historie
 
   
Labyrinthe


Die nachfolgende Abbildung zeigt das Fußbodenmosaik eines Hauses auf der Via Cadolini, Cremona - Italien, das in seinem Mittelpunkt die Erschlagung des Minotauros durch Theseus im Labyrinth des Palast zu Knossos thematisiert.
Typisch für eine Großzahl aller Labyrinthe ist die Möglichkeit der Rechtsorientierung, um auf dem kürzesten Weg bzw. überhaupt, an das Ziel, oder eben auch zu entkommen. Probieren Sie es doch einmal aus und kehren Sie wohlbehalten zurück ...
Eine weitaus bekanntere Möglichkeit ein Labyrinth wieder zu verlassen, bietet der "Ariadne-Faden". Er half Theseus nach bestandenem Kampf wieder zu seiner Geliebten Ariadne zurückzukehren und somit dem äußerst kunstvollen aber nicht minder tödlichen Labyrinth des Minotauros im Palast des Minos auf Knossos zu entkommen ...



Labyrinth (griech.)

- 1. allgemein Irrgang; Durcheinander, Wirrwarr.

- 2. Gebäude von kompliziertem Grundriß, das demzufolge aus verwirrend ineinandergehenden Gängen und Räumen besteht. Berühmt ist das Labyrinth, das der sagenhafte König Minos von Kreta durch Dädalus für den Minotaurus erbauen ließ. Aus den verschlungenen Gängen sollte keiner wieder herausfinden. Mit Hilfe des Garnknäuels der Ariadne gelang Theseus nach Bezwingung des Minotaurus der Rückweg. In den Resten der weitverzweigten Palastanlage von Knossos auf Kreta hat man das kretische Labyrinth zu erkennen geglaubt. Doch auch sonst kommt das Labyrinth. im Altertum vor., z. B. als Teil des Palastes von Medinet el-Fajum in Ägypten oder bei Grabanlagen, wie sie die Etrusker in Chiusi anlegten; das Labyrinth ist sogar im Norden bekannt, wie die sog. Trojaburg bei Wisby auf Gotland aus der Bronzezeit beweist. Die Gartenarchitekten des Barocks haben aus kunstvoll geschnittenen Hecken eine ganze Reihe von Labyrinthen angelegt. Als komplizierte spiralartige geometrische Figur ist das Labyrinth besonders auf Fußböden nicht nur in der Antike häufig dargestellt, sondern auch im Mittelalter in Kirchen (z. B. Kathedrale von Chartres), in denen es als "Jerusalemweg" Bußübungen diente.

- 3. im Hohlraum des Felsenbeins (knöchernes Labyrinth) gelegener Teil des Gehörorgans (häutiges Labyrinth), der das Gleichgewichtsorgan einbeschließt; besteht aus dem Vestibülapparat, Organ des Körpergleichgewichts: Gehörsäckchen (Sacculus), Gehörschlauch (Utriculus), den 3 Bogengängen mit den Ampullen, und dem eigentlichen Gehörorgan, der Schnecke (Cochlea); alle Teile sind von einem Gangsystem durchzogen, das mit Endolymphe ausgefüllt ist. Zwischen häutigem und knöchernem Labyrinth befindet sich Perilymphe. Der Vorhof (Vestibulum) des häutigen Labyrinth hat zwei Verbindungen zum Mittelohr, das durch die Steigbügelplatte (s. Gehörknöchelchen) verschlossene ovale Fenster und das von einer dünnen Membran überzogene runde Fenster.

- 4. zu beiden Seiten des Schädels oberhalb der Kiemenregion gelegenes Atmungsorgan der Labyrinthfische siehe - 7. wie z. B. Kletterfische, das sich erst einige Wochen nach dem Schlüpfen der Jungfische entwickelt und dessen zahlreiche Knochenlamellen von einer blutgefäßreichen Schleimhaut überzogen sind, wodurch es diesen Fischen möglich ist, auch atmosphärische Luft zu atmen.

- 5. Labyrinthdichtung: Maschinenbau, berührungslose Dichtung bei der das abzudichtende Medium (Durchflußmittel, z. B. Dampf) nacheinander mehrmals enge Spalten und anschließend erweiterte Räume passieren muß. Der dadurch jedesmal entstehende Druckverlust verhindert den Austritt ins Freie fast vollständig. Angewendet wird die Labyrinthdichtung z. B. beim Durchtritt der Dampfturbinenwelle durch das Gehäuse.
siehe Abbildung

- 6. Labyrinthentzündung, Labyrinthitis: Entzündung des Innenohres, die mit Gleichgewichtsstörungen, Erbrechen und Taubheit einhergeht. Die Labyrinthentzündung ist entweder eine Folgeerscheinung einer Mittelohrentzündung, einer Hirnhautentzündung oder einer akuten Infektionskrankheit; letztere vermag auch eine Entzündung des Hörnervs auszulösen. Die Behandlung erfolgt durch Sulfonamide, Penicillin oder durch operative Eröffnung des Labyrinths.

- 7. Labyrinthfische, Anabantidae: Bewohner pflanzenreicher, warmer Süßgewässer Afrikas und Südostasiens mit meist vergrößerten Flossen. Charakteristisch ist das Labyrinth (siehe - 4.) . Zu den Labyrinthfischen gehören u. a. Gurami, Fadenfische, Kampffische, Kletterfisch und Makropoden, die alle beliebte Aquarienfische sind.




Quelle:

MEYERS NEUES LEXIKON
IN ACHT BÄNDEN
FÜNFTER BAND
Konfektion - Muskarin
1963

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LEIPZIG

Unter Mitarbeit von über sechshundert Fachwissenschaftlern
herausgegeben von der Lexikonredaktion des
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Redaktionsschluß: August/Dezember 1962 o Alle Rechte vorbehalten
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