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Bestimmende Umweltfaktoren für Dresden und den Rosengarten - Naturraum



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Grundzüge der bodengeographischen Struktur


Die Dresdner Elbtalweitung

Die Dresdner Elbtalweitung wird im Norden und Nordosten durch einen 100 bis 150m hohen Steilhang längs der Lausitzer Störung begrenzt. Der bewaldete Abschnitt des Steilhanges ist von Graupa und Pillnitz über Wachwitz bis nach Loschwitz zu verfolgen und wird von zahlreichen Kerbtälern (Friedrichsgrund, Keppgrund, Wachwitzgrund), die in das Elbtal einmünden, tief zerschnitten. Weniger deutlich ist der Steilhang nördlich von Dresden-Neustadt bis Hellerau ausgebildet. Hier ist er nur noch 50 bis 60 m hoch, da die unteren Hangabschnitte von den mächtigen Sanden der Mittelterrasse verhüllt werden. Von Radebeul-Ost bis Coswig ist der Hang wieder sehr deutlich ausgeprägt (bis 100m hoch) und wird durch Weinberge und Obstgärten genutzt.

Anders als nach Norden ist der Süd- und Südwestrand der Elbtalweitung zwischen Heidenau und Dresden-Brießnitz durch flachere Hänge gekennzeichnet, so daß im Nord-Süd-Profil eine deutliche Asymmetrie des Talquerschnittes auftritt. Steile Hänge sind nur bei Großsedlitz und zwischen Cossebaude und Meißen ausgebildet.
Von Luga über Nickern bis Räcknitz treten "Talrandflächen" in etwa 200 m NN auf, die mit Flußgeröllen überstreut sind und einen altpleistozänen Elbtalboden darstellen. Die flachen Hänge im Süden der Elbtalweitung sind mit Lößlehm bedeckt und werden trotz starker Überbauung noch vielfach als Acker- und Gartenland bzw. als Obstplantagen genutzt. Sie gehen in den Oberhangbereichen in relativ ebene Platten über, die aus lößlehmbedeckten Pläner- und Sandsteintafeln der Oberen Kreide bestehen. Diese geringmächtigen Sedimente (kalkig-mergeliger Pläner und Sandstein) sind an einer Flexur aufgebogen und reichen aus dem Elbtal heraus bis in etwa 330m Höhe. Hier bilden die Sandsteine beim Ausstrich über Rotliegendem kleine Stufen, deren Stirnen nach Süden und Südwesten weisen (Babisnauer Pappel). Östlich von Cossebaude sind bis Dresden-Brießnitz in die lange Abdachungsfläche weitständige Schluchten und Kerbtäler eingeschnitten, deren Längsprofil mehrere Stufen aufweist, die die junge Absenkung im Elbtal belegen (Zschonergrund, Kaitzbach). Über diese Täler erfolgt die Entwässerung zum Elbtal.

Die Flachformen des altpleistozänen Elbtalbodens erstrecken sich zwischen Pirna und Meißen über eine Länge von 40km und werden 3 bis 8 km breit. In die Elbaue ist das Hochwasserbett der Elbe eingetieft. Der Elbestrom bildete mehrere Windungen, die durch die flachen Schwemmfächer der Nebenflüsse (Prießnitz, Weißeritz) erzwungen worden sind. Die Elbaue wird vor allem im März bis April bei einem plötzlichen Einsetzen der Schneeschmelze in den Mittelgebirgen überschwemmt. Aber auch sommerliche Starkregen verursachen Hochwasser. Hochwassermarken in Pirna, am Pillnitzer Schloß und in Meißen zeigen die höchsten Wasserstände an (maximaler Elbwasserstand im 19. Jahrhundert am 31. März 1845).
Reste des Auenwaldes sind auf der flachen, langgestreckten Pillnitzer Elbinsel (112m NN) erhalten. Die 11 ha große Insel steht seit 1924 unter Naturschutz und wird von Laubmischwaldbeständen mit Stieleiche, Feldulme, Esche, Schwarzpappel, Winterlinde und Bergahorn bestockt.

