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Deutlich im Gegensatz, zum fast immer bis direkt an die Elbe bebauten Altstädter Ufer, zeigt sich die Neustädter Elbseite. Hier ist es vor allem das "Königsufer", welches sich am "Palaisgarten" (linker Bildrand) beginnend, bis hin zum "Rosarium" stromaufwärts erstreckt.
Teil dieses wundervollen und seinesgleichen suchenden Grünzuges, sind die verschiedenen Sondergärten, zu denen der Rosengarten und auch ein Staudengarten zählen. Mit der Errichtung dieser Gärten und der gärtnerischen Bearbeitung aller zum "Königsufer" zählenden Anlagen, gelang es dem damaligen Stadtgartendirektor Balke, diesen Bereich vor Immobilienspekulationen und Bebauung zu schützen und so der Dresdner Bevökerung zu erhalten.
Der Beginn des Dresdner Rosengartens


Genauso wie in der heutigen Zeit, wurden natürlich auch in den 1930 er Jahren größere städtebauliche Maßnahmen von der lokalen Presse journalistisch begleitet. Daher ist es uns heute noch möglich, wichtige Ereignisse wie die Eröffnung des Rosengartens am damaligen "Admiral-Scheer-Ufer" in Dresden zeitlich genauer einzuordnen.


Neben einer rein sachlichen Bedeutung dieser Mitteilungen, ergibt sich aber für uns auch der Aspekt eines bemerkenswerten Erzählstils, der für einige Texte auswahlbestimmend war.


"Der Dresdner Rosengarten -
Ein neuer Schmuckplatz wird der Öffentlichkeit übergeben"


Dresdner Anzeiger Nr. 156 (Juni 1935)


Ein würdiger Schmuckkasten ist in Dresden neu entstanden. Wenn man drüben in Neustadt an der Wasserstraße entlang wandert, kann man schon einen Blick hineinwerfen. Vom Straßenrande aus, halbwegs zwischen der Carl- und Löwenstraße, liegt, fast zwei Meter tiefer als die Straße, eine neue Gartenanlage. Vereinzelt wandeln schon verbotenerweise Menschen im beschaulichen Sinnen versunken auf roten Kies- und weißen Schotterwegen darin. Bald bleiben sie hier stehen und werfen einen Blick über wohlgeformte Beete, bald lassen sie ihre Blicke liebkosend über einen alten Steinbrunnen streichen oder steigen selbst über die alten Sandsteinstufen einer Freitreppe hinab über die Böschung. Weich und leicht wie auf samtenem Teppich schreitet es sich auf den Kiespfaden durch diesen Schmuckkasten, den Rosengarten am Königsufer. Am Sonnabend soll er der Öffentlichkeit übergeben werden...




"Der Rosengarten geöffnet"

Dresdner Anzeiger - 09.06.1935, Seite 5 (Nr. 159)


Als schönes Feiertagsgeschenk an die Dresdner Bevölkerung ist am Pfingstsonnabend der Rosengarten an der Wasserstraße zwischen Carl- und Löwenstraße der Öffentlichkeit übergeben worden. Mit seinen nahezu 6000 Rosenstöcken ist er ein hervorragender Ruheplatz, der in hohem Grade der Erholung und der Freude dienen wird. Wenn auch die "Königin der Blumen" sich jetzt noch nicht in ihrer vollen "majestätischen" Schönheit entfaltet hat, so zeigt doch auch heute schon das Gesamtbild dieser Anlage, über die der "Dresdner Anzeiger" mehrfach ausführlich berichtete, welchen großen Reiz dieses neue Schmuckstück neuzeitlicher Dresdner Stadtgestaltung darstellt, das als Teil des großen Königsuferbaues eine besondere Rolle spielen wird.




"Am Rosengarten wird gebaut"

Dresdner Nachrichten - 24.10.1935,
S. 7


An der nach der Löwenstraße zu gelegenen Seite des Rosengartens am Neustädter Elbufer werden zur Zeit Ausschachtungsarbeiten vorgenommen und Ziegelmauern aufgeführt. Es handelt sich um die Anlage einer dem Rahmen dieser Gartengegend angepassten Gaststätte, die einen dem Rosenhain zu gelegenen Vorgarten und eine Terrasse nach der Elbseite hin erhalten wird. Die dort befindliche steinerne Warte- und Kartenverkaufshalle der Sächsisch-Böhmischen Dampfschiffahrtsgesellschaft, die in städtischen Besitz übergegangen ist, bildet den Grundstock der neuen Gaststätte. Auch ein Gartengeräteschuppen wird im Zuge dieser Bauarbeiten mit errichtet werden. Im übrigen steht im Rosenhain die Königin der Blumen noch in Tausenden von Exemplaren und in allen Farben in herrlicher Blüte.




