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Ganglinien des Durchflusses der Elbe und des Wasserbedarfes der Stadt Dresden in Prozent der Jahressummen
"Flüsse und Seen der Erde"
(C) URANIA - VERLAG
1980 Bestimmende Umweltfaktoren für Dresden und den Rosengarten - Fluss
Mehr Infos unter:
www.elbwiesen-erhalten.de
"Ich blicke von dem hohen Ufer herab über das herrliche Elbtal.
Es lag da wie ein Gemälde von Claude Lorrain unter meinen Füßen - es schien mir wie eine Landschaft auf einen Teppich gestickt.
Grüne Fluren, Dörfer, ein breiter Strom der sich schnell wendet Dresden zu küssen, und hat er es geküßt schnell wieder flieht - und der prächtige Kranz von Bergen, der den Teppich wie eine Arabeskenborde umschließt - und der reine, blaue italische Himmel der über die ganze Gegend schwebte ..... "
Heinrich von Kleist (1777 - 1811) in einem Brief an seine Schwester
Zu den großen Eindrücken, die der Besucher in Dresden empfängt, gehört der Blick von der Brühlschen Terrasse auf die Elbe. Hier konzentriert sich alles, was der Strom zur Schönheit der Stadt beitragen kann.
Es ist bereits darauf hingewiesen worden, welche harmonischen Proportionen Strom und Architektur zu einer Einheit verbinden. Dazu gehört die Breite der Elbe, die beim technischen Ausbau ab 1861 auf durchschnittlich 113 m festgelegt worden war. Der Neustädter Ufersaum fügt sich mit reichlich 100 m Breite in dieses Maßwerk ein, belebt es aber kräftig durch den Gegensatz zwischen den steinernen Kunstbauten der Altstädter Seite und dem flachen Neustädter Ufer mit seinem Saum von Elbgeröllen und dem grünen Wiesenstreifen.
Der Blick von der Brühlschen Terrasse läßt auch die Schwingungen des Flusses erkennen, die sich freilich an anderen Stellen noch besser darbieten, so am Schlachthof - Pieschener Winkel, bei Briesnitz und am Waldschlößchen.
In die breite Elbtalwanne hat sich der Fluß bis auf 100 m ü. NN eingetieft, und die unterste eiszeitliche Schotterlage auf den Gesteinen der Kreidezeit gehört der Saalekaltzeit an, der gleichen Zeit, deren Endphase auch die breite Hellerterrasse zugehört. In die saalekaltzeitlichen Sedimente hat sich dann die Elbe erneut eingeschnitten und in einem etwas engeren Bett die weichselkaltzeitlichen Schotter aufgeschüttet, die heute weithin den Talboden als Niederterrasse bilden. Nach der kaltzeitlichen Aufschüttungsphase hat sich die Elbe wieder eingeschnitten, meist in mehreren Armen. Diese alten Elbläufe gliedern die breiten Niederterrassenflächen auf. Von diesen alten Elbwegen hat sich einer als die heutige Strombahn durchgesetzt, die sich auch noch etwas weiter eingetieft hat. Die heutige Überschwemmungsaue läßt in ihren einfachen Formen freilich nicht den verwickelten Werdegang dieses Talabschnittes erkennen.
Der Nullpunkt des Dresdner Pegels liegt nach einer Neufestlegung am 1.1. 1935 bei 103 m ü. NN.
Der genaue Wert dieses Pegels am Elbkilometer 55.630 liegt bei NN + 102,727 m. Der Betreiber des Pegels ist das "Wasserstrassenamt Dresden"
Elbpegel WSA Dresden
Bundesanstalt für Gewässerkunde
www.umwelt.sachsen.de
mit seinem ständig aktualisiertem Hochwasserinformations- und -managementsystem
Der erste Brückenpfeiler der Georgi-Dimitroff-Brücke (heute wieder "Augustus-Brücke") auf der Altstädter Seite zeigt den ablesbaren Lattenpegel, das kleine Basteischlösschen auf altem Festungsmauerwerk unter dem Italienischen Dörfchen birgt das registrierende Schreibwerk des Wasserstraßenamtes. Mit dieser Tieferlegung des Pegelnulls konnten bei den Wasserstandsangaben Plus- und Minuswerte vermieden werden. Außerdem hatte sich die Elbe seit der technischen Korrektion in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts infolge der dadurch bewirkten Beschleunigung des Abflusses um rund 90 cm tiefer eingeschnitten, so daß der Wasserstand bei Pegelnull bereits recht hoch war. Durch diese Tieferlegung sind Maximalhochwasser wie die von 1845 oder auch 1890 heute selbst dann nicht zu erwarten, wenn zusätzlich keine Regulierungsbauwerke, beispielsweise Staustufen, errichtet worden wären.
