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Kyrill, Kyrillos, Cyrill, Cyrillos

ursprünglich Konstantin

geb. um 827 Saloniki
gest. 14.02. 869 Rom


Mit seinem Bruder Method(ius), geboren um 815 in Saloniki, gestorben am 6.4. 885 in Vehlerad (Mähren),
als "Slawenapostel" vom byzantinischen Kaiser Michael III. auf Bitten des mährischen Fürsten Radostislaw nach Mähren entsandt (863), um dort die Slawen in ihrer Muttersprache in der christlichen Lehre zu unterweisen und damit dem deutsch-fränkischen Einfluß zu begegnen und den Kampf der mährischen Fürsten um politische und kirchliche Unabhängigkeit zu unterstützen.
Auch in Pannonien wirkten beide als Missionare. Dabei bedienten sie sich kirchlicher Schriften, die höchstwahrscheinlich zum Teil von ihnen selbst ins altslawische übersetzt worden waren.
Beide Brüder waren Griechen, die das Slawische ausgezeichnet beherrschten. Siehe auch unter:

glagolitische Schrift, (Glagolitza; altslawisch glagol, -Wort, Rede-; Glagolica - glagolitische Schrift)

Älteste slawische Schrift; das ältere der beiden Alphabete, in denen die altslawischen Schriften geschrieben sind. Die glagolitische Schrift wurde um 863 von Kyrill in gewisser Anlehnung an die griechische Minuskel geschaffen, stellt jedoch insgesamt ein homogenes und eigenständiges Schriftsystem dar. Sie wurde bis ins 12. Jh. in Bulgarien und im Gebiet des heutigen Jugoslawien benutzt.
Für die Priorität der glagolitische Schrift vor der kyrillischen Schrift spricht vor allem, daß die glagolitischen Texte sprachlich archaicher sind und die ältesten aus dem tschechisch- mährischem Gebiet stammen, dem Ausgangspunkt des slawischen Schrifttums.
Es gibt Hypothesen über eine andere Herkunft der beiden ältesten slawischen Alphabete, diese befinden sich jedoch noch im Stadium der Diskussion.

kyrillische Schrift, (Kyrillitza; slawisch)

slawisches ( russisches, ukrainisches, belorussisches, bulgarisches, serbisches) Alphabet; jüngeres der beiden zur Niederschrift altslawischer texte benutzten Schriftsysteme (vgl. auch glagolitische Schrift)
nach Kyrill benannt, aber nicht von ihm geschaffen.
Die ältesten kyrillischen Denkmäler stammen vom Ende des 9. Jh. u. Z.
Die kyrillische Schrift besteht weitestgehend aus der griechischen Majuskel, die um einige Buchstaben bereichert wurde.
Schon im 10. Jh. verdrängte die kyrillische Schrift die glagolitische Schrift;
In Ostbulgarien wurde schon im 11. Jh. fast ausschließlich kyrillisch geschrieben.
Hypothesen über eine andere Entstehung und Entwicklungsgeschichte der kyrillischen Schrift befinden sich in der Diskussion.
Die Variante eines kursiven Duktus war vor allem in Rußland schon früh verbreitet. Einschneidenden Veränderungen unterlag die russische Schrift unter Peter I.
Sie führte zur "Grashdanka", die eine gewisse Angleichung an die lateinische Schrift darstellt.
Seit dieser Zeit stabilisierten sich verschiedene Formen der Kyrillitza für Druck und Schrift.
Die "Grashdanka" wurde im wesentlichen auch bestimmend für den Gebrauch der kyrillischen Schrift bei den Ukrainern, Belorussen, Bulgaren und Serben, wobei den lautlichen Modifizierungen Rechnung getragen wurde.
1917 erfolgte, ausgehend vom Russischen, eine Vereinfachung der kyrillischen Schrift besonders im Hinblick auf den Buchstabenbestand.
Die kyrillische Sprache bildet die Grundlage für die Schriften der meisten Völker der UdSSR. (ehemalig)
(außer der grusinischen, armenischen, estnischen, litauische und lettischen Schrift.)


Quelle:

MEYERS
NEUES LEXIKON
IN ACHT BÄNDEN
FÜNFTER BAND
Konfektion - Muskarin
1963
VEB BIBLIOGRAPHISCHES INSTITUT
LEIPZIG
Unter Mitarbeit von über sechshundert Fachwissenschaftlern
herausgegeben von der Lexikonredaktion des
VEB Bibliographisches Institut Leipzig
Leitung: A. M. Uhlmann