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"Blauwal" am Carusufer
Archivtext - Oktober 2002
Ein nächster Schritt in der Weiterführung der Rekonstruktionsarbeiten des Rosengartens in Dresden, konnte Anfang Oktober des Jahres 2002 gegangen werden. Dabei konnte der vor kurzem wieder hergestellte Rittersporngarten neu bepflanzt werden.
In dem seit Anfang der 1970er Jahre, durch eine dem damaligen Zeitgeschmack entsprechende Rosenpflanzung, stark verändertem Rittersporngarten, wurden durch die Mitarbeiter des Grünflächenamtes wieder Delphinum Hybriden der Elatum Gruppe aufgepflanzt. Verwendet wurden ausschließlich nur solche Sorten, die auf die Züchtungsarbeit Karl Foersters zurückgehen.
Mit dem Rittersporngarten gelang es dem damaligen Gartengestalter Heinrich Balke, eine weitere Querachse in der ansonsten dominanten Längsausrichtung des Rosengartens zu betonen. Durch die Hervorhebung dieses Gartenteils, in Form eines Wechsels von der Rose zum Rittersporn, wurde gleichzeitig eine Steigerung der umgebenden Rosenpflanzung erreicht, indem man mit der Farbe Blau den traditionellen Rosenfarben eine wundervolle Ergänzung bot. Dieses Blau wurde noch einmal mit der Bepflanzung der Pergola am "Kaffee Rosengarten" wiederholt, in dem man an dieser Stelle mehrere Wisteria sinensis (Glyzine) ein dichtes Dach über der Senkgartenseitigen Terrasse bilden ließ.
Umrahmt wurde der Rittersporngarten wie die anderen Gartenteile auch, von einer ca. 1,80 m hohen und etwa 1m breiten Hainbuchenhecke. Während der Umgestaltung zu Beginn der 1970er Jahre, wurde die senkgartenseitige Hecke gerodet und somit eine Öffnung des ursprünglich separat gelegenen Gartenteils vollzogen. Ebenfalls zu dieser Zeit wurden die den blauen Farbton seit den 1950er Jahren repräsentierenden Iris durch Rosen ersetzt. Gleichzeitig verschwand die Farbe Blau auch an der Pergola des " Kaffee Rosengarten", da dort bis zum heutigen Tag Polygonum aubertii (Schlingknöterich) mit seinen aufrechten weißen Rispen, oft bis weit in den Oktober hinein, einen wenn auch andersfarbigen, so doch nicht minder interessanten Blickfang bietet.
Nach dem Abschluß der baulichen Wiederherstellung Ende April 2002 und trotz dem darauf folgendem kompletten Abtrag der als Gründüngung gedachten Phacelia-Pflanzung (Gartenfreund) durch die orkanartigen Stürme Ende Juni 2002 sowie der anschließenden völligen Überflutung durch das Elbe-Hochwasser im August dieses Jahres, konnte nach einer auf Schadstoffeinträge orientierten Bodenprobe letztendlich doch noch Rittersporn gepflanzt werden.
Schon während der Bauphase wurde entsprechend den Ansprüchen des Rittersporns, lehmiger Boden auf eine ca. 10 cm starke verdichtete Lage aus verrottetem Pferdemist aufgebracht. Der 40 cm tiefe Bodenaustauch war notwendig um den durch die Rosen bis in Tiefen von 70 cm und mehr ausgezehrten Boden zu ersetzen und für den Rittersporn einen frischen, nährstoffreichen Standort anzubieten. Ähnlich wie auch schon in der Entstehungszeit des Rittersporngartens, wird mit Sedum Hybridum "Immergrünchen" als 30 cm breitem Einfassungsband, entlang der Sandsteinkante ein einfacher aber äußerst passender Rahmen gebildet.
