|
Mitnichten ist der Baum zuerst Same, dann Sproß
Archivtext - Oktober 2004
"Willkommen am Crataegusweg " oder Wie kommt das Kind zum Baum?
Am 2. Oktober 2004 haben wir gemeinsam mit dem Grünflächenamt für unser Kind Jannis Romin Stahrenberg einen Crataegus (Rotdorn) gepflanzt.
Unser Sohn ist am 28. März des Jahres im Diakonissenkrankenhaus geboren. Einer Zeit des schnellen Wechsels vom Winter zum Frühling. Das zarte Grün der Bäume an der Elbe betrachtend, wuchs der Wunsch, den Kleinen mit einem Bäumchen am Ufer des Flusses auf dieser Welt zu begrüßen.
Glücklicherweise fanden wir im Grünflächenamt sehr hilfsbereite Menschen, die sich mit uns auf die Suche nach einem geeigneten Ort machten. Schließlich durfte direkt an der Elbe aufgrund des Hochwasserschutzes nicht gepflanzt werden. Nach einiger Zeit war der Platz für seinen Baum gefunden: in der Nähe des Cafés am Rosengarten war ein letztes Jahr gepflanztes Bäumchen eingegangen.
Unsere Idee war, für ihn ein Fest auszurichten, um ihm im Kreis der die ihm wohlgesonnenen Menschen willkommen zu heißen und ihm Wünsche für seinen Weg mitzugeben. Die Paten haben die Verlesung der Wünsche organisiert, die in einer Papiertüte eingepackt zu den Wurzeln des Bäumchens gelegt wurden.
Während der Baumpflanzung, bei der alle mitangepackt haben, erzählte uns Herr Zappe von der Besonderheit des Crataegus und der Anlage des Rosengartens. Unsere Gäste waren beeindruckt.
Nun hoffen wir, dass Jannis seinen kleinen Baum regelmäßig gießt und die beiden ordentlich wachsen.
Attiya Khan und Knut Stahrenberg
Das Grünflächenamt der Stadt Dresden und die Freunde des Dresdner Rosengartens, möchten sich an dieser Stelle bei den Initiatoren dieser Baumpflanzung bedanken. Ebenso wie die Pflanzung eines Baumes seit Menschengedenken von einer Hoffnung auf die Zukunft zeugt, sollte diese neue Art des Zusammengehens, Hoffnung auf einen zukunftsorientierten Bürgersinn machen dürfen.
Der Autor dieser letzten Zeilen möchte seinem kleinen Freund Jannis noch folgende Gedanken eines alten irischen Baumsegens mit auf den Weg geben dürfen:
"Ich wünsche Dir nicht,
daß Du ein Mensch seiest rechtwinklig an Leib und Seele,
glatt und senkrecht wie eine Pappel
oder elegant wie eine Zypresse.
Aber das wünsche ich Dir,
daß Du mit allem, was krumm ist an Dir,
an einem guten Platz leben darfst und im Licht des Himmels;
daß auch, was nicht gedeihen konnte, gelten darf
und auch das Knorrige und Unfertige an Dir und Deinem Werk
in der Gnade Gottes Schutz finden.
Ich wünsch Dir nicht,
daß Du der schönste Baum bist, der auf der Erde steht.
Nicht, daß Du jahraus, jahrein leuchtest von Blüten an jedem Zweig,
aber daß dann und wann an irgendeinem Ast eine Blüte aufbricht,
daß dann und wann etwas Schönes gelingt,
irgendwann ein Wort der Liebe Dein Herz findet,
das wünsche ich Dir."
Ist eine Baumpflanzung auch immer eine wichtige Sache, so ist die Pflege des kleinen Bäumchens (genauso wie die der Großen) nicht minder wichtig. Und wenn dann Jannis in den Rosengarten kommt um sein Bäumchen zu gießen oder einfach nur zu "treffen", wird er wie Antoine de Saint-Exupery zu der Erkenntnis kommen:
Mitnichten ist der Baum zuerst Same, dann Sproß,
dann biegsamer Stamm, dann dürres Holz.
Man darf ihn nicht zerlegen, wenn man ihn kennenlernen will.
Der Baum ist jene Macht, die sich langsam mit dem Himmel vermählt.
|
|