home
 
   
Beregnung
Flut, bitte komm Flut ...


Archivtext - Juni 2003




Durchschnittlich 10 Grad Celsius über der Monatsmitteltemperatur der letzten Jahre, sowie einer äußerst geringen Niederschlagsmenge bei einem immer wieder aufkommenden leichten Wind.


Damit hat sich der Juni 2003, gerade für die neu- und nachgepflanzten Rosen, zu einer großen Herausforderung entwickelt. Sind im Monat Mai durch gute Bodenverhältnisse noch Wasser und Nährstoffe zum Austrieb verfügbar gewesen, so hat sich im darauf folgenden Monat eine kontinuierliche und vor allem tiefgründige Bewässerung notwendig gemacht, um die hohen Verdunstungsmengen bis weit in die tiefern Bodenschichten zu ersetzen.



Nach Werner Gottschalks "Ratschlägen für den Rosenfreund", bedeutet tiefgründig wässern, dass noch bis in 30 cm Tiefe eine ausreichende Bodenfeuchte erzeugt wird. Erst dann werden die Nährstoffe für die in diesem Bodenhorizont wachsenden Wurzeln verfügbar. Eine derartig gründliche Bewässerung ist immer abhängig von der Bodenart, aber als Faustregel für Böden in denen Rosen gut wachsen, sind ca. 15 lt pro qm als ausreichend zu betrachten. Dabei gibt es allerdings mehrere Punkte zu beachten.

Die Wassermenge sollte möglichst nicht von oben kommen, da hierbei die Blüten zerschlagen werden, oder sich mit Wasser füllen und dann abknicken. Bei zu starker Sonneneinstrahlung werden, die zwar für ein Foto zugegebenermaßen sehr reizvollen Wassertropfen auf den Blüten, zu extrem starken Brenngläsern und verursachen sehr unschöne Flecken.



Highslide JS
Es ist für den Fotografen immer wieder reizvoll solche Wassertropfen mit der Kamera einzufangen. Für die Rosenblüte hingegen sind sie wie kleine Brenngläser, welche die Sonnenstrahlen derartig verstärken, dass es zu Schädigungen der Kutikula und Epidermis kommt.

Highslide JS
Auf diesem nun nicht mehr so ganz romantischen Bild, sieht man die kleinen dunklen Flecke als Nachwirkungen, mit denen die Rose ihre kurzzeitige Extravaganz bezahlen mußte.



Das Gleiche gilt natürlich auch für alle anderen Blätter und Triebe der Rose. Auch im Hinblick auf die Verbreitung und Verfrachtung von Pilzsporen ist das "Aufschlagen" von Wassertropfen eine Möglichkeit. Hier wird mit dem Zerplatzen und dem nachfolgendem Wegspringen des Wassertropfens sozusagen ein eigentlich ungewolltes Transportmittel gestellt. Allerdings gibt es hierzu auch eine andere Theorie die besagt, dass gerade der starke Wasserstrahl auf die Blätter, ein Abwaschen der Pilzsporen zur Folge haben kann.

Besser ist natürlich, auch mit Sicht auf die im Sommer oft sehr ausgeprägten Temperaturdifferenzen zwischen Pflanzenoberfläche und dem ausgebrachten Wasser, eine möglichst direkte Einleitung in bzw. auf den Boden zu erzielen. Hier gilt ähnlich wie bei der Baumwollpflanze der Grundsatz: Heißer Kopf und feuchte Füße! Alle genannten Forderungen unter einen Hut zu bringen, mag in einem Liebhabergarten möglich, in einem Garten am Haus schon schwierig, aber in einer öffentlichen Grünanlage, unter den heutigen kommunalen Bedingungen schlichtweg unmöglich sein.

Die Freunde des Dresdner Rosengartens möchten an dieser Stelle dem Grünflächenamt der Stadt Dresden einen besonderen Dank aussprechen, für den Mut und die Kraft, die sicherlich notwendig waren, um die nachfolgend vorgestellte Bewässerungsvariante in der zentralen Beetachse des Rosengartenmittelteils ( als einen ersten Schritt in die richtige Richtung), zu planen und zu realisieren. Grundvoraussetzung für die nun bereits seit zwei Jahren intensiv genutzte Anlage ist natürlich eine Wasserversorgung, die a) die entsprechende Menge Wasser und b) natürlich auch den benötigten Druck liefert. Ist der ausreichende Wasserdruck mittlerweile sehr oft kein Problem mehr, so ist es doch eine große Wassermenge die benötigt wird um den Boden tiefgründig zu bewässern.
Das Grünflächenamt der Stadt Dresden hat, auch mit Blick auf die sich c) ständig erhöhenden Wasserkosten, vorausschauend eine Lösung gefunden, die alle drei vorgenannten Probleme berücksichtigt.




Durch die Erschließung eines Tiefbrunnens aus einer nicht mehr benötigten Brunnengalerie, auf den sich unterhalb des Rosengartens erstreckenden Elbwiesen, wurde eine ausreichende Wassermenge von hoher Qualität verfügbar gemacht. Mit einer Förderpumpe die mit einer Leistung von 7 KW dimensioniert ist, wird das Wasser (Uferfiltrat) mit einem Druck bi zu 6 bar in die Gartenwasserleitung eingespeist. An dieser Übergabestelle, besteht auch die Möglichkeit mit Hilfe eines Düngerdosiergerätes, dem gesamten Bewässerungsnetz des Rosengartens Flüssigdünger zu zuführen. Dieses Gerät, welches wie viele andere auch, während des Augusthochwassers zerstört wurde, konnte bis heute leider noch nicht wieder ersetzt werden.

