kein (wie bisher gewohnt) optisch einwandfreier Pflegezustand gewährleistet werden.




Hier sehen Sie den Originalstandort der Sandsteinfigur "Große Knieende" von Otto Rost. In einem Treppenbogen vor der Pergola, rechts neben der Birke, stand diese Plastik bis zur Umgestaltung des Dresdner Rosengartens anlässlich der Arbeiterfestspiele zu Beginn der 1970er Jahre.





Otto Rost

• geb. 16.06. 1887
• gest. 1970

- Absolvent und spätere Lehrer an der Dresdner Kunstakademie
- Meisterschüler von Georg Wrba

Im Buch "Von der Königlichen Kunstakademie zur Hochschule für bildende Künste" 1990 " lesen wir über Otto Rost folgendes:

...So bleibt Otto Rost der einzige Lehrer, der zum Professorenkollegium stößt, kurz bevor dieses durch die Vereinigung der Kunstakademie mit Teilen der Kunstgewerbeakademie durch eine Reihe von Professoren und nichtbeamteten Lehrern aus der Kunstgewerbeakademie beträchtlich erweitert wird. Zwischen dem akademischen Bildhauer Otto Rost und dem Ministerium für Volksbildung wird am 31. Mai 1939 ein Vertrag abgeschlossen, der Otto Rost ein Lehramt für Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste für 3 Jahren überträgt. Die Berufung in den Beamtenstatus ist damit nicht verbunden, folglich auch kein späterer auf Gehalt im Ruhestand. Am 13. Juni 1942 folgt ein zweiter gleichlautender Vertrag für die nächsten 3 Jahre, also bis zum 31. Mai 1945. Als dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist die Niederlage des «Hitlerschen Krieges» wie auch des gesamten Nazi-Regimes besiegelt. Es gibt für Rost keine offizielle Stelle, die als vertragschließende Seite eine weitere Etappe seiner Lehrtätigkeit an der Dresdner Kunsthochschule vereinbaren könnte.

Die späteren antifaschistischen und kommunistischen Initiatoren der Neueröffnung sehen davon ab. Ebenso wie Schramm-Zittau scheidet Rost infolge Vertragsablaufs 1945 aus der Hochschule aus.
"Der Künstler ist überall zu Hause und versucht erfolgreich, allen Wünschen gerecht zu werden." So lautet ein Satz unter weiteren, die Otto Rost aus Anlaß seines 70. Geburtstages am 16.06.1957 ehren. Mit ihm wird augenscheinlich mehr getroffen, als die durch den Autor beabsichtigte Würdigung der Vielseitigkeit der Auftragsarbeiten und -themen Otto Rosts nach dem Kriege. Denn in dieser Zeit hat er beginnend mit dem Ehrenmal für die gefallenen Sowjetsoldaten am Dresdner "Platz der Einheit" und weiteren Denkmälern zur Ehrung der Sowjetarmee in Freiberg, Schwedt und Czestochowa (VR Polen)- verschiedenartige Reliefs, Steinplastiken und vor allem Bildnisbüsten von Politikern, Pädagogen und Künstlern geschaffen, die thematische Breite und Einfühlungsvermögen in die Vorstellungen der Auftraggeber bezeugen; die ihn zugleich zusammen mit seiner Tätigkeit im Demokratischen Block und in der Auftragskommission der Stadt Dresden als engagierten Teilnehmer an den gesellschaftlichen Veränderungen nach 1945 ausweisen.

