home
 
   


Der gute Wille ...


Archivtext - November 2004




Der gute Wille ist in der Moral alles;
aber in der Kunst ist er nichts: da gilt,wie schon das Wort andeutet, allein das Können.

Arthur Schopenhauer



Durch die Firma "Lockwitzer Landschaftsbau" werden seit Ende September 2004, erste Arbeiten der Flutschadenbeseitigung im Dresdner Rosengarten getätigt.
Dabei geht es unter anderem darum, Beete und Beeteinfassungen, Wegedecken und Bewässerungssysteme wieder herzustellen.


Nachdem dem Baubeginn vorausgehende Arbeiten wie das Bergen von wiederverwendbarem Altmaterial, sowie das Umpflanzungen von Rosen die notwendige Baufreiheit geschaffen hatte, wurden als erstes die bis in die tieferen Schichten stark verschlammten Pflanzflächen 60 cm tief ausgehoben.
Diese auch in der Dresdner Presse angekündigten Arbeiten, führten zu großen Irritationen bei vielen Dresdner Bürgern, da die meisten von ihnen nach diesen Pressemitteilungen der Ansicht waren, daß auch die im Oktober des Jahres 2001 gepflanzten Sorten auf den den Beeten der zentralen Mittelachse wieder herausgenommen werden sollen.

Da aber die Mitarbeiter des Grünflächenamtes Dresden vor Ort immer wieder fachlich fundierte Auskünfte erteilen konnten, hat sich im Verlauf der ersten Monate mehr und mehr Verständniss für die Belange dieser Baumaßnahme entwickeln können.
Viele Diskussionen gab es um die Entnahme von zwei Großgehölzen (Fagus) im Bereich des Pavillons auf der Elbseite. Hier mußte entschieden werden, ob es in Zukunft an dieser den Gesamteindruck des Mittelteils wesentlich prägenden Stelle, wieder Rosen geben wird.
Oder ob es weiterhin einen durch Hänge- und Blutbuche geprägten Bereich des Mittelteils geben wird, der die Verbindung zum Elbraum an dieser Stelle massiv unterbricht und durch Größe, Habitus und die mit diesen Bäumen verbunden Dinge wie Verschattung sowie Baum- und Wurzeldruck, eine Pflanzung von Rosen und somit die Rückkehr zum ursprünglichen Gestaltungskonzept unmöglich macht.

Nach der optischen Erweiterung und Öffnung dieses Bereiches durch die Fällung beider Bäume, zeigt sich nunmehr allen die Richtigkeit der getroffenen gartendenkmalpflegerischen Entscheidung. Bereits jetzt ist es wieder möglich den Elbraum aus dem Garten heraus wahrzunehmen und wenn erst einmal die gepflanzten Strauchrosen an dieser Stelle blühen, konnte (zumindest sinnbildlich gesehen) wieder ein Stück "Original-Garten" in die heutige Zeit zurückgeholt werden.

Die bereits während des Erdaustauschs der Rosenbeete in der Mittelachse gemachten Erfahrungen im Bezug auf die Tiefe des Schutthorizontes, haben sich auch in den Hochstamquartieren und den anderen von der Flut in Mitleidenschaft gezogenen und zu rekonstruierenden Rosenbeeten bestätigt.
Auch in den 1m x 1m großen und 0,8m tiefen Pflanzgruben konnte man die deutlich abgegrenzten Aufschüttungen erkennen. Der hier zum Teil als Aushub enstandene Schutt, zeigt deutlich urbane Strukturen wie zum Beispiel verrostete Türscharniere, Porzellanscherben, Sparrnägel, Emailleschilder mit Nummern wie sie zur Kennzeichnung von Gräbern auf Friedhöfen verwendet werden, Mauerziegel, Dachziegel und Steingut-Fußbodenfliesen der Dresdner Firma "Villeroy & Bosch".
Diese Aufschüttungen enstanden bauvorbereitend für den Ausbaus des Königsufers zur Hochwasserfreien Uferzone der Dresdner Neustadt.

Über den fast durchgängig in 60 cm Tiefe verlaufenden Schutthorizont werden nun im Dresdner Rosengarten viele Möglichkeiten und Grenzen erklärbarer und es besteht somit die Möglichkeit zu einem noch besseren Eingehen auf die Gegebenheiten dieses speziellen Standorts. Denn erst wenn es gelingt die grundlegenden Arbeiten dieser Flutschadenbeseitigung mit hoher Qualität ausführen zu lassen, werden auch die nachfolgenden Arbeiten der Mitarbeiter des Dresdner Grünflächenamtes im Rosengarten von Erfolg gekrönt sein können. Hier gilt es bereits im Vorfeld Maßstäbe zu setzen, um dann mit einem Blütenfest in die nächsten Jahre gehen zu können.

Der gute Wille in der Moral ist alles, aber er zählt nichts in der Kunst, sagt Schopenhauer. Wir sagen: Für die weitere Zukunft des Rosengarten wird alles von Nöten sein; die Kunst, das Können und ganz besonders die Moral!