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Zeitungsartikel zum Wiederaufbau des Rosengartens
"Im Rosengarten tut sich was"
Dresdner Amtsblatt
vom 14.10. 2004 / Nr.: 42
Foto: Walter, Presseamt der Stadt Dresden
Das Hochwasser im August 2002 überflutete auch Teile vom Rosengarten am Carusufer.
Wege und Wassertechnik und die Rosen und Gehölze wurden besonders stark beschädigt. Die Langzeitschäden an den Bäumen sind noch nicht abzusehen. Die Mitarbeiter des Grünflächenamtes
beseitigten unmittelbar nach dem Hochwasser den Schlamm, reinigten die Wege und setzten die Anlage provisorisch instand. Seit Anfang Oktober erneuern sie den Mittelteil des Gartens.
In den kommenden drei Jahren wollen sie 3170 Beetrosen, 600 Hochstammrosen, Strauchrosen und Blühgehölze, pflanzen.
Auf die Beete kommt zunächst eine spezielle Bodenmischung, auf die Wege eine neue Deckschicht. Einige Bäume müssen weichen. Baukosten: ca. 157,000 Euro.
Der Rosengarten entstand 1937 nach Plänen des damaligen Gartenamtsleiters Heinrich Balke. Heute gilt er als bedeutendste städtebaulich-gärtnerische Leistung seiner Zeit in Dresden.
Er steht deshalb unter besonderem Schutz und ist ein Kulturdenkmal.
Dresdens Flutgelder — Mittel zur Beseitigung der Hochwasserschäden (SZ)
Dieses Diagramm drückt es sehr deutlich aus. Für die Flutschadenbeseitigung in städtischen Parks und Grünanlagen, werden gerade einmal 0,6 % der gesamt aufgewendeten Flutgelder bereitgestellt.
(C) Grafik: Gernot Grunwald - Sächsische Zeitung
(C) Quelle: Stadtverwaltung Dresden - Bovis Lend Lease
"Wir haben fast alles ausgegeben"
Oberbürgermeister Roßberg zieht eine positive Zwischenbilanz zur Flutschadenbeseitigung
Zwei Jahre nach der Hochwasserkatastrophe hat die Stadt Dresden ein Viertel der Fluthilfe verbaut. Derzeit sind 173 Einzelmaßnahmen mit einem Gesamtumfang von 158 Millionen Euro in Arbeit.
Bis zum Jahresende wird Dresden für 217,6 Millionen Euro Flutschäden beseitigt haben.
Von Bettina Klemm
Das Rund 250 000 Euro beträgt der Schaden, den das Wasser in der Parkanlage Rosengarten hinterlassen hat. 3170 Beetrosen und 6000 Hochstammrosen müssen erneuert werden. Doch das ist nicht so einfach.
"Die Parkanlage wurde 1936 eingeweiht. Der Denkmalschutz fordert, dass die gleichen Sorten Rosen wie vor der Flut gepflanzt werden", sagt Rico Rißmann vom Büro Hochwasser-Schadensabwicklung im Rathaus. Zu DDR-Zeiten wäre das kein Problem, aber jetzt gibt es diese Sorten wie "Romanze", "Charme" und "Goldener Reiter" kaum noch. Nach langem Suchen fand Landschaftsarchitektin Kerstin Dietze in Löbau eine Spezialrosenschule. Weil es aber auch hier nicht ausreichend Pflanzen gibt, müssen sie erst nachgezogen werden. So kann der Rosengarten sicher erst 2006 wieder in einstiger Blütenpracht stehen.
Das Regierungspräsidium hat der Stadt eine Schadenssumme von 458 Millionen Euro anerkannt und 365 Millionen Euro bewilligt. Frisch aus dem Urlaub zurück, zieht Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) gestern eine Zwischenbilanz. Mit Stand vom l. August hat die Stadt insgesamt 296 Maßnahmen für 94,8 Millionen Euro fertig gestellt.
Weitere 173 für 158,2 Millionen Euro sind in Arbeit und 95 mit einem Umfang von 112 Millionen Euro in der Planung. "In diesem Jahr verbauen wir noch 122,8 Millionen Euro", kündigt Roßberg an. Er ist stolz auf seine Verwaltungsmannschaft, die es geschafft habe, das Geld ordnungsgemäß auszugeben.
Die Flutschäden können nach dem Stand der Technik beseitigt werden, im Klartext heißt das, eine marode Straße wird vollständig erneuert. Beim Straßenbau erhält die Stadt dafür sogar eine hundertprozentige Förderung, bei anderen Maßnahmen meistens 90 Prozent.
Für zusätzliche Dinge, wie beispielsweise eine Ballhalle in der Eissporthalle, muss Geld aus dem städtischen Haushalt fließen.
Budget wird fast genau eingehalten
Jede einzelne Maßnahme sei bis auf den Cent genau belegbar. Beim Straßenbau - er macht mit einem Umfang von 220 Millionen Euro fast die Hälfte aller Flutausgaben aus - liegen die Ausgaben um drei Prozent über dem ursprünglichen Budget. Das sind acht Millionen Im Vergleich zur üblichen Kostenerhöhung bei kommunalen Bauten sei das gering, sagt der OB.