"Zwischen Rosengarten und Prießnitzmündung -
Ein neuer prächtiger Weg unter alten Bäumen"


Dresdner Anzeiger / S. 5 / 28.10.1936


Wer in diesen Herbsttagen - vorausgesetzt natürlich, dass es nicht gerade regnet - das Königsufer entlanggeht, der kann feststellen, dass dieses nicht nur im Sommer, sondern auch in der jetzigen Jahreszeit eine große Zahl von Besuchern hat. Es ist eine Tatsache, dass, je weiter die Arbeiten bei der Neugestaltung dieser riesigen Uferpromenade fortschreiten, desto mehr Dresdner den Weg zu ihr finden, um sich selbst von den dort gemachten Fortschritten zu überzeugen. Zugleich haben viele von ihnen aber auch bereits den besonderen und eigentümlichen Reiz kennengelernt, den gerade in diesen Herbsttagen ein Spaziergang unter dem vielfarbigen Laub der Bäume längs des Elbufers bietet.

In einem derartigen Gang, mit dem stets wechselnden Ausblick auf die historischen Bauten der Altstadt und die grünen Hänge von Loschwitz wird in naher Zukunft im oberen Teil des Königsufers noch bessere Gelegenheit geboten sein. Von der Löwenstraße bis zum Diakonissenweg entsteht augenblicklich ein breiter Promenadenweg. Er zieht sich längs des dort bereits zwischen Rasenflächen entlangführenden Fußweges hin, liegt aber jenseits der dort vorhandenen langen Mauer. Er wird die Breite von sechs Meter erhalten, von denen die dem Strome abgekehrten vier Meter in einen breiten Grünstreifen, der mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt werden soll, umgewandelt werden. Selbstverständlich werden auch hier, von wo man durch den erhöhten Standpunkt eine reizvolle Aussicht auf das Elbtal stromauf wie stromab genießt, Ruhebänke aufgestellt werden.

Am oberen Ende dieses Weges, wo sich augenblicklich die kleine Brücke über die Mündung der Prießnitz ein neues grünes Farbenkleid mit vergoldeten Verzierungen anlegt, führen zwischen sanft geschwungenen Mauern breite Stufen nach der neuen Promenade empor, die sich fast in ihrer ganzen Länge unter alten Kastanien und Eichen entlangzieht. Sie erweitert sich an dem anderen Ende, das sich bei der Mündung der Löwenstraße befindet, zu einem geräumigen Platz, der in eine Schmuckanlage mit Rasenflächen und Bänken umgewandelt wird. Breite Stufen führen hier wieder auf den unmittelbar am Strom entlangführenden Weg hinab, während ein weiterer Zugang zu ebener Erde auf den Ausläufer des Admiral-Scheer-Ufers gerichtet ist.

Einen besonderen Schmuck wird dieser geräumige Platz der Promenade dadurch erhalten, dass an seiner geschweiften Brüstung eine Reihe schlanker Sandsteinsäulen, die mit Holzwerk verziert sind, erreichtet wird. Im nächsten Frühjahr werden hier noch allerlei Schlinggewächse gepflanzt werden.
Wenige Schritte weiter, jenseits des Rosengartens, wo der Stier steht und die Weintraubenstraße mündet, wird augenblicklich ein bisher noch freigebliebener Platz innerhalb der Grünanlagen des Königsufers ebenfalls in eine Schmuckanlage umgewandelt, die hauptsächlich aus einer Rasenfläche, die von einigen Bänken umstanden ist, bestehen wird. Weiter oben aber, vom Linckeschen Bade hinauf bis zum Waldschlößchen hat der Pflug bereits tiefe Furchen in die Grasnarbe gezogen und Arbeiter heben den Mutterboden aus, damit hier eine weitere Etappe beim Bau des Königsufers vollendet werden kann, das sich nach der Fertigstellung dieses Teiles von der Marienbrücke bis zur Saloppe als eine einzigartige Uferpromenade hinziehen wird.




"Frühling am Königsufer"

Festschrift des Sächsischen Heimatschutzes anlässlich der Fertigstellung des Dresdner "Königsufers"


Frühling heißt Sonne und Licht, heißt Blühen und Sprießen um lustwandelnde Menschen, die hinter steinernen Mauern lange genug nach all diesen Lebensnotwendigkeiten lechzten. Und wenn man aus dem Lärmen und Treiben der innersten Stadt an das Elbufer tritt, wo stolze Brücken jene zwei Stadthälften Dresdens verbinden, da lacht dieser Frühling mit all seinen Attributen so verführerisch, als hätte er hier inmitten all dieses Betriebes sich sein ureigenstes Reich aufgebaut!