Neben einem auf kurze Schlauchlängen abgestellten Netz an Unterflurzapfstellen mit Schrägsitzventil und Geka Kupplung im übrigen Gartenteil, wurden in den Beeten der zentralen Achse des Rosengartenmittelteils jeweils ein Versenkregner in den vier Beetecken installiert. Diese Regner der Firma Hunter werden durch einen an die Stahlbandkante angeschweißten Rohrabschnitt, vor zurücklaufendem Wasser und den darin enthaltenen Schlammpartikeln geschützt. Dieser Ring schützt ebenso vor einem Diebstahl durch herausziehen und bzw. herausdrehen der Versenkregnergehäuse. Witerhin bietet er einen Schutz vor dem Herauswühlen und anschließendem Zerbeißen durch Hunde. Letzteres ist ein sehr häufiger Grund für die wesentlich höher ausfallenden Wartungskosten einer Grünanlage in der Dresdner Neustadt, die nur noch durch zusätzliche Bewässerung in einem halbwegs ansprechenden Zustand zu erhalten ist.

Die vom Grünflächenamt der Stadt Dresden gewünschte und geplante Einbauhöhe der Versenkregner mit einem Niveau von 5 cm unter Endhöhe Stahlbandkante konnte von der extra aus Erlangen angereisten Spezialfirma nicht realisiert werden. Da die Firma Hunter "... seit zwei Jahrzehnten eine komplette Linie von Produkten bietet, die ihre hohen Erwartungen erfüllen und ihre qualitativen Leistungen fortwährend unter Beweis stellen ..." so die Eigenwerbung, muß es an der mangelhaften Einstellung des ausführenden Fachbetriebes gelegen haben, dass diese Chance vertan wurde.Deutlich werden die Mängel vor allem dann, wenn die Regner zu hoch eingebaut sind und somit häufig einem effektiven Grasschnitt im Wege stehen.




Der Grundgedanke für die Auswahl dieses Bewässerungssystems war folgender:

Mit einem Einbauniveau von -5 cm und einer Ausfahrhöhe der Sprühdüsen von 10 cm, bei einem Sprühwinkel von 90 Grad, wäre es recht einfach möglich gewesen, unter den Rosen hindurch und knapp über dem Erdboden hinweg, bis in die Beetmitte hinein, ausreichend zu wäsern. Der ebenfalls gewünschte Strahlanstieg von 0 Grad, konnte durch den Einbau unterschiedlicher Sprühdüsen ( 0/15/28 Grad) nicht erbracht werden. Diese letzteren Mängel müssen nun Stück für Stück behoben werden, um den gewünschten Effekt einer flachen Bewässerung recht bald zu erzielen. Das das Grundprinzip richtig ist, haben die Beete gezeigt, welche die richtigen Düsen bereits besitzen und auf denen sich der Bestand bereits zu seiner Endhöhe entwickelt hat.

Messungen in diesen Beeten haben je nach Pflanzenbestand und -stärke, eine durchschnittliche Wassermenge von 12 lt/m² im ungünstigen Falle und 18 lt/m² im günstigen Falle ergeben. Diese Literzahl pro m² wurde bereits nach einer Bewässerungszeit von 30 min erreicht, so das die gesamte Mittelachse mit ihren drei Abteilen, nach etwa 1,5 Stunden (d.h. bereits in den Morgenstunden) ausreichend und tiefgründig gewässert werden konnte.




Beetgröße - Einzelbeet = 2,4 mtr x 2,4 mtr = 5,76 qm

5,76 qm x 15 lt/qm = 86,4 lt pro Einzelbeet

86,4 lt x 70 Einzelbeete = 6048 lt gesamt

21,6 lt pro Regner im Einzelbeet x 4 = 84,6 lt pro Einzelbeet, wird erreicht bei 0,7 lt mit 1,7 bar pro Regner nach:

30 min und 52 sec. und ergibt insgesamt 15 lt pro qm




Mit der diesjährigen Inbetriebnahme mußte allerdings festgestellt werden, dass die Flut des letzten Jahres, doch einen Schaden an den Regnern angerichtet hatte der im ersten Moment nicht zu erkennen war. Unmengen von feinstem Schlamm und Sand hatten die Düsen verstopft und sich ebenso zwischen Dichtungsring und Sprühdüsenkolben gesetzt. Dadurch werden wohl in den folgenden, vielleicht etwas ruhigeren Zeiten, alle Versenkregner einmal einer großen Reinigung unterzogen werden müssen.

Das sich die Freunde des Dresdner Rosengartens trotz aller Ereignisse des letzten Elbehochwassers wieder eine Flut wünschen, liegt ganz einfach daran, dass es nach der letzten Flut für lange Zeit nicht mehr möglich war, auf den Elbwiesen und den angrenzenden Grünanlagen permanent Partys zu feiern und das Umfeld zu vermüllen. Wenn es nun in den Sommermonaten mittlerweile schon zweier Tage bedarf, damit die Gärtner des Grünflächenamtes der Stadt Dresden der immer stärker um sich greifenden Vermüllung Herr werden können, wäre es schon gut wenn dieser Aufwand entfiele und sich die Gärtner ihren eigentlichen fachlichen Aufgaben zuwenden würden.

Deshalb, und auch des trockenen Junis wegen, noch einmal die Bitte:

Flut, bitte komm Flut ... - wenigstens ein kleines bißchen!