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"Das Wasser bleibt Wasser...
Archivtext - August 2004
Das Wasser bleibt Wasser mit seinen ihm innewohnenden Eigenschaften; ob es aber als stiller See seine Ufer spiegelt oder ob es schäumend über Felsen stürzt oder, künstlich veranlaßt, als langer Strahl in die Höhe spritzt: das hängt von den äußeren Ursachen ab: eines ist ihm so natürlich wie das andere; aber je nachdem die Umstände sind, wird es das eine oder das andere zeigen, zu allem gleich sehr bereit, in jedem Fall jedoch seinem Charakter getreu und immer nur diesen offenbarend. So wird sich auch jeder menschliche Charakter unter allen Umständen offenbaren. Aber die Erscheinungen, die daraus hervorgehn, werden sein, je nachdem die Umstände waren..."
Arthur Schopenhauer
Zwei Jahre sind es nun her, seitdem die Elbe im August des Jahres 2002 über die Ufer trat und auch den bis dahin noch als hochwasserfreie Uferzone bezeichneten Dresdner Rosengarten recht eindrucksvoll unter Wasser setzte. So wie in der ganzen Stadt, hat es auch hier vieler Helfer bedurft, um nach dem Rückgang des Wassers, die schlimmsten Schäden zu beseitigen. Oftmals sind es nur Zwischenlösungen gewesen, die dem Garten bis heute erhalten geblieben sind und ein in der Gesamtheit doch recht ansprechendes Bild vermitteln. Mag dies den oberflächlichen Betrachter noch zufriedenstellen, wird es dem Fachmann immer wieder auffallen, an wievielen Stellen noch dringend Hand anzulegen ist.
Hier fallen vor allen Dingen die Hochstammrosen links und rechts der zentralen Beetachse des Mittelteils auf. Täuschte der erste Flor noch einigermaßen über die vielen Ausfälle in den einzelnen Sorten hinweg, so wurde seit Anfang August deutlich, welcher Mangel hier doch herrscht. Immer mehr Stämmchen sind abgängig und lichten den Bestand weiter aus. Grund dafür ist die starke Bodenverschlämmung und -verdichtung im Wurzelbereich der Hochstammrosen, die bei einer punktuellen Aufgrabung deutlich zu sehen waren.
Neben den Hochstammrosen sind es aber auch die Randbeete im Mittelteil mit den Sorten 'Gelbe Dagmar Hastrup', 'Bonica 82' und 'Rosarium Uetersen' die im Laufe der letzten zwei Jahre immer mehr Ausfälle zeigen. Am schlimmsten sieht es für die Sorte 'Gelbe Dagmar Hastrup' aus, die zwei Jahre nach der Flut kaum noch intakte Pflanzen an diesem Standort vorweisen kann. Bei 'Bonica 82' und 'Rosarium Uetersen' wird es ein Großteil der Pflanzen sein, der nach seiner Umpflanzung im Zuge einer weiterführenden Rekonstruktion, auf einen neuen und gründlich vorbereiteten Standort, seine ganze Pracht wieder zu gewohntem Glanz entfalten kann.
Die in diesem Jahr sehr günstige Witterung, hat für die Rosen der Mittelachse einen recht beachtlichen Massenzuwachs gebracht und zeigt, daß der beschrittene Weg einer Untersetzung des historischen Farbverlaufs mit DDR-Rosensorten, eine gute Entscheidung war. Es bleibt zu hoffen, daß die tiefgründige Bodenbearbeitung mittels Grabegabel, den derzeitigen Wurzelhorizont der neu- bzw. nachgepflanzten Tee- und Polyanthahybr. und Floribunda erreicht hat und somit die Standortbedingungen wenigstens etwas verbessern konnte. Der starke zweite Flor seit Anfang August, ließ zumindest darauf schließen, und macht Mut für neue Aufgaben. Stellvertretend für die sehr gute Nachblüte, seien hier 'Kasbek', 'Dezent', 'Ovation', 'Reigen', 'Soliman', 'Journal', 'Delphin', 'Baltik', 'Kontrast', 'Citrina', 'Salzagold' und 'Sonne der Freundschaft' aufgezählt. Sie alle haben mit ihrer Blühwilligkeit im zweiten Flor, wunderbar überzeugen können.
Nicht mehr überzeugen kann hingegen die Sorte 'Scarlett Meidiland'. Sie steht auf der Böschung zum Senkgarten und baut dort kontinuierlich ab. Eine Vermutung, daß dieser Verfall mit dem hier noch sehr lange stehenden Hochwasser zusammenhängt ist sicherlich angebracht, wobei es in diesem Jahr auch auf anderen, nicht vom Hochwasser betroffenen Standorten in der Stadt, zu diesem schlechten Gesamteindruck gekommen ist. Es bleibt zu hoffen, daß es im nächsten Jahr wieder zu einer Verbesserung kommt, denn die Sorte 'Scarlett Meidiland' hatte auch auf dem Versuchsfeld in Dresden - Pillnitz eine positive Einschätzung bzw. Empfehlung bekommen.
Im Senkgarten selbst, haben es die nach der Flut noch vorhandenen bzw. interimsmäßig nachgepflanzten Sorten geschafft einen zweiten Flor im August zu entwickeln. Mehr aber auch nicht, denn in diesem Gartenteil stand während der Flut das Wasser mit über einer Woche am längsten. Hier muß nun unbedingt etwas getan werden, um diesen Gartenteil wieder an das Niveau des Gesamtgartens heranzuführen. Das diese Arbeiten einmal sehr schwer werden, ist bereits jetzt abzusehen. Denn durch eine völlig vom Original und seinen denkmalschutzrechtlichen Anforderungen abweichende Aufstockung des Gaststättengebäudes "Kaffee Rosengarten", ist es leider gelungen die ursprüngliche räumliche Gliederung und Empfindung des Senkgartens gründlich und auf lange Zeit zu zerstören.
Ob Artur Schopenhauer bereits diejenigen erahnte, welche dereinst einmal solche widersinnigen Entscheidungen treffen sollten, als er sagte:
".. aber je nachdem die Umstände sind, wird es das eine oder das andere zeigen, zu allem gleich sehr bereit, in jedem Fall jedoch seinem Charakter getreu und immer nur diesen offenbarend. "
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