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Bestimmende Umweltfaktoren für Dresden und den Rosengarten - Fauna
Die Tierwelt
Trotz der dichten Besiedlung und Bebauung lebt in Dresden und Umgebung eine artenreiche Tierwelt. Unter den Säugern ist das Reh besonders in den südlichen Stadtrandgebieten häufig, kommt aber auch bis in die Gärten an den Elbhängen im NO. Das Wildschwein zählt nur zum Wechselwild im Süden der Stadt. Häufig sind Steinmarder, Hermelin und Wiesel, verbreitet kommen der Fuchs, seltener der Dachs vor, der Iltis ist im Gebiet sehr selten, der Baummarder scheint zu fehlen.
Den Hasen trifft man überall an, auch im Großen Garten, desgleichen das Kaninchen, dessen Bestand durch die Myxomatose, eine Viruskrankheit, alle paar Jahre stark reduziert wird. Von den Mäusen leben Rötel-, Brand- und Gelbhalsmaus in Parkanlagen und Hecken, die Wald- und die östliche Ährenmaus mehr im offenen Gelände. Auch Wanderratte und Hausratte sind nicht selten. In Getreidefeldern auf lehmigen Böden fehlt auch der Hamster nicht.
Das Eichhörnchen ist nicht nur in den Parkanlagen - dort oft ,,handzahm" -, sondern auch allenthalben in Vorgärten der Stadtrandgebiete anzutreffen, sofern Bäume vorhanden sind. In den gleichen Lebensräumen befindet sich auch der Igel, dessen Ost- und Westrasse sich bei uns überschneiden.
Der Maulwurf verrät seine Anwesenheit vor allem durch die Erdhaufen auf Wiesen und in Gärten. Unter den Spitzmäusen ist die Hausspitzmaus von Interesse, für die Dresden der östlichste Fundort in Mitteleuropa ist, während sich die Gartenspitzmaus hier an der Westgrenze ihres Verbreitungsgebietes aufhält.
Rund 10 Fledermausarten sind aus dem Dresdner Raum bekannt, darunter das Graue und das Braune Langohr, das Mausohr, die Wasser- und die Zwergfledermaus sowie der Abendsegler, der seine Wochenstuben und Sommerquartiere in Baumhöhlen im Großen Garten hat. Bis zu ihrer Zerstörung 1945 befand sich in der Dresdner Frauenkirche der Winterschlafplatz einer großen Abendseglergesellschaft.
Groß ist die Zahl der Brutvögel. An Gebäuden brütet der Mauersegler, der um den 1.Mai eintrifft und uns um den ersten August bereits wieder verläßt. Er paart sich im Fluge und schläft manchmal sogar, in großen Höhen segelnd, in der Luft. Auf Kirchtürmen, Simsen hoher Gebäude, in Ruinen und in den aufgelassenen Steinbrüchen des Plauenschen Grundes brüten Turmfalke wie auch Dohle, die in Dresden als Brutvögel nur zerstreut vorkommt. Weitere Brutvögel an oder in Gebäuden sind Haussperling, Hausrotschwanz, Türkentaube, die erst 1951 in Dresden eingewandert, aber heute zur ,,Landplage" geworden ist, sowie in wenigen Paaren die Schleiereule. Am Stadtrand und in ländlichen Gemeinden kommen Feldsperling, Rauch- und Mehlschwalbe hinzu.
In Hausgärten, Kleingärten und kleinen Parkanlagen sind Star und Amsel die häufigsten Brutvögel, die in den letzten Jahren überall zugenommen haben, auch das Rotkehlchen zählt dazu. Regelmäßig sind hier Buchfink, Hänfling, Grünfink, Girlitz, Kernbeißer, Blau- und Kohlmeise, Gelbspötter, Trauer- und Grauschnäpper, Singdrossel und Gartenrotschwanz sowie Dorn- und Klappergrasmücke anzutreffen. Auch die Ringeltaube ist hier nicht selten, die Türkentaube meist zahlreich. Oft begegnet man dem Buntspecht, seltener der Elster.
Fast alle diese Arten treffen wir im Großen Garten, im Blasewitzer Waldpark und anderen Parkanlagen wieder. Dort kommen weitere Vögel hinzu: Eichelhäher, Nonnenmeise, Waldbaumläufer und der Kleiber, der als einziger heimischer Vogel an Baumstämmen auch kopfabwärts klettern kann. Garten- und Mönchsgrasmücke, Zaunkönig, Fitis, Zilpzalp und Waldlaubsänger sind in den großen Parkanlagen mit Sicherheit anzutreffen. Die Nachtigall brütet vereinzelt im Großen Garten, in Prohlis und in Räcknitz, der Grauspecht im Großen Garten und im Beutlerpark. Häufiger als dieser Specht ist der Grünspecht, dessen gellender Ruf auch in größeren Obstbaumanlagen zu hören ist. Abends und nachts läßt unsere häufigste Eule, der Waldkauz, seinen heulenden Ruf ertönen; seine Paarung geht schon im Februar vonstatten. Der Fasan hält sich vor allem im Waldpark auf; dorthin fliegt er vom Aussetzungsgebiet jenseits der Elbe zu.
