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Helios der Sonnengott


Helios (griech.), »Sonne«

- in der griechischen Mythologie der gewaltige, strahlende Sonnengott (lat. Sol), der den mit vier feurigen Rossen bespannten Sonnenwagen täglich über den Himmel führt und nachts im Sonnenbecher über das Meer wieder zum Ausgangspunkt zurückkehrt. Da er alles sah und hörte, wurde er zum Schwurzeugen angerufen. (Quelle: Meyers Neues Lexikon)

In der griechischen Mythologie gibt es verschiedene Deutungen und Varianten zur Herkunft des Titanen Helios. So soll er einerseits ein Sohn des Zeus sein, oder aber andererseits der Sohn der Titanen Hyperion und Theia. Nach der letzteren Zuordnung gilt Helios somit ebenfalls als Titan. In Homers "Odyssee" zeugte Helios die Nymphen Lampetia ("Erhellende") und Phaetusa ("Leuchtende") mit Neaira. In einer weiteren Mythe wird als Frau des Helios, Klymene benannt.
Mit dieser zeugte Helios einen Sohn namens Phaeton, welcher durch seine dramatisch endende Fahrt mit dem Sonnenwagen, in der Mythologie bekannt wurde. Als Schwestern des Phaeton gelten die drei Heliaden Aigle, Phaetusa, Lampetia.

Phaeton - die Sage

Wie bereits eingangs erwähnt, führt Helios täglich den vierspännig bespannten Sonnenwagen von Osten nach Westen über das Firmament und kehrt des Nachts über den Oceanos an seinen morgendlichen Ausgangspunkt zurück.
Seine Reise mit dem Sonnenwagen folgt der Morgenröte Eos und wird von der "Königin" der Nacht, der Mondgöttin Selene, beendet. Die vier feurigen Rosse die Helios bei dieser schwierigen Fahrt zu bändigen hat heißen in Ovids Metamorphosen Aithon , Eoos, Phlegon und Pyrois.
....Da er alles sah und hörte, wurde er zum Schwurzeugen angerufen. (Quelle: Meyers Neues Lexikon) ... bezieht sich auf die "Illiade" von Homer. In ihr wird beschrieben, wie "Helios der alles hörende und sehende" das Versteck der Persephone an Demeter verriet. Auch Hephaistos trug er die Untreue Aphrodites zu. Durch diese "seherischen" Gaben begünstigt wird Helios dann häufig auch als Gott des Schwures bezeichnet .
Zu Ehren des Helios wurde auf Rhodos der 33 m hohe Kolos von Rhodos errichtet. Er stand mit großer Wahrscheinlichkeit nicht über der Hafeneinfahrt, sondern in einem Vorhof des königlichen Palastes von Rhodos. Trotz mühevoller Arbeit währte das Leben dieser Statue nicht allzulang. Bereits nach fast 70 Jahren Standzeit stürzte es um und zerschellte in viele kleine Stücke. Diese wurden zwar noch lange Zeit denen die sie sehen wollten vorgeführt, aber schlussendlich kaufte ein jüdischer "Altwarenhändler" alle verfügbaren Reste auf und entzog sie damit weiterer Bewunderung. So zumindest wird es auf Rhodos erzählt und warum sollte nicht auch diese Denkmal, den Weg seiner späteren Artgenossen gegangen sein sollen?





Phaetons Fahrt mit dem Sonnenwagen, dargestellt auf einem Bild von Peter Paul Rubens.



"Der Sturz des Phaeton" von Peter Paul Rubens um 1605.
Öl auf Leinwand, 0,984 x 1,312 m.
National Gallery of Art, Washington, DC. Patrons' Permanent Fund 1990.1.1






Phaeto (griech.) , »der Strahlende«

- Sohn des griechischen Sonnengottes Helios; erbat sich von seinem Vater für einen Tag die Lenkung des Sonnenwagens. Als er die Gewalt über die Sonnenrosse verlor, erschlug ihn Zeus mit einem Blitz, und Phaeton stürzte in den Fluß Eridanus.

- m: >nach dem Sonnenwagen des Phaeton< veraltete Bezeichnung für Personenkraftwagen mit aufklappbarem Verdeck

(Quelle: Meyers Neues Lexikon)


Einige weitere interessante Fakten seien hier noch erwähnt. So sollen zum Beispiel Phaetons Schwestern am Ufer des Flusses Eridanos, in den Phaeton stürzte, ob ihrer unermeßlichen Trauer zu Pappeln verwandelt wurden sein. Die Tränen mit denen die sie ihrem Bruder beweinten, wurden forthin zu Bernstein und erinnern uns somit noch heute an diesen Tag der Erde, der "ohne Sonnenlicht vorübergeflogen" und von dem Gustav Schwab in seiner Phaeton-Sage berichtet: "Der ungeheure Brand leuchtete allein."

