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'Ovation' ganz 'Dezent'
Archivtext - März 2004
,,Wunderliches Wort: die Zeit vertreiben !
Sie zu halten, wäre das Problem.
Denn, wen ängstigts nicht: wo st ein Bleiben,
wo ein endlich Sein in alledem ?..."
R. M. Rilke
In den letzten Märzwochen kehrte der Frühling im Rosengarten Dresden ein.
Als wichtigste Arbeit galt es, den Winterschutz von den Rosenbeeten zu entfernen und den Frühjahrsschnitt durchzuführen.
Eine erste Begutachtung der Rosen ergab eine erfreulich geringe Zahl von Ausfällen.
Noch sind die Nächte recht kalt, aber die große Frostgefahr ist nicht mehr zu erwarten. Deshalb wurde Ende März/Anfang April, wie jedes Jahr um diese Zeit im Rosengarten mit den Frühjahrsarbeiten begonnen.
Das Ende Oktober des Vorjahres aufgebrachte Fichtendeckreisig hatte bereits seit Mitte Februar begonnen seine Nadeln zu verlieren. Trotzdem wurde es noch nicht entfernt, da es doch noch einen nicht geringen Teil der Rosen recht gut beschattete.
Das vollständige Abdecken aller Rosenbeete des Mittelteils, ist sicherlich nicht zuletzt der Grund für die relativ geringen Ausfälle in diesem Winter gewesen.
Nach dem Abdecken des Fichtenreisigs, werden die Rosen zunächst einmal von gebrochenen oder toten Trieben befreit. Erst dadurch wird es möglich, die überwinterte Rose richtig einzuschätzen und entsprechend zu schneiden. Geschnitten wurde sortenabhängig, das heißt das die geringer wachsenden und kleiner bleibenden Rosen auf drei Triebe mit jeweils drei Augen zurückgeschnitten werden. Dabei ist unbedingt zu beachten, das mindestens noch 5 mm über dem letzten und möglichst nach außen zeigenden Auge verbleiben, (bei leicht angeschrägter Schnittführung) um ein Austrocknen dieses Auges zu verhindern.
Bei stärker wachsenden Sorten, wurde auf 5 Triebe mit bis zu 5 Augen geschnitten. Hier, wie auch bei den schwach wachsenden Sorten, ist es unbedenklich die bereits erschienenen Austriebe mit weg zuschneiden. Diese Triebe bilden sich aus den Reservestoffen der Knospen und führen letztendlich zu einem Verkahlen der unteren Pflanzenpartien.
Auf Folgendes muß geachtet werden:
- das Wichtigste bei jedem Rosenschnitt ist immer eine scharfe und vor allem, nicht quetschende Rosenschere.
- Ältere, stark verholzte Triebe werden mit einer ebenso scharfen Astschere bzw. Säge, durch eine saubere Schnittführung und ohne die Nachbartriebe zu beschädigen entfernt
- mit dem Frühjahrsschnitt müssen die bodennahen Augen gefördert werden, um die Rose gut von unten her durchtreiben zu lassen
- keine Gabeln schneiden, sondern wenn es denn unbedingt erforderlich ist zwei Triebe so nahe beieinander zu belassen, den Unteren einkürzen
- der Schnitt wird wie bereits erwähnt, 5 mm oberhalb des Auge angesetzt und dann leicht schräg nach unten vom Auge weggeführt um Wasser von der Schnittfläche ableiten zu können
- bei dieser Schnittführung muß das komplette Holz des Triebes hinter dem Auge verbleiben, um ein Austrocknen oder auch Ausbrechen des sich entwickelnden Triebes zu verhindern
- es ist unbedingt darauf zu achten, daß keine Schnittreste im Beet verbleiben. In ihnen entwickeln sich Krankheitskeime, Bakterien und Pilze, die einer Rose sehr stark gefährlich werden können
- neben der Gefahr für die Rose, geht von den toten aber deshalb auch sehr harten Dornen immer auch eine Gefahr für den Gärtner beim Jäten seiner Beete aus
Diese hier vorgestellten Schnittregeln werden im Rosengarten Dresden auch auf die Hochstammrosen angewendet. Diese Hochstammrosen werden durch das Abhäufeln der im Herbst umgelegten Kronen von ihrem Winterschutz befreit, nachdem auch in diesen Quartieren das Fichtenreisig (Stammschutz der niedergebogenen Hochstämme) entfernt wurde.
Nach ein bis zwei Tagen der Entspannung der Stammbögen, werden die Hochstammrosen an unterhalb der Krone laufende Seile angebunden. Durch diese Seile ist es gelungen, die immense Arbeit des Rosenpfählesortierens und -einschlagens auf ein vertretbares Minimum zu reduzieren.
Mit den abschließenden Arbeiten des Lockerns der Beete und dem Einarbeiten des Düngers wurde auch optisch wieder ein hervorragender Zustand des Rosengartens erreicht.
Die Freunde des Dresdner Rosengartens, wünschen den Mitarbeitern des Grünflächenamtes Alles Gute für ihre schwierige Arbeit und danken ebenfalls für alles bisher Geleistete. Mögen auch die kommenden Zeiten die sein, von denen es sich lohnen wird, zu sagen
"Wunderliches Wort: die Zeit vertreiben !
Sie zu halten, wäre das Problem. "
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