Bei 111 Maßnahmen hat das Regierungspräsidium zwar anerkannt dass es sich um Hochwassserschäden handelt, aber das Geld reiche nicht.
Roßberg: "Das betrifft beispielsweise die Grimmstraße. Hier hoffen wir, dass Geld übrig bleibt und umgelenkt werden kann."
Erst zum Jahresende könne die Stadt sagen, wie viel Geld sie noch aus dem städtischen Haushalt in die Hand nehmen muß.
Quelle:
"Sächsische Zeitung"
Dienstag 24. August 2004
"Flutschadensbeseitigung der anderen Art - Rosen züchten für den Wiederaufbau"
Bildunterschrift
Für die Beseitigung der Flutschäden Im Rosengarten werden extra Rosen für 250 000 Eure gezüchtet.
Foto: Arnold, Dresdner "Morgenpost" vom 24.08.2004
Mitarbeiter von Baumschulen züchten derzeit eifrig Rosen für die Beseitigung der Schäden der Flut vom August 2002. Kein Scherz, der Rosengarten soll genau die Rosensorten wiederbekommen, die er vor der Flut hatte. Also werden mehr als 3770 Pflanzen extra dafür gezüchtet. 250 000 Euro Flutschadensbeseitigung der anderen Art.
Der größte der Teil der Schäden der Flut vom August 2002 ist behoben. Von 564 bewilligten Schäden sollen bis zum Jahresende 503 beseitigt sein. Doch für genau 111 Maßnahmen (36,2 Millionen Euro) gibt es noch kein Geld. Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP): "Wir werden alle Wege ausschöpfen, um Geld dafür nach Dresden zu
lenken. Aber einige davon werden wir aus unserem eigenen Topf bezahlen müssen." Wie wohl auch die Grimmstraße zwischen dem Riegelplatz und Altkaditz. OB Roßberg: "Die Anwohner dort sind nicht vergessen. Die Straße wird auf jeden Fall gemacht." Allerdings ist unklar, wann das passiert. Weitere 61 Maßnahmen, wie die Eissporthalle und das Haus C im Krankenhaus Friedrichstadt, werden nicht wie vorgegeben zum Jahresende fertig. Trotzdem ist OB Roßberg zufrieden mit dem bisher Geleisteten: "Wir haben 458 Millionen Euro an Schäden anerkannt bekommen. Der größte Teil fließt in die Infrastruktur - so viel wie noch nie in Dresden."
Auch geschädigte Denkmäler wie der Rosengarten werden wieder aufgemöbelt. Die Flut zerstörte dort 3770 Pflanzen und die Bewässerungsanlage. Der Garten war 1937 nach Plänen des damaligen Gartenamtsleiters Heinrich Balke .angelegt worden und gilt als Naturdenkmal. Rico Rißmann aus dem Büro für Wiederaufbau der Stadt: "Wir haben die Schäden nur anerkannt und bewilligt bekommen, wenn wir die originalen Sorten wieder pflanzen." Also machte man sich auf die Suche nach Baumschulen, die die speziellen Rosensorten noch züchten können. Rißmann: "Die Zucht läuft. Im kommenden Jahr sollen die Rosen gepflanzt werden." AW
Morgenpost - Rubrik: Meine Meinung
Fragwürdiger Aufwand
von Andreas Weller
Die Beseitigung der Flutschäden geht in Dresden gut voran. Planer, Koordinatoren und Arbeiter haben Enormes geleistet. An einigen Stellen klemmt es allerdings noch. Für mehr als 100 Maßnahmen fehlt das Geld komplett-rund 36 Millionen Euro. Ob zur Beseitigung dieser Schäden jemals Geld da sein wird, ist fraglich. Andererseits werden für den Rosengarten Rosen für 250 000 Euro gezüchtet. Erst nach langer Suche wurden Experten gefunden, die überhaupt noch diese seltenen Rosen züchten können. Nun dauert es Monate bis diese so weit sind, dass sie gepflanzt werden können. Ein Aufwand, der fragwürdig scheint. Zumindest vor dem Hintergrund des fehlenden Geldes an so vielen anderen Stellen.
Für einen Bruchteil des Geldes hätte der Rosengarten wieder bepflanzt werden können. Nicht mit den originalen Rosensorten, aber sicherlich ebenso schön. Und mit Verlaub: Wahrscheinlich den wenigsten Besuchern würde der Unterschied auffallen. Aber nur mit den Rosenarten von 1937 wird die Wiederherstellung aus dem Bundestopf bezahlt - so bestimmt es der Denkmalschutz.
Dieser Zwang zur historischen Wiederherstellung widerspricht dem gesunden Menschenverstand. An den Straßen wird schließlich auch nicht jedes Schlagloch wieder eingearbeitet.
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