Aus jahrzehntelang Geplantem und wieder Verworfenem, aus unfreundlichen, oft abstoßenden Wiesenflächen, verwilderten Hausgärten und reklameübertünchten Brandgiebeln ward nicht ein großstädtisches Luxusviertel, wie man es einst schaffen wollte, sondern ein buntes, sonnenübersprühtes Reich des Frühlings, der Sommerschönheit, wie es wohl nicht besser passen kann zu der heiteren Physiognomie des alten Barock-Dresdens. "Königsufer" - dieser Name aus gewesener Zeit blieb auch diesem grünen Reich an der Elbe vorbehalten, und wenn man das Schönste, das Geschenk der gütigen Natur, als "königlich" bezeichnet, so will man wohl damit zum Ausdruck bringen, dass man hier tatsächlich etwas nicht Alltägliches zu schaffen sich bemühte! Und mehr und mehr formt sich nach allem emsigen Wirken dieses Bild des neuen "Königsufers" zu einem farbenbunten Frühlingstraum, wenn unter lichten Wolken die Türme und Dächer der stolzen Stadt funkeln und glitzern, wenn man sich so weit dünkt von allem lauten Getriebe und das Auge schwelt in dem Blütenzauber, der sich in kunstvollen Beeten, um geschlungene Promenadenwege der Sonne öffnet.

Auf imposanten Freitreppen steigt man hinunter zu dem Elbufer. Noch rauschen hinter uns die Wipfel des verschwiegenen Parkes am formenschönen Japanischen Palais, da grüßen uns schon die Staudenrabatten mit ihren zarten Frühlingsblüten, die Sommer und Herbst in nie vergehender Schönheit durch später blühende ablösen wird. Wilder Wein rankt an der sonnenbeschienenen Mauer um Rittersporn, Anemonen und Iris, um die Phloxblüten in sprühenden Farben, und der Teepavillon an der Einmündung der Körnerstraße wird nach seiner Fertigstellung so ein richtiger Frühlingstempel der Freude, des stillen Genießens all dieser vielfältigen Pracht werden.

Kein trennendes Hindernis bilden mehr die wuchtigen, die Ufer überspannenden Brücken. Sie sind harmonisch eingegliedert in dieses heitere Bild durch den feinen Schwung der gelbgetönten Sandsteintreppen, die, aus saftgrünen Rasenflächen emporsteigend, allmählich hinüberlehnet in den jetzt schon in überquellendem Farbenrausch prunkenden umfangreichen Staudengarten an der Carolabrücke. Er ist und wird von Jahr zu Jahr mehr ein gärtnerisches Kleinod werden, das den Ruhm Dresdens als "Gartenstadt" in weiter Ferne kündet. Wie die bunte Palette eines Malers breitet sich dieses Märchenreich, in dem zwischen schlichten Frühlingsblumen - Primeln, Glockenblumen, Akelei, Lupinen und unzähligen anderen - Azaleen und Rhododendronbüsche ihren betörenden Farbenzauber mischen. Das ist das wahre Frühlingsreich an der Elbe, zu dessen geruhsamer Betrachtung Bänke mit annähernd 200 Sitzplätzen einladen. Hier, über diesem farbensprühenden Meer, wirken die Kuppeln und Türme der Stadt tatsächlich wie ein schönes Barockmärchen, so heiter und sonnenverklärt, als wäre die steinerne Schöpferlaune des Zwingerhofes zum Leben erwacht!

Und wenn dann der Rotdorn seine feurigen Dolden öffnen wird und aus den Akazientrauben betörender Duft strömt, dann vergisst man, dass hier jenseits der Albertbrücke noch vor kurzem ein ödes Steinpflaster und ungepflegter Rasen die Sonnenstrahlen auffing, so nüchtern alltäglich, dass kaum der feine Schwung der frühlingsbunten Loschwitzer Höhen zur Geltung kam. Der Rosengarten schließt diesen Blütentraum inmitten der Stadt ab. Noch ist die Zeit nicht so weit, dass diese 6000 Rosen ihre hoheitsvollen Kelche öffnen, aber wer dann in den dufthauchenden Sommernächten hier träumt, der wird wohl als griesgrämigster Hypochonder noch einmal einen Funken Lebenslust verspüren, den ihm das "Königsufer" der Gartenstadt Dresden.