Phaeton - die Sage

Auch am nächtlichen Sternenhimmel kündet uns ein Sternbild von der Sage um Phaeton. Mit dem Sternbild "Auriga" - lat. Wagenlenker oder Fuhrmann - und dessen Hauptstern "Capella" der mit zu den hellsten Fixsternen zählt, finden wir noch heute am nördlichen Sternhimmel ein wahrhaft göttliches Zeichen dieses alten griechischen Mythos. Im Jahr 1935 wurden die Aurigiden beobachtet. Mit der Bezeichnung Aurigiden wurde ein aus der Richtung des Sternbild "Auriga" kommender Meteoritenstrom bezeichnet, der aber heute schon wieder verloschen ist. Doch nicht nur dieses eine Sternbild deutet auf Phaetons mißglückte Fahrt mit dem Sonnenwagen hin. Stellen Sie sich einmal in einer sternenklaren Nacht unter das unermeßliche weite Firmament und vergessen Sie alles, was Sie über Astronomie wissen. Gehen Sie in sich und denken Sie dabei an die Sage von Phaeton und an das Bild, welches Peter Paul Rubens malte. Und dann schauen Sie auf das schwach leuchtende Band der "Milchstraße".....
.... Denn einer Sage nach, soll genau dieses - "Milchstraße" - genannte Sternensystem, die heute noch immer blinkende und glitzernde Spur von Phaetons Fahrt mit dem Sonnenwagen am Himmelszelt sein.
So richtig interessant wird es aber erst dann , wenn man weiß, dass die nördliche Milchstraße über dem Sternbild "Auriga" - lat. Wagenlenker oder Fuhrmann - beginnt und sich weiter über die Sternbilder "Perseus" und "Cepheus" zum Sternbild "Cygnus" und "Aquila" zieht. In einem angenommenen Zentrum der "Milchstraße", finden wir das Sternbild Sagittarius (Schütze) und in der darauf folgenden südlichen Milchstraße schließen sich mit "Centaurus" und "Crux", "Puppis" und "Monoceros" weitere bekannte Bilder an.
In unmittelbarer Nähe zum "Milchstraßensystem finden sich auch die drei außergalaktischen Sternensysteme "Andromedanebel", die große und die kleine "Magellansche Wolke".
Vor allem die Namen der nördlichen "Milchstraße tragen für uns einen deutlichen Bezug zur griechischen Mythologie in sich. Neben dem bereits erklärten Bild des "Auriga" finden sich folgende Erklärung in "Meyers Neues Lexikon":

"Perseus" — in der griechischen Sage Sohn des Zeus und der Danae; tötete die Gorgo Medusa, wobei er, um den versteinernden Blick zu meiden, sich eines Spiegels bediente. Er befreite die an einen Felsen geschmiedete Andromeda von einem Meeresungetüm und nahm sie zur Frau. Mit dem Gorgonenhaupt versteinerte er seine Feinde ..."

"Cepheus" — Kepheus, in der griechischen Sage König von Äthiopien, vermählt mit Kassiopeia, Vater der Andromeda ..."

"Cygnus" der Schwan; Sternbild des nördlichen Himmels; Hauptstern ist der Deneb, ein Stern des Sommerdreiecks. Da die hellsten Sterne ein Kreuz bilden, wird der Cygnus auch "Kreuz des Nordens" genannt. Im Cygnus liegt der Nordamerikanebel ..."

"Aquila" Adler; Sternbild des nördlichen Himmels; der hellste Stern im Adler, der Atair, gehört zum Sommerdreieck ..."

"Centaurus" Zentaur, Kentaur; Sternbild des südlichen Himmels; der Fixstern "Proxima Centauri" in ihm steht mit 4,3 Lichtjahren der Erde am nächsten, er liegt dicht beim Hauptstern "Alpha Centauri", der etwa 4,7 Lichtjahre von der Erde entfernt ist.
Zentaur, Kentaur; wilde Fabelwesen der griechischen Sage mit menschlichem Oberkörper und Pferdeleib; besonders bekannt durch ihren Kampf mit den Lapithen ..."

Anzumerken wäre nun zu ausgewählten Mythen folgendes:

Während "Meyers Neues Lexikon" das Thema Kentauren, Chiron und Nessos noch einmal besonders hervorhebt, sind wir der Meinung, ein Buch unbedingt erwähnen zu müssen. Wenn Sie es irgendwie ermöglichen können, lesen Sie unbedingt "Klint" von Horst Stern.

