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Stehende 'Ovation' trotz Orkan
Archivtext - Juli 2002
Mit schweren Stürmen und Orkanen hat sich der Monat Juni verabschiedet und damit gleichzeitig, wie in den anderen Bereichen der Neustädter Elbseite Dresdens, vor allem im Baumbestand der Parks und Grünanlagen, eine Spur der Verwüstung hinterlassen.
Der Monat Juli war damit ausgefüllt, umgestürzte Bäume, herabgebrochene Äste und die durch den gleichzeitig einsetzenden Niederschlag von über 30 lt in wenigen Stunden, erfolgten Ausspülungen auf Wegen und Plätzen zu beseitigen.
War es an vielen Orten bereits gelungen, wenigstens eine ungefähre Ordnung wieder herzustellen, so wurden diese Bemühungen vom nächsten Unwetter mit Blitz und Sturm, am Abend des 10. Juli wieder ad absurdum geführt.
Die Gehölzraritäten aus der Entstehungszeit des Dresdner Rosengartens, haben diese Wetterunbilden geduldig über sich ergehen lassen und stehen immer noch, wenn auch ein wenig zerzaust, wie eh und je die Rosen fassend in den Randbereichen des Parks. Den Rosen selber, wurden vielmals die Blüten durch den Sturm, gemischt mit großen Regentropfen, regelrecht zerschlagen. Dies vor allem um so vollständiger, je mehr sich die Blüten bereits geöffnet hatten. Einigen Sorten jedoch, schien selbst der harte, schlagende Regen nichts auszumachen, so das sich unter anderem die Sorte 'Ovation' aufrecht "stehend" gegen allen Unbill behauptete und tapfer durchblühte.
Tapferkeit und festen Glauben, brauchte auch der Rosenfreund, wenn er die Rosen und ihre Pflanzflächen des Rosengartens im Juli besuchte. Hier war deutlich abzulesen, was ohne fachgerechte Pflege von so einem Kulturgut übrig bliebe. Es war ja nicht nur das sogenannte "Unkraut", welches den Gesamteindruck der Anlage negativ erscheinen ließ. Es war vor allem das Fehlen des Florschnittes, nach der zugegebenermaßen stark ramponierten ersten Blühphase, der hier Korrekturen, Bereinigungen sowie Hilfestellungen hätte geben müssen.
Wieviel Kraft steckten, vor allem die neugepflanzten Rosen, in ihre abgeblühten Köpfe um die Hagebuttenbildung vorzubereiten. Wieviel Zeit bis zum Erblühen des zweiten Blütenflors wurde durch den fehlenden fachgerechten Rückschnitt verschenkt und wieviele Krankheitserreger konnten sich zwischenzeitlich in den Rosen etablieren, nur weil es nicht möglich war, Bruchstellen glattzuschneiden und schimmelnde bzw. mumifizierende Blütenstände zu entfernen.
Dies alles möchten wir bitte nur als Feststellung verstanden wissen, was passiert wenn eine sachgerechte und vor allen Dingen in der zeitlichen Abfolge richtig orientierte Pflege fehlen wird.
Eine Schuld an den Juli-Pflegemängeln trifft die Gärtner des Grünflächenamts nicht, den wie wir auf Nachfrage erfuhren, ist der Dresdner Rosengarten zwar eine der wichtigsten zu betreuenden Anlagen dieser Mitarbeiter vor Ort, aber bei weitem nicht die Einzigste. So ist es denn auch erklärlich, das mitten in der Hochsaison des Gartenjahres über 3 Wochen lang nur das allernotwendigste im Rosengarten getan werden konnte, um auch in den anderen Grünanlagen die Aufräumungsarbeiten zügig voran zu bringen.
Aufgeräumt werden, wenn auch im etwas übertragneren Sinne, konnte nun auch im Bestand der Großbäume auf der Böschung zu den Elbwiesen entlang des Crataegusweges.
Während der Entstehungszeit des Rosengartens war diese Böschung, wie wir einem Lichtbildervortrag entnehmen konnten, mit vielen Strauchrosen bepflanzt. Diese kündeten dem Spaziergänger auf der anderen Elbseite, oder dem Hobbymatrosen auf den Dampfern der Sächsischen Dampschifffahrtsgesellschaft (Weiße Flotte) vom neuen Domizil "Ihrer Majestät der Rose". Aufgelockert und gegliedert wurde diese Pflanzung von mehreren Gruppen kleinkroniger Gehölze, wie Cornus mas oder Crataegus-Heistern. Durch die Kriegs- und vor allem Nachkriegsbedingte Zwangspause im gärtnerischen Pflegeablauf, konnten sich viele Fremdgehölze durch Anflug, Aussamung oder Wildwuchs von Ausläufern zu recht stattlichen Bäumen entwickeln. (Acer, Populus, Robinia, Tilia)
Drei dieser derzeitig noch im Bereich der historischen Fahnenstangen vorhandenen Pappeln wurden vom Sturm derartig geschädigt, das eine Fällung beantragt werden mußte. Das geschah natürlich auch auf der Basis der Gartendenkmalpflegerischen Zielstellung zu diesem Park, die mittelfristig eine Wiederbepflanzung der gartengestalterisch wichtigen und für Rosen geradezu hervorragend geeigneten Böschung vorsieht. Das man es sich nicht leicht machen darf mit einer Entscheidung gegen einen Baum, wußte schon Fürst Hermann von Pückler-Muskau, "wo es Noth thut" aber auch.
..."Die schönste Form der Berge und Gewässer, aller Glanz der Sonne und des Himmels, können bei nackten Felsen und öden Seen nicht die üppige, tausendfältig verschiedene Form des Baumschlags, das abgestufte, wohlthuende Grün des reichen Laubes und der Wiesen ersetzen. Ein alter Baum ist ein Heiligthum, dennoch weiche das Einzelne, wo es Noth Thut, auch hier immer dem Ganzen."....
Fürst Hermann von Pückler-Muskau
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