Bei einem Pegelstand von 4,70 m muß die Schiffahrt wegen der Brückendurchlässe eingestellt werden, bei 5,30 m wird das Terrassenufer überflutet. …
In diesem Zusammenhang muß unbedingt auf die Flut vom August 2002 hingewiesen werden, die alle bis dahin gültigen Erkenntnisse im wahrsten Sinne des Wortes hinweg spülte!
Bis einschließlich Montag fielen innerhalb von 24 Stunden 320 Liter Regen pro qm in Dresden, das entspricht einer durchgängigen Wasserhöhe von 32 cm auf jedem vom Niederschlag betroffenen Quadratmeter. Oder etwas einfacher ausgedrückt würde es der Menge von 32 vollen Wassereimern entsprechen, die sie in dieser Zeit auf einen Quadratmeter ihres Gartens ausbringen müßten.
Die nachfolgenden Pegelstände wurden nicht nur durch diese immensen Niederschläge erreicht, sie waren auch die Auswirkung von, ebenfalls durch ungewöhnlich starke Niederschläge, wesentlich verstärkten Zuflüssen im Wassereinzugsgebiet der Elbe auf dem Gebiet der Tschechischen Republik.
Montag, 12. August 2002 — 5,28 m Pegelstand
Dienstag, 13. August 2002 — 6,65 m Pegelstand
Mittwoch, 14. August 2002 — 7,00 m Pegelstand
Donnerstag, 15. August 2002 — 8,66 m Pegelstand
Freitag, 16. August 2002 — 9,30 m Pegelstand
Sonnabend, 17. August 2002 — 9,40 m Pegelstand
Sonntag, 18. August 2002 — 9,14 m Pegelstand
der Rosengarten unter Wasser - August 2002
der Rosengarten nach der Flut - September 2002
die Fotoserie zur Flut im Rosengarten
... Der Querschnitt eines Stromes in einer Krümmung ist asymmetrisch. Hier in Dresden befinden sich daher steiles Ufer, tiefes Wasser und die Möglichkeit, mit Wasserfahrzeugen dicht an Land heranzufahren, zu löschen und zu laden auf der Altstädter Seite, die alle Verkehrs- und Handelseinrichtungen an sich gezogen hat, während die Neustädter Seite mehr die Ruhe- oder Erholungszone darstellt.
Das Altstädter Ufer war in der Festungszeit absolut verkehrsfeindlich, die Festungsmauer wurde vom Strom bespült. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jh. in Verbindung mit dem Bau der Hofkirche und der Zerstörung Dresdens durch die Preußen 1759/60 bzw. mit den dabei anfallenden Schuttmassen erfolgte eine erste Aufschüttung von den Rändern her. Aber die Bande- und Ausschiffungsplätze lagen seitlich der Altstadt und waren Außerdem klein und auf mehrere Stellen verstreut. Erst mit der Konzentration des Wirtschaftslebens am Ende des 19. Jh. entstanden größere zentralisierte Anlagen, zunächst das Packhofviertel, dessen mächtiger von H. Erlwein 1912/13 entworfener Silo sich über die von Stadtbaurat P. Wolf 1926 geschaffenen ufernahen Häuser der Zoll- und Finanzverwaltung erhebt, und dann das Gelände des Elbhafens.
Die alten Ausschiffungsplätze in Alt- wie in Neustadt, die sich meist durch Bepflasterung des Uferstreifens verraten, sind überflüssig geworden. Vor der Pirnaischen Vorstadt und an der Brücke der Einheit, wo noch alte Brückenbögen Lagergut aufnehmen konnten, sind Teile dieser Bepflasterung bereits in Rasenstreifen verwandelt worden.