"... Aufgeschlagen vor dem Leser werden Situationen der Verwirrung eines Menschen, der an seiner Leidenschaft für das kreative Leben zu Grunde geht, eines Journalisten, der verstummt, weil die Sprache zu trivialem Müll verkommt, der sich besänftigend über jede Katastrophe legt. Unentrinnbar verstricken sich in Klints Kopf Wirklichkeit und sehnsüchtige Phantasien, bis ihm Hieronymus Boschs "Garten der Lüste" zum ökologischen Menetekel wird und der Ritt auf einem Kentauren durch das griechische Arkadien zu einem apokalyptischen Galopp entlang den Abgründen einer Welt, die sich selbst zum Tod verurteilt hat..."

So lautet ein Auszug aus dem Klappentext dieses Buches aus dem Goldmann Verlag und über den Autor Horst Stern heißt es an gleicher Stelle:

"... Horst Stern, 1922 geboren, brachte als einer der ersten Journalisten mit seinen Fernsehfilmen über gestörte Mensch - Tier - Beziehungen und den Ausverkauf der Natur die ökologische Diskussion in Deutschland in Gang. Nach seinen aufsehenerregenden Veröffentlichungen - besonders ist hier zu nennen das Buch "Rettet den Wald" - überraschte er seine Leser 1986 mit der Publikation seines ersten literarischen Weges, des Romans "Der Mann aus Apulien. Die privaten Papiere des italienischen Staufers Friedrich II." Ihm folgte 1989 die "Jagdnovelle", 1993 "Klint".
Horst Stern lebt heute in Irland

Nicht ganz so umfangreich beschrieben aber nicht weniger wichtig ist der Adler in der griechischen Mythologie. Erwähnt sei an dieser Stelle, das es ein Adler war, der von Zeus gesandt, an Prometheus Leber fraß:

" ... Zeus hielt Wort; er sandte dem Gefesselten einen Adler, der als täglicher Gast an seiner Leber zehren durfte, die sich, abgeweidet, immer wieder erneuerte. Diese Qual sollte nicht eher aufhören, bis ein Ersatzmann erscheinen würde, der durch freiwillige Übernahme des Todes gewissermaßen sein Stellvertreter zu werden sich erböte..."

die Sage von Prometheus

Nach den Erzählungen die man auf Knossos hören kann, war es ebenfalls ein Adler in den sich Zeus verwandelte, um die von ihm in Stiergestalt entführte Europa vom Strand von Mátala nach Gortyn auf Kreta zu bringen. Hier zeugte er mit Europa unter einer Platane die drei Söhne Minos, Rhadamanthys und Sarpedon. Von dieser Platane wird nun berichtet, dass sie seitdem nie mehr ihre Blätter verlor.

die Platanen von Kreta

Auch über einen Verwandten Phaetons, den König Kyknos, wurde auf Knossos berichtet. (Führung im Museum von Heraklion) Er soll der Geliebte des Phaetons gewesen sein, der derartig um Phaeton betrübt war, dass Apoll ihn aus Mitleid in einen Schwan verwandelte. Noch heute könnte man am schönen Strand von Dyskós seinen traurigen Gesang (Schwanengesang) vernehmen, vor allem dann wenn man selbst von großen (Liebes-)Leid betroffen wäre...

Eine Menge weiterer interessanter Fakten zur griechischen Mythologie und zur Gestalt Phaetons fanden wir unter

www.sungaya.de

— Die Zerstörungen auf der Erde, die der schwankende Sonnenwagen anrichtete, sollen jene kosmische Katastrophe beschreiben, der auch Atlantis zum Opfer fiel. In Platons Dialog Kritias erzählt dieser Kritias, einst sei dem Solon in Ägypten von einem Priester berichtet worden, die Hellenen seien weitgehend geschichtslos und hätten daher den geschichtlichen Bericht in eine märchenhafte Fabel gekleidet.

Eingedenk dieses Mythos wurde auf Rhodos, der Insel der Sonne, alljährlich zu Ehren des hethitischen Tesup ein von weißen Pferden gezogener brennender Wagen dem Meer übergeben.

— Phaeton heißt auch eines der Pferde der Göttin Eos und eines Priesters

— Phaeton ist auch Name eines mutmaßlichen zehnten Planeten, der einst unser Sonnensystem bevölkert haben soll, ehe er zerplatzte.

