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© Bild: Wolfgang Michael
Die Platanen von Kreta


"Nun, bei Hera, ein guter Ort zum Ausruhen! Diese Platane, gewaltig breit und hoch - wunderbar die Krone und der Schatten unter ihr. Wie steht sie in voller Blüte, so dass alles umher herrlich duftet!"

Sokrates in Platons » Phaidros «


die Sage von "Europa"

"... Endlich gegen Abend erreichten sie ein fernes Ufer. Der Stier schwang sich ans Land, ließ die Jungfrau unter einem gewölbten Baume sanft vom Rücken gleiten und verschwand vor ihren Blicken. An seine Stelle trat ein herrlicher, göttergleicher Mahn, der ihr erklärte, daß er der Beherrscher der Insel Kreta sei und sie schützen werde, wenn er durch ihren Besitz beglückt würde. Europa in ihrer trostlosen Verlassenheit reichte ihm ihre Hand als Zeichen der Einwilligung; und Zeus hatte das Ziel seiner Wünsche erreicht... "
(aus "Europa" Gustav Schwab)

Wenn es in der Europa-Mythe heißt, der Stier "... ließ die Jungfrau unter einem gewölbten Baume sanft vom Rücken gleiten ...", dann ist mit dem gewölbten Baume eine Platane, die Orientalische Platane gemeint. Schon bei den alten Griechen wird die Platane als Geschenk der Götter betrachtet und man huldigt ihr. Auch aus diesem Grund konnte Europa natürlich nur unter einer Platane von Zeus verführt werden. Einer der drei hier gezeugten Söhne, Minos nämlich, wird bald darauf der Begründer der ältesten Hochkultur Europas...

Und da es nach den alten Legenden geht, so steht diese besondere Platane noch heute in Gortýn (Gortys) auf Kreta. Von ihr wird behauptet, dass sie seitdem nie wieder ihre Blätter verloren habe.
Wer heute die Insel Kreta besucht kann noch etwa 30 dieser mythischen Exemplare besichtigen. Sie stellen eine besondere und nur auf der Insel Kreta vorkommende Mutation des ansonsten laubabwerfenden Gehölzes dar.

Auch Platon hatte den Wert der Platane erkannt. In seiner Akademie in Athen, säumten diese "Bäume der Götter" eine Vielzahl der Wege und halfen mit ihrem Schatten "die Lehren von der Weisheit" besser zu verstehen.

Zu bemerken ist ebenfalls, ein Fakt, der in Deutschland eher als störend empfunden wird. Die Platane, hier oft auch als Straßenbaum verwendet, hält ihre Blätter sehr lange am Holz. Erst im späten Winter bzw. zeitigen Frühjahr sind die meisten Blätter herabgefallen und lassen erst dann das wunderbar starke Geäst dieses Baumes visuell voll zur Geltung kommen. In Griechenland hingegen wird der Fakt des sehr lang haftenden Laubes genutzt, um mit eben diesen belaubten Ästen die Dächer von Garten"lauben" abzudecken.







Die Platane von Krási hat einen Stammumfang von 16 m ist aber nicht diejenige, welche als Handlungsort der Zeugung dreier Söhne, zwischen Europa und Zeus gilt. Diese besondere und ungemein kulturträchtige Platane steht in Gortýn und wird von kaum einem Fremdenführer oder Touristen vergessen zu besuchen. Auf unserem Bild sehen sie jedoch die älteste und mächtigste Platane Kretas - die Platane von Krási. Zu erreichen ist das Dorf Krási über die Straße, die von der Küstenstraße Heraklion - Àgios Nikólaos, auf die Hochebene von Lassithi führt.
Die Hochebene von Lassithi zeichnete sich früher durch eine besondere Art von Windmühlen aus. Im Gegensatz zu den im mitteleuropäischen Raum verbreitetem Typ der mit Holz- bzw. Holzstangenflügeln ausgestatteten Mühlen, gab es im "Tal der Windmühlen" auf der Lassithi-Hochebene seit jeher die mit Segeltuch bespannten Mühlenflügel.
Leider sind diese Mühlen heute nicht mehr in Betrieb und fast vollständig ersetzt wurden..
Wir möchten an dieser Stelle noch einmal der Familie Anett und Wolfgang Michael danken, die für uns Rosenfreunde zu Hause, viele Bilder und eine Menge interessante Informationen aus ihrem Urlaub auf Kreta mitbrachten.






Platanus orientalis L.
Orientalische Platane


— Heimat:

Von Südbulgarien und Griechenland mit seinen Inseln bis Kleinasien und dem Iran, zum teil bis zum nördlichen Indien vertreten.

— Größe und Form:

Bis 30 m hoher Baum mit schlankem Stamm, der bis in die Spitze durchgeht. Krone starkästig, breit aufgebaut, Zweige waagerecht abstehend.

— Borke:

Löst sich in großen sehr dünnen Stücken ab, darunter weiß oder graugelblich.

— Blätter:

Bis 20 cm breit, 5- oder 7 lappig, handförmig gespalten bis geteilt, die Lappen immer länger als breit; buchtig, unregelmäßig grob gezähnt, Grund mehr oder weniger keilförmig. Nebenblätter klein, flach.

— Früchte:

Fruchtstände immer zu mehreren

— Ansprüche und Verwendung:

Gut geeignet als Allee- und Parkbaum, keine besonderen Ansprüche.
Schon die Alten verwendeten den Namen Platane für diese Gattung. (griechisch: Platanos, lateinisch: Platanus).
Er leitet sich ab von griechisch platys = breit und bezieht sich auf die breiten Blätter oder die breit ausladenden Äste.


Quelle:

"Laubgehölze"
M.G. Eiselt / R. Schröder

Mit Abbildungen von Elisabeth Schlüter und Heinz Weber

1. Auflage 1977 - 1.-13- Tausend
Alle Rechte vorbehalten
(C) Neumann Verlag, Leipzig - Radebeul
VLN 151-310/16/77 - LSV 1359
Lektor: Bernhard Röllich
Schutzumschlag: Hellmuth Tschörtner
Typograhie: Heinz Rzepka

Printed in the German Democratic Republic
Gesamtherstellung:
INTERDRUCK
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III/18/97
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DDR Mark 42,-