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"Ein Bär, der lange Zeit...


... sein Brot ertanzen müssen,
Entrann und wählte sich den ersten Aufenthalt.
Die Bären grüßten ihn mit brüderlichen Küssen...

Christian Fürchtegott Gellert

Gänzlich unverhofft, aber nicht unerwartet.
Der elbseitige Bär im Rosengarten hat ganz überraschend lieben Besuch bekommen.
Als wir uns umdrehten war der Sockel leer und beide Bären gingen Hand in Hand durch den von Blütengehölzen umrahmten Dresdner Rosengarten ...


Schliesen wir uns doch den beiden kleinen Bären einmal an und begleiten sie auf ihrem Rundgang durch den Rosengarten.

Was beide Bären hierbei nun aber nicht mehr sehen können, ist das viele Fichtendeckreisig aus dem Stadtforst. Das hatte in dieser zurückliegenden Saison nur ein kurzes Gastspiel gegeben . Aber trotz der kurzen Verwendungszeit war es richtig und wichtig, den Teehybriden, Floribundarosen und Polyanthas eine Beschattung gegen die Wintersonne anzubieten.
Beim Abdecken des Fichtenreisigs in der ersten Märzwoche konnte man es ganz deutlich sehen. Alle beschatteten Triebe hatten nur einen winzig kleinen Austrieb zu verzeichnen.
Die Rosentriebe welche nicht mehr bedeckt waren, zeigten schon recht weit entwickelte Augen die oft bereits mit einem Blattaustrieb im Mausohrstadium einhergingen.
Da war es doch höchste Zeit, das Reisig vorsichtig abzudecken und vor allem die Hochstammrosen mit ihren Kronen aus der Erde zu holen. Ganz läßt es sich zwar nicht vermeiden das hin und wieder einer zarter Austrieb abgebrochen wird. Aber letztendlich muß man ja doch von einem noch folgendem kleineren Nachtfrost ausgehen und dabei werden viele der recht mastigen Neutriebe sowieso geschädigt und sind verloren.

Eine ganze Weile stehen geblieben sind die beiden kleinen Bären am Hochstammrosenquartier im Rosengarten-Mittelteil.

Der Wind wehte ab und zu ein paar Worte zu uns herüber und wir haben sie wohl vernommen. Das sich beide lobend über die gute Qualität von 'Odette' geäußert haben und erstaunt waren über die vielen Austriebe der Hochstmmrosen konnte man sehr gut verstehen!

Wir geben dieses Lob an alle diejenigen weiter, welche im November des Jahres 2006 mitgeholfen haben diese Rosen so schnell und gut wie möglich in den Boden zu bringen, aber heute nicht die Möglichkeit haben unsere beiden kleinen Bären auf ihrem Rundgang zu begleiten.
Danke noch einmal an alle Helfer!

Gesehen haben beide auch die vielen Ergänzungen und Neupflanzungen in den vorderen und hinteren Randbeeten der Mittelachse.
Hier haben wir aufgrund des milden Winters und des nun schnell einsetzenden Frühjahres eine gute Voraussetzung erreicht, nachstehend aufgeführte Rosensorten auf ihren Standorten im Dresdner Rosengarten zu stabilisieren. Unsere Erkenntnisse waren bis dato: Wenn es einer Rosensorte gelingt, das zweite Standjahr gut zu beginnen, dann gibt es in den Folgejahren kaum noch Probleme und größere Ausfälle.

'Eldorado'
'Elektra'
'Florett'
'Geschwister Scholl'
'Goldene Aue'
'iga erfurt'
'Inspiration'
'Janos'
'Motiv'
'Roletta'
'Salzagold'
'Salzaperle'
'Soliman'
'Sonnengold'
'Trix'

Ob beide Bären sich nun gerade über diese Problematik unterhalten haben, oder die beiden großen Buchen links und rechts der Plastik "Genesung" ob ihrer Klettertauglichkeit begutachteten, konnten wir nicht in Erfahrung bringen, Das aber viele Kinder trotz Begleitung Erwachsener und Erzieher die Blutbuche auf der Elbseite als Kletter- und Mutprobenobjekt nutzen ist uns bekannt aber leider nicht zu akzeptieren!
Nicht alles was möglich ist, ist auch sinnvoll. Und wenn man um zum Kletterbaum zu gelangen, erst einmal die vorgepflanzten Stauden zertreten muß, dann geht das so schon gar nicht!
Auch abgebrochene Äste sind nicht unbedingt das, was man einem Baum wie diesem wünscht.

