historie
 
   
"Sir Arthur John Evans"


© Foto und Text aus:
"Knossos - Ein Führer durch den Palast des Minos" von Anna Michailidou


Im Jahre 1894 kommt Arthur Evans nach Kreta, der Mann, der den Palast von Knossos ausgraben, studieren und publizieren und mit seinem Werk die Grundlagen für die Erforschung einer zweiten vormykenischen Kultur legen sollte, die er selbst die minoische Kultur nannte nach dem Namen des Königs von Knossos

"Arthur Evans wurde als Sohn einer reichen und gebildeten Familie Englands im Jahre 1851 geboren und studierte in Oxford.
Als junger Mann bereiste er als Korrespondent der Zeitung Manchester Guardian den Balkan und unterstützte die Befreiungsbewegungen der Völker auf der Balkanhalbinsel und wurde einmal auch von den Österreichern in Ragusa ins Gefängnis geworfen.
Er kehrte nach Oxford zurück und wurde mit 31 Jahren Direktor des Ashmolean Museums. Seine Leidenschaft galt der Archäologie und vor allem den prähistorischen Schriften. Er studierte die Siegelsteine, die Schliemann in Mykene gefunden hatte und war überzeugt, daß eine Hochkultur wie die mykenische ohne ein Schriftsystem unvorstellbar sei.

Die Siegelsteine sind kleine Gegenstände, rund, ei- oder prismenförmig aus Halbedelsteinen oder Elfenbein, die als Stempel benutzt wurden, wie aus ihren Darstellungen hervorgeht. Manche von ihnen schienen einer Art von Hieroglyphen ähnlich, den ägyptischen verwandt.
Evans wollte die unbekannte Schrift der Siegelsteine studieren und begann sie systematisch zu sammeln. Er fand dem mykenischen ähnliche bei einem Antikenhändler in Athen und erfuhr, daß sie aus Kreta stammten.

So begab er sich 1894 nach Kreta und trug dort eine große Zahl alter Siegelsteine zusammen. Seine Forschungen über die Schrift der Siegel veröffentlichte Evans 1895 unter dem Titel "Cretan Pictographs and Pre Phoenician Scripts", während zugleich seine Reisen auf Kreta in ihm ein weiteres Interesse an den antiken Funden dieser Insel weckte. Er besuchte auch den Hügel von Kephala in Knossos, der fast unberührt dalag, abgesehen von den Suchschnitten von Minos Kalokairinos. In der Biographie von A. Evans ("Time and Chance"), die seine Schwester, Joan Evans geschrieben hat, und die Auszüge seiner Tagebücher enthält, sind auch seine Eindrücke von seinem ersten Besuch der Gegend von Knossos veröffentlicht.

Evans begann Verhandlungen über den Geländeankauf mit den Eigentümern unterstützt von Hazzidakis. Er kaufte einen Teil des Geländes mit eigenen Geldern, schreckte aber vor den überhöhten Forderungen der übrigen Eigentümer zurück. Darüber hinaus war auch die politische Lage der Insel mit dem Aufstand der Kreter und den Blutbädern der Türken für das Unterfangen nicht günstig.
Als aber Kreta im Jahre 1898 zum autonomen Staat unter der Schirmherrschaft des Prinzen Georg von Griechenland ausgerufen wurde, änderte sich die Lage.

Im Jahre 1899 wurde auf Betreiben von l. Hazzidakis und St. Xanthoudides zum ersten Mal ein Antikengesetz für Kreta formuliert und die notwendigen Voraussetzungen für eine Ausgrabung von Knossos geschaffen. Das übrige Antikengelände wurde angekauft, und am 23. März 1900 begannen die nunmehr systematischen Ausgrabungen in Knossos unter der Mitarbeit von Duncan Mackenzie, der vorher an den Grabungen in Phylakopi auf Melos teilgenommen hatte, dem Architekten Theodore Fyfe und dem Maler E. Gillieron d.Ä.

Die Grabungen begannen mit 30 Arbeitern, aber schon bald waren es mehr als hundert und im ganzen war der Ablauf der Arbeiten außerordentlich schnell. Schon nach fünf Tagen war Evans in der Lage zu behaupten, daß das große Gebäude, welches zutage kam, einer Kultur angehörte, die älter war als die mykenische. Am 7. Tag fand er die erste Tontafel mit Schriftzeichen, am 13. April erblickte der Thron des Minos das Licht der Welt und am 15. April schreibt Evans seinem Vater, er habe eine Menge von Tontafeln ähnlich den babylonischen gefunden, die die prähistorische Schrift der Kreter trügen. Sein Interesse an der Schrift wurde belohnt, und gleichzeitig kam die gesamte Kultur aus der Zeit dieser Schrift ans Licht.

So war am Ende des ersten Jahres (1900) der ganze Westflügel freigelegt, und im folgenden Jahr begann er den Ostflügel aufzudecken. Innerhalb von zwei Jahren waren der Thronsaal, der Zentralhof, das große Treppenhaus, die Magazine und die königlichen Gemächer freigelegt. Und am Ende der dritten Grabungskampagne (Ende 1902) lag fast der ganze Palast offen da. Es folgten ergänzende Grabungen im Palast und Forschungen außerhalb, die zur Aufdeckung von Häusern des Hofstaates, der Prozessionsstraße, des kleinen Palastes, des Grabs von Isopata und anderen führten.

Im Jahre 1914 unterbrach der erste Weltkrieg die Arbeiten, die erst 1922 wieder aufgenommen werden konnten und weitere zehn Jahre bis 1932 dauerten. Zu den ursprünglichen Mitarbeitern kamen weitere hinzu, so Piet de Jong als Architekt, E. Gillieron Jr. als Zeichner und die Archäologen E.J. Forsdyke und J.D.S. Pendlebury.

Seine Entdeckungen veröffentlichte Evans während der Jahre 1920-1935 in dem großen vierbändigen Werk: The Palace of Minos at Knossos (mit einem Indexband).
Im Jahre 1935 wohnte er der Enthüllung seiner Bronzebüste bei, die am Eingang zum Palast von Knossos steht. Er starb 1941 im Alter von 90 Jahren in Youlbury in England. Fünfzig Jahre hatte er der Erforschung der minoischen Kultur gewidmet. Einige seiner Theorien wurden von späteren Forschern bezweifelt. Doch das ist nur natürlich und liegt in der unausweichlichen und richtigen Entwicklung der Wissenschaft begründet.
Seine Initiative jedoch und sein gewaltiger Beitrag für die Archäologie waren mehr als grundlegend."

Quelle:

"Knossos - Ein Führer durch den Palast des Minos" von Anna Michailidou
Ektodike Athenon S.A. Omirou-Strasse 11,
Athen 10672,
Griechenland