In den Stadtrandgebieten, auf Feldern und Wiesen leben Feldlerche, Stieglitz, Goldammer, Bachstelze und Rebhuhn, im S und SO auch die Schafstelze. In Getreidefeldern brütet der Sumpfrohrsänger, auf Ödland - auch mitten in der Stadt - die Haubenlerche. Sehr selten ist der Steinkauz geworden, der in Leuben, auf der Südhöhe und an der Bergstraße noch beheimatet ist.
Auf den Teichen im Großen Garten und in Prohlis schreitet die Teichralle zur Brut, während die Stockente auf allen Gewässern, auch an der Weißeritz und dem Kaitzbach, angetroffen wird. An der Elbe sind regelmäßig Lachmöwen zu sehen, die im Frühling und Vorsommer abends in ihr Brutgebiet auf dem Dippelsdorfer Teich (rund 3000 Paare) zurückkehren. In milden Wintern bleiben viele Lachmöwen bei uns und bevölkern dann die Elbufer, wo auch zahlreiche Entenarten überwintern. Auffällige Wintergäste sind ferner die aus dem NO zuwandernden Schwärme von Saatkrähen, in manchen Wintern die nordischen Seidenschwänze und Bergfinken.
Unter den Kriechtieren und Lurchen kommen an Südhängen von Bahndämmen, am Weißeritzsteilufer, in Kiesgruben und an ähnlichen Stellen die Zauneidechse, oft auch die Wechselkröte vor, während die Blindschleiche feuchtere Stellen bevorzugt, die Erdkröte überall, auch in Gärten, zu Hause ist. Kamm- und Teichmolch sind zur Laichzeit im Frühling in kleinen Wasseransammlungen zu finden, doch verschwinden solche Laichplätze mehr und mehr. Am westlichen Stadtrand lebt eine Population des Feuersalamanders. In Gewässernähe begegnet man gelegentlich der Ringelnatter, auf den Südhängen der kleinen Tälchen im W und S der Glatt- oder Schlingnatter.
Erstaunlich ist immer noch der Fischreichtum der Elbe im Stadtbereich, trotz des reichlich verunreinigten Wassers: Karpfen, Karausche, Schleie, Gründling, Hasel, Plötze, Rotfeder, Blei, Güster und Ukelei leben hier, vereinzelt auch Barbe und eingebürgerte Graskarpfen. Im Unterlauf der Weißeritz halten sich einzelne Bachforellen auf, im Kaitzbach setzt der Anglerverband der DDR (Stand 1984) regelmäßig Bachforellenbrut ein.
Von den zahlreichen wirbellosen Tieren sollen nur wenige genannt werden, die durch ihren Aufenthalt in Gebäuden mit dem Menschen direkt in Berührung kommen. Der Hygieneschädling, dessen Bekämpfung die höchsten Kosten verursacht, ist die Küchenschabe. Sie lebt in ständig warmen Räumen, in Hotels, Gaststätten und Krankenhäusern vor allem in Heizungskellern, genauso wie das Heimchen, eine Grille, die sich durch ihr monotones Zirpen verrät.
Unangenehm werden in vielen Wohnungen die Ameisen, besonders die aus Indien eingeschleppten Pharao-Ameisen, die nur in Häusern, vor allem in Krankenhäusern, Gaststätten und Bäckereien lästig werden und mit Kontaktgiften nicht zu bekämpfen sind. Der der Stubenfliege {Musca domestica} sehr ähnliche Wadenstecher (Stomoxys) tritt erst im Hochsommer auf und kann im Gegensatz zu anderen Fliegen (Stuben-, Schmeiß-, Goldfliege) stechen, genauso wie die Stechmücken, die an schwülen Abenden oft in erleuchtete Räume kommen und in Kellern überwintern.
Regelmäßige Überwinterer in Wohnhäusern, die besonders im Herbst und Frühjahr in den Zimmern erscheinen, sind Marienkäfer und die goldäugigen zarten Florfliegen; gelegentlich überwintern Tagfalter, wie Tagpfauenauge {Inachis io}, Distelfalter {Vanessa cardui), Kleiner Fuchs (Agiais urticae) und C-Falter (Polygonia c-album). Durch Vertilgung von Ungeziefer in Häusern nützlich sind die große Kellerspinne (Meta menardi) in Kellern, die an Zimmerwänden und -decken laufende Hausspinne (Tegenaria domestica) und die sehr langbeinige Zitterspinne Pholcus phalangioides), die bei Belästigung in ihrem lockeren Netz so stark zittert, daß sie fast unsichtbar wird.
H. Schiemenz
Quelle:
"Dresden - Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme"
von Alfred Hahn und Ernst Neef
Erschienen, im Akademie-Verlag, DDR - 1086 Berlin, Leipziger Straße 3 -4
© Akademie-Verlag Berlin 1984
Lizenznummer: 202 o 100/151/84
Printed in the German Democratic Republic
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