Als die Akademie Rost die Lehraufgabe überträgt, sind Vorstellungen über derartige Zukunftsperspektiven des Künstlers selbstredend nicht im Spiel. Einblick in den gesetzmäßigen Gang der Geschichte hat keines der Mitglieder des Professorenkollegiums; ebensowenig in den ursächlichen Hintergrund von Kriegen; ebenfalls nicht in das Wesen der nun sechs Jahre währenden Herrschaft des deutschen Faschismus.
Otto Rost an die Kunstakademie zu holen, hatte also andere Gründe. Seit der Versetzung Wrbas in den Ruhestand bestritt Albiker allein die gesamte Bildhauerausbildung. In der Einzel- und Gruppenausbildung hatte er ständig mindestens 12, meist aber 14 oder 15 Studenten zu betreuen. Die Einstellung eines zweiten Plastikers war also überfällig. Überdies waren Kreis, Dr. Krampf und Sauerstein durch ihre Einbeziehung in zentrale Aufgaben längst darüber im Bilde, daß «das Reich» große Pläne zur künstlerischen, insbesondere auch bildhauerischen Selbstdarstellung und Monumentalisierung hatte. Das weitere Belassen der Bildhauerausbildung bei einem einzigen Lehrer mußte einer Ignorierung der kulturpolitischen Absichten durch die Dresdner Akademie gleichkommen. Daß die Wahl nach fast sechsjähriger Erörterung verschiedener Kandidaten, unter denen der Name Rosts nicht auftaucht, auf diesen fällt, hat wohl damals schon einen gewichtigen Grund. Dem wiederholt schriftlich fixierten Standpunkt des Rektors und der Professoren: «Es werden vielmehr die Kandidaten auf Grund ihrer bisherigen bekannten, in Ausstellungen gezeigten langjährigen Leistungen berufen», kann Rost sowohl mit seinem künstlerischen Werk als auch hinsichtlich weiterer Kriterien gerecht werden.

Künstlerische Arbeiten aus seiner Hand wurden sehr bald durch die systemkonforme Kunst vereinnahmt, und die offizielle Kunstberichterstattung erkennt ihm «zeitbedingte stilistische Übereinstimmung» zu/ Ein früher Beleg der Vereinnahmung ist ein Preis der Olympiade 1936 in Berlin, der Rost für sein Relief «Rugbykampf» zuerkannt wird.
Folgerichtig präzisieren sich mit der Herbeiführung dieser Übereinstimmung sowohl das Urteil, allen Wünschen gerecht zu werden, als auch die zur nationalsozialistischen kulturpolitischen Vereinnahmung geeignete Formensprache. Dem aktiven Sportler Otto Rost (er war Jiu-Jitsu-Kämpfer) war es «einfach unmöglich, die Menschen expressionistisch zu verzerren oder sie häßlich zu gestalten. Sie sind alle wohlproportioniert, nie in der Ekstase der allerhöchsten Anstrengung gezeigt und doch immer so, daß man ihnen die sportlichen Höchstleistungen glaubt.» Angesichts der seit 1933 für die Kunst in Deutschland vorgegebenen Kriterien bedarf es seitens der Kunstoffiziellen keiner großen Mühe - und noch weniger Bedenken -, Rosts künstlerisches Streben nach Ebenmäßigkeit, nach Harmonie der Bewegung und des Ausdrucks, nach sportlicher Klassizität einschließlich der sich damit nahezu unvermeidlich einstellenden Glätte mancher Arbeiten dem pervertierten Schönheits- und Rassenideal der Nazis zu subsumieren. Rost und seine Kunst werden - freilich mit vornehmlicher Beschränkung auf das sächsische Territorium - akzeptiert; er stellt in jenen Jahren - ebenfalls vornehmlich auf den sächsischen Raum beschränkt - fast mit Regelmäßigkeit aus.