Viel stärker als auf der Altstädter Seite und auch viel früher hat sich das Bestreben gezeigt, das Neustädter Elbufer zum Erholungs- und Freizeitzentrum auszugestalten. Auch wenn die hier einst tätigen Wäscherinnen nicht mehr die Wäsche zum Bleichen auf die Grasflächen breiten, der Ufersaum nicht mehr von Frei- und Schwimmbädern in großer Zahl belebt ist, das Baden verbietet angesichts der Verunreinigungen des Elbwassers (Stand 1984) heute die Hygieneinspektion, bleibt der Eindruck eines naturnahen Flußufers vollauf erhalten.
Park- und Gartenanlagen, die durch einige schöne Plastiken besonderen Reiz erhalten, wie den Bogenschützen unterhalb der Brücke der Einheit (heute wieder "Albert-Brücke") und die Plastiken im Rosengarten oberhalb dieser Brücke, sind wahre Anziehungspunkte geworden.
Sie sind jedoch nur Teilstücke einer Elbuferpromenade, die vom Japanischen Palais mit einer kleinen Unterbrechung an der Loschwitzer Brücke bis über Pillnitz hinaus Spaziergänge in beliebigem Umfang gestattet.
Wie die Stadt Dresden, so haben auch die Technik und das Verkehrswesen am Fluß eine lange Entwicklung hinter sich, eine Entwicklung freilich, die zunächst den biologischen Wert der Elbe, ihren Fischreichtum, nicht eingeschränkt hat. Die historischen Lachsfänge unterhalb der Stadt - die letzten Lachse wurden 1916 gefangen - und die auf alten Bildern nicht nur als Staffage abgebildeten Fischer bezeugen das. Erst die industriellen Abwässer haben diesen Reichtum zerstört. Ehe die ersten Dampfer - seit 1837 - auf der Elbe fuhren, bestand ein starker Bootsverkehr für den Warentransport, glitten bis etwa Ende des ersten Weltkriegs viele Flöße die Elbe abwärts, gab es aber auch zahlreiche Luxusfahrzeuge, Gondeln aller Art für die Fremden oder die begüterten Kreise der Stadt. Daß sich der fürstliche Hof dem Genuß einer Eibfahrt hingab, bezeugt die in Pillnitz museal aufbewahrte Schmuckgondel.
Eine technische Besonderheit, die ebenfalls nach dem ersten Weltkrieg einging, muß noch erwähnt werden: die Kettenschiffahrt der Elbeschiffahrtsgesellschaft Kette, die ihren Stützpunkt in Übigau hatte und zeitweise einen Frachtverkehr rasselnd und klappernd zwischen Hamburg, später nur Magdeburg, und Böhmen betrieb. Leider fehlt ein auch die wirtschaftliche und technische Entwicklung berücksichtigendes Werk über die Elbe im engeren sächsischen Raum.
Die älteste Dresdner Elbbrücke, die heutige Georgi-Dimitroff-Brücke (Stand 1984, heute wieder "Augustus-Brücke"), war im Mittelalter als Steinbrücke von mehr als 300 m Länge und mit 25 Pfeilern weltberühmt; nach dem Umbau nach Entwürfen von Pöppelmann (1727-30) galt sie als die schönste Brücke Europas. Im Zeitalter der Technik erwies sie sich jedoch mit ihren engen Bögen als Schiffahrtshindernis. Sie wurde schließlich 1907 abgebrochen und unter Wahrung der künstlerischen Traditionen 1907-1910 neu erbaut. Die edle Formgebung ist vormittags von der Brühlschen Terrasse aus bei schrägem Sonnenlicht besonders wirksam.
Am Altstädter Landpfeiler befindet sich außer alten, von der früheren Brücke übertragenen Hochwassermarken die primitive Skulptur des Brückenmännchens, eine Nachbildung einer 1813 verlorengegangenen alten Plastik, die wohl den Erbauer darstellen sollte....
Quelle:
"Dresden - Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme"
von Alfred Hahn und Ernst Neef
Erschienen, im Akademie-Verlag, DDR - 1086 Berlin, Leipziger Straße 3 -4
© Akademie-Verlag Berlin 1984
Lizenznummer: 202 o 100/151/84
Printed in the German Democratic Republic
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