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"Wehe großer Wind"


Wenzel singt Woody Guthry

Words: Woody Guthrie - Music: Guthrie/Wenzel
Titel 14
der CD "Ticky Tock"
erschienen bei Conträr Musik 2003


mehr über die CD "Ticky Tock"




Wenzel über Guthrie

Wehe großer Wind!
komm und reiß mir die Wand ein!
Wehe großer Wind!
Schmeiß mein Haus mit deiner Hand ein!
Blas fort die Geister und Dämonen der Nächte,
Feg die Sorgen aus dem Kopf mir, all das Schlechte.
Komm Wind, komm!
Feg diesen Platz rein!

Wehe großer Wind!
komm und reiß mein Regal ein!
Wehe großer Wind!
Laß jeden Baustein egal sein!
Spekulanten, Diebe, alle Meister des Schwindels!
Wehe weg dieses ganze Gesindel.
Komm Wind, komm!
Reiß den ganzen Scheiß ein!

Wehe großer Wind, komm!
und schmeiße die Wand ein!
Wehe großer Wind!
Reiß die Halle mit der Hand ein!
Reiß entzwei all die Drogenverticker
All die Schwätzer, all die Klugscheißerficker!



Komm, Wind komm!
Hau hier alles kurz und klein!

Wehe großer Wind, komm!
Und reiß jeden Stein ein!
Wehe großer Wind, komm!
Und fahr in mein Dach rein!
Treib fort Streikbrecher, Verräter und Idioten!
Wehe fort die Fliegerbomben mit ihren Piloten.
Komm, Wind komm!
Mach diesen Haß klein!

Wehe großer Wind, komm!
Und mach meinen Preis klein!
Wehe großer Wind!
Laß die Miete meines Hauses klein sein!
Treibe fort die Demagogen, Hetzer, all die ewigen,
die uns Rassenhaß als letzte Rettung predigen.
Komm, Wind komm!
Reiße all das ein!

Wehe großer Wind, komm!
Und reiß all das ein!
Wehe großer Wind!
Schmeiß die Welt mit ´nem Stein ein!
Wehe kalt und wehe heiß,Wehe laut und wehe leis.
Komm, Wind komm!
Feg uns diesen Stern rein!




"In den Jubelorgien der real existierenden Neoliberalen, der Yuppies und ewig frohen Erfolgspositivisten erscheint Guthries Lebenswerk sonderbar erfolg- und sinnlos.
Keine goldenen, platinen Schallplatten, keine Dankesreden in den Nachprogrammen der Oscar- Verleihungen. Nichts.
Die wenigen Plattenaufnahmen machen ihn zum permanenten Geheimnis ... Woody ist ein Anstifter.
Er stiftet zu einer Song-... Kultur an, ... eine internationale Kultur, deren Reflex auf die höllischen Phänomene der Industriealisierung nie in pure Wald- und Wiesenseligkeit verkam....
Woody Guthrie hat sich den von den Trendsettern konzipierten Vereinfachungen versperrt. Seine Poesie lebt von den Früchten der harten Realität. Keine ästhetische Schule, kein modisches Label hat so viel Einfluß auf Melodie, Sound und Sprechduktus wie die unaushaltbare Welt...
Die Vitalität aber mit der Woody Guthrie dies zu behaupten wußte, beruht auf einem einfachen Grund:
ER LIEBTE DIE KINDER.
Um ihretwillen, so scheint mir, hat Woody alle Songs geschrieben. Ihre Zukunft schien ihm als Ort für alles Wichtige bedeutsam. Der naive Blick, das spielerische Zerbröseln der Worte, das überschwengliche Erzählen, - all diese Tugenden erlernte er für die Kinder, um ihnen ebenbürtig sein zu können!...
Für die Kinder ist das Singen eine Finte um die Angst zu besiegen, die Einsamkeit auszutricksen, und in spielerischer Weise den Umgang zu erlernen mit den harten Tatsachen der Welt.
Wie ein Clown der das Lächeln heraufbeschwört und einnen kleinen Augenblick das Gefühl erzeugt, alles ließe sich zu seinem Guten wandeln hienieden."

Hans Eckart Wenzel

aus:
"Woody Guthrie - Der soziale Clown an den Grenzen der Welt"