Diese wunderbare Harmonie wirklich stören können, werden wohl nur diejenigen Hundebesitzer die mit ihrem Auto bis an den Eingang des Rittersporngartens fahren, um dort ihren Vierbeiner völlig freien Lauf zu lassen, damit diese dann zu allererst einmal auf Kosten des Gemeinwesens ihre Notdurft auf den frischen Beeten verrichten können. Ermüdend und in seiner Ignoranz sicher unübertroffen wirkt auf die fleißigen Mitarbeiter des hier ansässigen Meisterbereichs immer wieder der Weisheit letzter Schluß vieler Zeitgenossen: "Wozu bezahle ich denn Hundesteuer?". Möge es den Gärtnern hier weiterhin gelingen ruhig, höflich und zuvorkommend zu bleiben, auf das sich Bizeps in Hirnmuskeln verwandeln!
Bei der Auswahl der einzelnen Sorten aus dem großen Ritterspornsortiment wurde auf Karl Foersters Sorten zurückgegriffen, da diese als stabil in Wuchs und Farbe, als weitgehend mehltauresistent und vor allem für die "Faszination und Klarheit ihres Blaus" (H.Göritz) bekannt sind. Sie werden daher auch häufig als "blauer Schatz unserer Gärten" bezeichnet. Es wurde sich bewußt für einen festen Stand bei Regen und Wind durch derbe Stiele, für Gesundheit, für Wuchskraft und ausgewogenen Aufbau bei einer relativen Anspruchslosigkeit, für langgestreckte, gut proportionierte Blütenstände und nicht zuletzt für saubere und leuchtende Farben entschieden. Folgende Sorten wurden mit einer Stückzahl von 3 Stück auf 1,5 m² aufgepflanzt:
- Delphinum Elatum-Hybride "Berghimmel" (1926)
- Delphinum Elatum-Hybride "Blauwal" (1957)
-- www.wwf-arten.wwf.de - Blauwal
- Delphinum Elatum-Hybride "Fernzünder" (1929)
- Delphinum Elatum-Hybride "Finsteraarhorn" (1934)
-- www.alpenpanoramen.de - Finsteraarhorn
- Delphinum Elatum-Hybride "Gletscherwasser" (1929)
- Delphinum Elatum-Hybride "Perlmutterbaum" (1928)
- Delphinum Elatum-Hybride "Tropennacht" (1929)
- Delphinum Elatum-Hybride "Zauberflöte" (1957)
-- Die Zauberflöte - Semperoper Dresden
Als Lieferfirma wurde der Staudengärtner Heinz-Richard Klose in D-34253 Lohfelden ausgewählt, da diese Staudengärtnerei vor allem auch unter Delphinum-Freunden in Deutschland ob ihrer echten (!) Sorten einen ausgezeichneten Ruf hat.
Staudengärtnerei Klose
Neben dem Züchten von Spitzensorten ist es Karl Foerster immer gelungen "phantasievolle aber trotzdem wesenshafte Namen" (H.Göritz) zu vergeben und ging damit, wie auch bei anderen Stauden aus seiner Hand, neue Wege. Die Sortenbezeichnungen "Finsteraarhorn","Berghimmel" und "Gletscherwasser" hat Karl Foerster als Eindrücke von einer Urlaubsreise in die Berner Alpen mitgebracht, denn dort findet man den mit 4274 m höchsten Berg dieses Gebietes in trauter Gemeinsamkeit mit Jungfrau, Eiger und Mönch.
Über den Gipfel des Finsteraarhorn verläuft die Kantonsgrenze zwischen den Kantonen Wallis und Bern und hier beginnt auch mit der Erstbesteigung des Finsteraarhorn im Jahre 1811 die große Zeit des Alpinismus in diesem Gebiet. Weiterhin heißt es im "Großen ADAC-Alpenbuch"von 1980: "...An dieser mächtigen Urgesteinsquerkette setzen Ober- und Unteraargletscher an, die wohl bedeutendsten Energiequellen des Kantons Bern.... "
Es bleibt zu hoffen, das der neugepflanzte Rittersporn ebenfalls "eine der bedeutendsten Energiequellen" für die weitere gedankliche Vorarbeit der nächsten noch anstehenden Rekonstruktionsmaßnahmen im Rosengarten Dresden werden kann. Schwer wie ein "Blauwal", der mit max. 34 m Länge und bis zu 150 to Gewicht größtes Tier der Vergangenheit und Gegenwart ist, werden diese Aufgaben auf jeden Fall.
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