Einer der bewunderten oder gar führenden und besonders geförderten Nazi-Bildhauer ist er und wird er nicht. Aber für die Tätigkeit eines Lehrers an der Dresdner Kunstakademie weist er neben den bejahten künstlerischen Ausdrucksweisen auch noch andere Potenzen auf, die ihm ermöglichen, auch weiteren «Wünschen gerecht zu werden». Der kleine drahtige Mann (Rost war nur 1,62 m groß) war im Umgang mit Menschen kontaktfreudig, lebendig und verbindlich. Als - wenn auch nicht eifriger, aber doch recht unkritischer - Mitgänger der herrschenden Nazi-Ideologie und als Mitglied der Nazi-Partei versprach er Wirkung auf junge Menschen.
Studentenzahlen (Rost hatte im ersten Jahr seiner Tätigkeit als Lehrender 6, 1942 bereits 10 und 1944/45 15 eingetragene Schüler) und selbstformulierte Lehrziele und -aufgaben sprechen dafür, daß diese Rechnung durchaus nicht ganz ohne den Wirt gemacht worden ist."

Quelle:
"Von der Königlichen Kunstakademie zur Hochschule für bildende Künste" 1990 S.363/364
Kunstbibliothek - Hochschule für bildende Künste Dresden




- Stadtbaurat in Nordhausen

Neues Rathaus - Nordhausen (1935-1937)

... der Zweckbau des Stadtbaurates Otto Rost verzichtet bewußt auf repräsentatives Ambiente und entspricht ganz und gar den Anforderungen einer Verwaltung.


Werke (Auswahl):

"Weiblicher Akt mit Stirnband" Bronzeplastik

"Fußballkampf" Bronzerelief

"Bronzebüste eines Schwimmers"

"Bronzebüste einer Mutter"

"Herrenbüste" Stadtmuseum Bautzen

"Dr. Wilhelm Külz" Bronzebüste

"Dr. Otto Nuschke" Bronzebüste

"Große Knieende" Steinplastik

"Sowjetisches Ehrenmal" Dresden, Olbricht-Platz

"Mauersberger Totentanz"
Mauersberger Kreuzkapelle

"Fassadenreliefs" Haus Altmarkt Dresden

zahlreiche Sport- und Portraitplastiken

"Reliefplastiken" Central-Theater Döbeln

in Bad Elster:

2 Großplastiken

2 Kindergruppen (Stein)

"Badende" Bronze

"Verwundete" Bronze

Pressemitteilung / INFO 21

"Beim Umzug entdeckt" -
Deutsche Fotothek übergibt Bronzeskulptur von Otto Rost an die Staatlichen Kunstsammlungen

Wenn man nach Jahrzehnten aus angestammten Räumen auszieht, tritt mitunter manches Vergessene zutage - so auch geschehen beim Umzug der Deutschen Fotothek vom Ständehaus (wo sie über 45 Jahre beheimatet war) in ihr neues Interims-Domizil im Gebäude der ehemaligen Freimauerloge in der Bautzner Str. 19.
Entdeckt wurde eine 75 cm hohe Bronzeplastik des Dresdner Bildhauers Otto Rost (1887 - 1970), einen weiblichen Akt mit Stirnband darstellend. Otto Rost, Absolvent und später Lehrer an der Dresdner Kunstakademie, Meisterschüler von Wrba, wurde besonders mit zahlreichen Sport- und Porträtplastiken bekannt. Er ist u. a. auch der Schöpfer der Fassadenreliefs am Dresdner Altmarkt.
Die jetzt aufgetauchte undatierte Figur findet sich weder in den Bestandsverzeichnissen der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden noch in denen der Staatlichen Kunstsammlungen oder des Landesamtes für Denkmalpflege, das gleichfalls seit langem im Ständehaus ansässig ist. Auch fehlt jeder Hinweis auf andere frühere Besitzer. Wie die Deutsche Fotothek in den Besitz des wertvolles Stückes gelangte, ist unter diesen Umständen derzeit nicht mit letzter Genauigkeit klärbar.
Da gleichzeitig bekannt wurde, daß das Werk von Otto Rost in den Staatlichen Kunstsammlungen bisher noch unzureichend vertreten ist, war die Übergabe der Plastik an die Skulpturensammlung insofern konsequent wie auch naheliegend.
04.11.1997
gez. J. Hering
Generaldirektor

Sächsische Landesbibliothek/Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB)