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"Blume duftet im Tal ..."


Archivtext - Juni 2002



Blume duftet im Tal,
Ferne Blume der Kindheit,
Die nur selten dem Träumer
Ihre verborgenen Kelche öffnet
Und das Innere, Abbild der Sonne zeigt.

Hermann Hesse


Mit der Kindheit als Leitbild des Lebens durch die falsche Welt der Erwachsenen - so könnte man Hermann Hesse interpretieren. Das diese falsche Welt der Erwachsenen ein wenig besser wird, muß immer unser Anliegen sein. Nicht nur am 1. Juni dem Kindertag!


Wenn auch die Rose in den seltensten Fällen eine Blume der Kindheit ist, so hat sie doch gerade im Juni alle ihre verborgenen Kelche geöffnet und ein wunderschönes Farbenspiel in den Rosengarten Dresden gezaubert. Mit einem Meer von Blüten, ging es in den ersten Flor hinein und es fiel schwer zu sagen, welche Rose denn nun die schönste sei.
Dieses Jahr konnte nun auch zum ersten Male ein Vorgeschmack auf den Gesamteindruck des rekonstruierten, und an Hand alter Dias und Photographien wieder aufgepflanzten Mittelbeete des Vorderteils, erlebt werden. Hier hat sich unserer Meinung nach das lange Warten gelohnt. Auch das Reduzieren auf weniger Pflanzen pro qm als in den Katalogen angegeben, hat vor allem bei 'Ballerina' und ‚Trier' sehr gute Erfolge gezeigt. Mit ‚Francesca' und ‚Vanity' gibt es in Bezug auf Farbenspiel, Blütenform und Pflanzenhöhe eine gute Umsetzung der ursprünglichen Gestaltungsidee, bei der sich die Farben Gelb und Rosa gegenseitig steigern, dabei jedoch eine sichtbare Einheit bilden. Das sich dabei die beiden letzteren der Moschatas sehr "undiszipliniert" und "eigensinnig" auf dem Beet lagern, muß man wohl in Kauf nehmen. Durch einen vorsichtigen Schnitt, kann hier sicherlich nur sehr langsam eine etwas regelmäßigere Erscheinungsform entwickelt werden.

Das hier nun alles nicht nur den Freunden des Dresdner Rosengartens gefiel, zeigte ein selbst für diesen Monat sehr starker Besucherandrang. Ganz besonders gefreut haben wir uns auch über das Interesse des Fachpublikums, an der hier vor Ort geleisteten Arbeit. So konnte durch die hiesigen Mitarbeiter des Grünflächenamtes der Stadt Dresden, eine Abordnung der Stadtverwaltung Göttingen durch den Rosengarten geführt werden. Dabei wurde die Spezifik dieses Gartens mit den Auswirkungen von kommunalen Zwängen und Aspekten tiefgründig dargestellt und die Gelegenheit genützt, dem ebenfalls anwesenden Amtsleiter des Grünflächenamtes der Stadt Dresden einen großen Dank für seine Bemühungen um diese Garten auszusprechen.

Wenn man so möchte, war dies bereits eine Art Generalprobe für eine Führung, die ganz speziell auf die Teilnehmer des vom 16. - 19. Juni in Dresden stattfindenden "Gemeinsamen Bundeskongresses von GALK, DGGL, BGL, und FLL" ausgerichtet war. Sie war wie so oft durch erheblichen Zeitdruck geprägt, der vor allem aus dem weiteren Ablauf des Stadtrundgangs resultierte. Und eigentlich hätte die Zeit nur für ein schnelles Durcheilen des Rosengartens ohne jegliche Erklärung gereicht. Aber die über sechzig Teilnehmer erkannten als Fachpublikum sehr wohl die bisher geleistete Arbeit und das Außergewöhnliche dieses Rosengartens. Sie dankten den Mitarbeitern des Grünflächenamtes, in dem sie reichlich anderthalb Stunden zuhörten, fragten, schauten und diskutierten. Der Beifall am Ende des Rundganges galt nicht nur dem Verantwortlichen für diese Führung, sondern allen denen die seit einer Reihe von Jahren die Belange des Denkmalschutzes mit denen der Rose in Übereinstimmung bringen, und dabei weit mehr als das Gewöhnliche tun, um das Außergewöhnliche, das ja bekanntlich der Welt erst ihren Wert gibt zu ermöglichen.




Neben den Mitarbeitern des Grünflächenamtes waren aber auch die Freunde des Dresdner Rosengartens Gastgeber einer Führung. Voller Freude konnten wir Anfang Juni unsere Freunde aus Delitzsch im Rosengarten empfangen. Das es trotz des vielen Regens eine schöne Führung wurde, verdanken wir ihrer Ausdauer und ihrem Interesse. Deshalb konnte auch trotz fehlender Sonne ein in seiner Gesamtheit schon recht ansprechenden Blütenflor erleben werden. Wie bereits versprochen wird es gegen Ende des Jahres in Delitzsch einen Diavortrag zum Dresdner Rosengarten geben, bei dem dann noch einmal die im regen etwas zu kurz gekommenen Hintergrundinformationen "beleuchtet" werden.

Ebenfalls mit Stolz erfüllte uns eine Anfrage Mitarbeiter des Klosters Altzella in Nossen, welche um die Bereitstellung von DDR - Schnittrosen baten, die sie in ihrer Blumen und Gartenschau 2004 am 19./20. Juni zeigen wollten. Unter dem Thema "Liebe, Lust und Leid - 200 Jahre blumige Geschichten" gab es Blumenkunst im dortigen Konversenhaus. Vom Refektorium im Erdgeschoß bis zum Bibliothekssaal im Obergeschoß ließen die Floristen Blumen sprechen. Wie wir bei unserem Besuch feststellen konnten, wurden bei vielen Besuchern manche Erinnerungen wach, als sie 'Prof. Knöll', 'Dezent', 'Reigen', 'Salut' und viele andere DDR-Sorten in mitten all der anderen Rosen erblickten.

Das dereinst einmal beim Betrachten des Rosengartens wieder ein paar schöne Erinnerungen auftauchen, hatten sich die Organisatoren des Kinderfestes an der Albertbrücke sicherlich erst in zweiter Linie erhofft. Das es bei vielen Kinder und Besuchern dieses Festes so kommen wird, ist aber mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, denn für viele von ihnen war dieses Kinderfest jenseits des Kommerz eine große Freude. Den Organisatoren möchten wir daher an dieser Stelle danken und ihnen einen langen Atem wünschen, denn wie schnell geht es bis man erkennt:

... Langsam welkte aber auch mir die erste Blüte hin, langsam lernte auch ich, ohne es zu ahnen, jenes falsche Lied des Lebens, jenes sich beugen unter die "Wirklichkeit", unter die Gesetze der Erwachsenen, jene Anpassung an die Welt, "wie sie nun einmal ist"...
(Hermann Hesse "Kindheit des Zauberers")