— In jüngerer Vergangenheit (2001) wurde die Vergabe des Namens "Phaeton" an ein Automobil zum Thema. Man spöttelte, ausgerechnet der "erste Amokfahrer der Weltgeschichte" sei Namenspatron des Wagens.


Quelle:
http://www.sungaya.de/schwarz/griechen/helios.htm






Text der deutschen Führung in der National Gallery of Art, Washington, DC. zu dem Bild:

"Der Sturz des Phaeton" von Peter Paul Rubens

"Helios, der griechische Gott, der den Sonnenwagen tagsüber über den Himmel führt, hatte einen Sohn, Phaeton, von einer menschlichen Mutter zur Welt gebracht. Mit der Unbesonnenheit der Jugend überredete Phaeton seinen Vater, ihn den Sonnenwagen fahren zu lassen. Phaeton ignorierte die strengen Warnungen des Vaters, seine menschliche Gebrechlichkeit zu bedenken, und ergriff die Zügel. Die Pferde brannten sofort durch und versengten alles um sie herum mit der Hitze der Sonne. Die weiblichen Gestalten mit den Schmetterlingsflügeln personifizieren die Zeit und die Zyklen der Sonne. Sie reagieren mit Schrecken, als die Erde plötzlich in Flammen aufgeht. Sogar die großen astrologischen Bänder, die sich in der oberen linken Ecke über den Himmel erstrecken, werden durch das Chaos gestört. Um das Universum vor totaler Zerstörung zu bewahren, wirft Zeus, der griechische König der Götter, einen Donnerkeil, der hier durch einen blendenden Lichtstrahl dargestellt wird. Der Wagen zerbricht, die Pferde reißen sich los, und Phaeton stürzt in den Tod.
Rubens malte dieses dramatische frühe Werk über die acht Jahre hinweg, die er in Italien reiste. Die kraftvolle Beweglichkeit und die komplexen Stellungen dieser fallenden Gestalten und um sich schlagenden Pferde stammen aus florentinischen und römischen Schlachtszenen von Leonardo da Vinci, Michelangelo und Raphael. Venezianische Gemälde, besonders die von Tintoretto, sind die Anregung für das helle Licht, das Rubens für diese barocke Komposition benutzt."

http://www.nga.gov






mehr zu "Cygnus"