Deshalb bleibt´s dabei, und ist´s auch schwär,
auf diesem Baum gibt´s keine Kletterei
und solche die es trotzdem tun
die holt ganz schnell der Bär!

Viele der Gehölze die sonst eigentlich erst im April zur Blüte gelangen nutzten das schöne Wetter und streckten schon mal einen Monat eher ganz stolz ihre vielen Blüten aus den Knospen. Cornus und Salix hatten den Reigen ja bereits im Februar eröffnet. Im März kamen nun die Magnolien, Felsenbirnen, Mahonien, Äpfel und Kirschen dazu.
Rundherum also ein Blütenfest bei dem nur wenige Wünsche offen blieben. Einer wäre doch glatt es möge immer so sein. Aber hier hat schon Altmeister Goethe eine wichtige Erkenntnis in Worte gegossen:

Alles das was besteht, ist Wert das es zugrunde geht!

Und so sind auch wir ganz neugierig auf das Nächste und das Kommende im Dresdner Rosengarten. Es ist zwar schade um diese herrlichen Momente in denen ganz leise die einzelnen Blütenblätter der Magnolien vom Zweig rieseln und die Bienen von Apfelblüte zu Apfelblüte summen. Aber die ersten Rosenknospen sind schon zu sehen und deshalb: Auf ein Neues!

Apopros sehen. Haben Sie vielleicht unsere beiden Bären irgendwo im Rosengarten gesehen?
Wo?
Ach ja klar!
Beim Eisstand am "Kaffee Rosengarten" !
Hatten sicherlich einen Bärenhunger vom vielen Spazierengehen im Dresdner Rosengarten.
Und wenn Sie irgendwann einmal wieder bei uns zu Besuch sind, dann schauen Sie doch mal ob wir uns treffen. Mit oder ohne Bären.

Jens Zappe




Der Tanzbär

Ein Bär, der lange Zeit sein Brot ertanzen müssen,
Entrann und wählte sich den ersten Aufenthalt.
Die Bären grüßten ihn mit brüderlichen Küssen
Und brummten freudig durch den Wald.
Und wo ein Bär den andern sah:
So hieß es: Petz ist wieder da!
Der Bär erzählte drauf, was er in fremden Landen
Für Abenteuer ausgestanden,
Was er gesehn, gehört, getan!
Und fing, da er vom Tanzen red'te,
Als ging er noch an seiner Kette,
Auf polnisch schön zu tanzen an.

Die Brüder, die ihn tanzen sahn,
Bewunderten die Wendung seiner Glieder,
Und gleich versuchten es die Brüder;
Allein anstatt, wie er, zu gehn,
So konnten sie kaum aufrecht stehn,
Und mancher fiel die Länge lang darnieder.
Um desto mehr ließ sich der Tänzer sehn;
Doch seine Kunst verdroß den ganzen Haufen.
»Fort«, schrieen alle, »fort mit dir!
Du Narr, willst klüger sein als wir?«
Man zwang den Petz, davonzulaufen.

Sei nicht geschickt, man wird dich wenig hassen,
Weil dir dann jeder ähnlich ist;
Doch je geschickter du vor vielen andern bist,
Je mehr nimm dich in acht, dich prahlend sehn zu lassen.
Wahr ist's, man wird auf kurze Zeit
Von deinen Künsten rühmlich sprechen;
Doch traue nicht, bald folgt der Neid
Und macht aus der Geschicklichkeit
Ein unvergebliches Verbrechen.

Quelle:

Christian Fürchtegott Gellert
"Der Tanzbär"
Fabeln und Erzählungen.

Digitale Bibliothek
Deutsche Lyrik von Luther bis Rilke, S. 30235
(vgl. Gellert-W Bd. 1, S. 31 ff.)