Die breite Niederterrasse liegt in 110 bis 115m Meereshöhe, etwa 5m über der Elbaue und ist hochwasserfrei. Mächtige Sand- und Kiesschichten sind ergiebige Grundwasserspeicher. Auf einer geschlossenen Lehmdecke sind nährstoffreiche Böden (braune Lehm-Vega) entstanden, die für noch vorhandenes Acker- und Gartenland die Nutzungsgrundlage darstellen. Wo örtlich Sande und Kiese die Lehmdecke durchragen, findet man Kiefernwald, wie in Tolkewitz und im Waldpark bei Blasewitz.
Die Mittelterrasse (Saalekaltzeit) läßt sich rechtselbisch vom breiten Graupaer Tännicht (140m NN) als schmaler werdender Streifen über Hosterwitz bis nach Wachwitz (125m NN) verfolgen. In Dresden-Neustadt sehr breit ausgebildet (Industrie-Gelände), reicht die Mittelterrasse als "Heidesandterrasse" über Radebeul bis nach Weinböhla. Auf trockenen Sandböden (Braunpodsole und Sandrosterden) stocken Kiefernforste. In Radebeul und Coswig wird die Mittelterrasse aber auch als Gartenland mit den begehrten Sonderkulturen genutzt.

Die Klimawerte von Dresden-Altstadt widerspiegeln die klimatische Gunst der Elbtalweitung. Der geschlossene überbaute Stadtraum ist thermisch bevorzugt. Zwischen Dresden-Altstadt und der Südhöhe (Dresden-Zschertnitz) bestehen bei einem Höhenunterschied von 60 bis 80m z. B. im Winter beträchtliche Unterschiede. Die geschlossene Schneedecke der höher gelegenen Südhänge fehlt in der Innenstadt. Sehr strenge Winter setzen sich allerdings in der gesamten Elbtalweitung durch (Februar 1929, 1947; Januar, Februar 1963) und führen zu Kälterekorden (-29 °C, Februar 1929). Die Elbe ist dann wochenlang zugefroren.
Den südöstlichen Abschluß der Dresdner Elbtalweitung bilden die Gebiete des Freitaler und Kreischaer Beckens. Beide gehören zum Verbreitungsgebiet der Gesteine des Rotliegenden. Besonders die morphologisch wenig widerständigen Sedimente sind durch erosiv-denudative Prozesse abgetragen worden, die widerständigen Porphyrite bzw. Porphyrkonglomerate bilden Vollformen (Windberg bei Freital) bzw. steil geneigte Hänge. Der Spitzberg bei Possendorf (320m) gliedert als Teil des Elbtalschiefergebirges das Rotliegendgebiet in 2 Teilmulden. In beiden dominiert das Offenland.




Grundzüge der bodengeographischen Struktur

Die Struktur der Bodendecke in der Umgebung Dresdens zeigt beiderseits der Elbtalweitung charakteristische Unterschiede, die sowohl durch die ältere Landschaftsgenese (Absenkung im Elbtalraum, tektonische Schrägstellung der Erzgebirgsscholle, Hebung der Lausitzer Platte) als auch durch die Formungsprozesse im Pleistozän, vor allem die differenzierten Sedimentationsprozesse unter Periglazialbedingungen in der Weichselkaltzeit, bestimmt werden.
Südwestlich des Elbtales bilden Löß und lößähnliche Bildungen eine nahezu geschlossene Decke, die auf den Hochflächen bis in eine Höhe von 350 bis 400m NN reicht. Die Böden auf diesen Lockersedimenten zeichnen sich durch eine mäßige Tonverarmung im Oberboden und bei ungünstiger natürlicher Dränage durch Stauvergleyung (Stauwassereinfluß) aus. Bodentypologisch findet das in Lößfahlerden und Lößbraunstaugley seinen Ausdruck. Im Südteil des Lößhügellandes, wo um Wilsdruff plateauartige Hochflächen in etwa 300m NN liegen, sind Staugleye, mit Fahlerden und Decklößbraunerden vergesellschaftet, bestimmend.