" ... In Kolonai bei Troja herrschte der König Kyknos, der, von einer Nymphe dem Meeresgotte Poseidon geboren, auf der Insel Tenedos wunderbarerweise von einem Schwan großgezogen worden war, daher er auch seinen Namen Kyknos, das heißt Schwan bekommen hatte. Dieser war den Trojanern verbündet, und ohne besonders dazu von Priamos aufgefordert zu sein, hielt er sich verpflichtet, als er die Landung der fremden Kriegsvölker vor Troja gewahr wurde, seinen alten Freunden zu Hilfe zu kommen. Daher sammelte er in seinem Königreiche einen ansehnlichen Heerhaufen, legte sich in der Nähe des griechischen Schiffslagers in einen Hinterhalt und war mit seiner Schar eben erst in diesem Versteck angekommen, als die Griechen, aus dem ersten Treffen mit den Trojanern als Sieger zurückgekehrt, ihrem gefallenen Helden die letzte Ehre erwiesen. Während sie sorglos und nicht
in der vollen Waffenrüstung um den Scheiterhaufen geschart standen, sahen sie sich plötzlich von Streitwagen und Bewaffneten umringt, und ehe sie sich nur besinnen konnten, ob der Boden die Streiter ausgespien habe oder woher sie sonst erschienen seien, hatte Kyknos mit seiner Heeresmacht ein furchtbares Blutbad unter den Griechen angerichtet.
Doch war nur ein Teil der Argiver bei der Leichenfeier des Protesilaos beschäftigt und zugegen. Die ändern bei den Schiffen und in den Lagerhütten waren ihren Waffen näher und eilten, den Peliden Achill an der Spitze, den Ihrigen bald in voller Rüstung und in geschlossenen Kriegsreihen zu Hilfe. Ihr Anführer selbst stand auf dem Streitwagen, schrecklich anzuschauen, und seine todbringende Lanze traf mit ihrem Stoße bald diesen, bald jenen Kolonaier, bis er, in den Reihen der Schlacht nur den Feldherrn der Fremdlinge suchend, diesen im fernen Kampfgewühle an den gewaltigen Stößen erkannte, die er, auch auf einem hohen Streitwagen stehend, rechts 'und links an die Griechen austeilte.
Dorthin lenkte der Held Achill seine schneeweißen Rosse, und als er nun dem Kyknos gegenüber auf dem Wagen stand, rief er, die bebende Lanze mit nervigem Arme schwingend: "Wer du auch seiest, Jüngling! nimm diesen Trost mit in den Tod, daß du von dem Sohne der Göttin Thetis getroffen worden!" Diesem Ausruf folgte sein Geschoß. Aber so sicher er die Lanze abgezielt hatte, so rüttelte sie dem Sohne des Poseidon doch nur mit dumpfem Stoße an der Brust; und mit staunendem Blicke maß der Pelide seinen unverwundlichen Gegner. "Wundre dich nicht, Sohn der Göttin", rief dieser ihm lächelnd zu; "nicht mein Helm, den du anzustaunen scheinst, oder mein hohler Schild in der Linken halten die Stöße von meinem Leibe ab; vielmehr trage ich diese Schutzwaffe als bloßen Zierat, wie auch wohl der Kriegsgott Ares zuweilen zum Scherze Waffen anzulegen pflegt, deren er doch gewiß nicht bedarf, seinen Götterleib zu schirmen. Wenn ich alle Bedeckung von mir werfe, so wirst du mir doch die Haut mit deinem Speere nicht ritzen können. Wisse, daß ich am ganzen Leibe fest wie Eisen bin und daß es etwas heißt, nicht etwa der Sohn einer Meernymphe zu sein, nein der geliebte Sohn dessen, der dem Nereus und seinen Töchtern und allen Meeren beut. Erfahre, daß du dem Sohne Poseidons selbst gegenüber stehst!" Mit diesen Worten schleuderte er seinen Speer auf den Peliden und durchbohrte damit die Wölbung seines Schildes, daß derselbe durch das Erz und die neun ersten Stierhäute der göttlichen Waffe hindurchdrang: erst in der zehnten Lage blieb das Wurfgeschoß stecken. Achill aber schüttelte den Speer aus dem Schilde und sandte dafür den seinigen gegen den Göttersohn ab. Aber der Leib des Feindes blieb unverwundet. Selbst das dritte Geschoß, das der Pelide absandte, blieb ohne Wirkung.
Jetzt geriet Achill in Wut wie ein Stier im Tiergefechte, dem ein rotes Tuch vorgehalten wird und der mit den Hörnern in die Luft gestoßen hat. Noch einmal warf er die Lanze aus Eschenholz nach Kyknos, traf diesen auch wirklich an der linken Schulter und jubelte laut auf; denn die Schulter war blutig. Doch seine Freude war vergeblich, das Blut war nicht das Blut des Göttersohnes, es war der Blutstrahl des Menotes, eines neben Kyknos fechtenden und von anderer Hand getroffenen feindlichen Helden.
Knirschend vor Wut sprang jetzt Achill vom Wagen, eilte auf den Gegner zu und hieb mit gezücktem Schwerte auf ihn ein; allein selbst der Stahl prallte stumpf an dem zu Eisen gehärteten Körper ab. Da erhub Achill in der Verzweiflung den zehnhäutig Schild und zerschlug dem unverwüstlichen Feinde, ganz auf ihn eingedrungen, drei-, viermal die Schläfe mit der Schildbuckel Jetzt erst fing Kyknos an zu weichen, und Nebel schwamm ihm vor den Augen; er wandte seine Schritte rückwärts, strauchelte über einen Stein, darüber ergriff ihn Achill mit der Hand im Nacken und warf ihn vollends zu Boden. Dann stemmte er sich mit Schild und Knien auf die Brust des Liegenden und schnürte dem Feinde mit seinem eigenen Helmbande die Kehle zu.
Der Fall ihres göttlichen Führers nahm den Kolonaiern plötzlich den Mut; sie verließen den Kampfplatz in wilder Flucht, und bald war von dem ganzen Überfalle nichts mehr zu sehen als die vielen Leichen von Griechen und Barbaren, die auf dem Felde um den halbvollendeten Grabhügel des Protesilaos zerstreut umherlagen und den um viele der Ihrigen trauernden Argivern neue Arbeit machten.
Die Folge dieses Überfalls war, daß die Griechen in die Landschaft des erschlagenen Königes Kyknos einfielen und aus der Hauptstadt Mentora die Kinder desselben als Beute hinwegführten. Dann griffen sie das benachbarte Killa an, eroberten auch diese feste Stadt mit unermeßlicher Kriegsbeute und kehrten so beladen zu ihrem wohlbewachten Schiffslager zurück …"

aus "Die schönsten Sagen des klassischen Altertums" Gustav Schwab