Im Plateaurandbereich des Mittelsächsischen Lößhügellandes zwischen Meißen und Oberwartha wird die Struktur der Bodendecke durch die intensive Zerschneidung der Oberfläche geprägt. Auf den unterschiedlich breiten Riedelflächen haben sich in meist verdichteten Lößlehmen (Gleylöß) Staugleye entwickelt. In den Hangbereichen dagegen bestimmt die Verwitterungsdecke des Syenodiorits die Bodenbildung mit Braunerde und Ranker.
Die südlichen, flach geneigten Randplatten der Elbtalweitung zwischen dem Tal der Vereinigten Weißeritz und dem Seidewitztal sind durch Parabraunerden und Braunstaugleye gekennzeichnet, die sich durch eine hohe Bodenfruchtbarkeit auszeichnen.
Im unteren Osterzgebirge ist die Bodenbildung an Schuttdecken gebunden, die sich in der letzten Kaltzeit gebildet haben. Die bestimmende Bodenform ist hier die Braunerde, Besonders auf den Gneishochflächen westlich der Wilden Weißeritz und im Einzugsgebiet der Roten Weißeritz sind solche Böden weit verbreitet. Hier haben Braunstaugleye, die an die in diesen Höhenlagen noch vorkommenden lößähnlichen Bildungen gebunden sind, den Rang eines Begleitbodentyps. Räumlich konzentrieren sie sich auf nordostexponierte Flachhänge und auf Dellen. Die Struktur der Bodendecke in der Elbtalweitung ist durch Braune Auenböden bestimmt, die die Niederterrassenfluren einnehmen.

Auf den Sanden der Mittelterrasse (Heidesandterrasse), die zwischen Dresden und Weinböhla große Areale bildet, sind Braunpodsole und Sandrosterden vorherrschend. Diese Böden unterscheiden sich deutlich von denen der Steilhänge zwischen Pillnitz und Coswig und zwischen Meißen und Scharfenberg, wo flachgründige, skelettreiche Braunerden und Ranker verbreitet vorkommen. Östlich des Elbtales, im Westlausitzer Hügel- und Bergland, ist die Struktur der Bodendecke kompliziert. Hier verzahnen sich Böden, die in ihren Eigenschaften von den Gesteinen des kristallinen Untergrundes, dem Lausitzer Granit, bestimmt werden, sehr eng mit solchen, die sich auf glaziären und fluvioglaziären Bildungen der Elster- und Saale-Kaltzeit entwickelt haben.
Daneben wird die Struktur der Bodendecke aber auch durch Sand- und Lößdecken aus der Weichselkaltzeit bestimmt. Im räumlichen Muster der Bodenbildungen dominieren innerhalb der Westlausitzer Platte, zwischen dem Rödertal und dem Nordostrand der Elbtalweitung auf Kuppen und Flachrücken Braunerden, die in einem scharfen Kontrast zu den durch Grund- und Stauwasser geprägten Böden der Hohlformen (Gleye) stehen. Die Moritzburger Teichlandschaft repräsentiert diesen Typ der Arealstruktur der Bodendecke sehr deutlich.


(C) "Dresden und Umgebung" — Geographische Exkursionen

Herausgegeben von Wilfried Wehner

ISBN 3-7301-0647-3
LSV 5009
1. Auflage 1989
VLN 1001, K2/64, EGHÖ 8/29/89
Satz, Druck und buchbinderische Weiterverarbeitung: Mühlhäuser Druckhaus
Einband: W. Haferkorn, Rudolstadt
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