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"Die Natur im Böhmischen Paradies "


von Zdenek Mrkacek

In dem Nachwort dieses wunderschönen Buches sind unserer Meinung nach sehr wichtige Gedankenüber den Umgang des Menschen mit der Natur und vor allem seine Wertigkeit in Natur zusammengefaßt. Deshalb möchten wir dieses Nachwort hier unbedingt vorstellen.



Oft lesen wir Bücher oder sehen Filme über die Natur Afrikas oder anderer ferner Kontinente, deren Schönheit wir zu Recht bewundern. Reisen in diese fremden Gebiete bringen unzweifelhaft Vorteile, gestatten Vergleiche und erweitern den Horizont. Wir vergessen dabei jedoch sehr oft, daß die Natur auch bei uns in Mitteleuropa viel zu bieten hat und vom Schleier des Geheimnisvollen umhüllt ist. Um sie voll und ganz zu erkennen ist das Leben des Einzelnen zu kurz. Reisen unternehmen können wir auch zu Hause - im eigenen Land - in unserer Region - und auch diese können zu abenteuerlichen Entdeckungsreisen werden und uns bereichern. Ist es nicht eben das Kennenlernen der Heimat, ihrer Natur und Geschichte, das unsere Bindung zu ihr aufbaut und festigt? Jede Region hat ihren Zauber, ihre Symbole, ihre Wallfahrtsorte. Man könnte sich Böhmen wohl kaum ohne z.B. das Riesengebirge, den Böhmerwald, den Berg Rip, die Moldau, die Elbe, die Burg Karlstejn, den Bösig oder die südböhmischen Teiche vorstellen. Ebensowenig vorstellbar wäre das Böhmische Paradies ohne den Berg und die Burgruine Trosky, den Teich Vezicky rybnik, den Berg Kozakov die Burg Kost, die Iser, die Felsen um Hruba Skala oder die Felsen Prachovske' skaly. Einige dieser Landschaftsdominanten gehören gleichfalls zu unseren ganz nationalen Symbolen (Trosky, Kozakov, die Iser).

Zahlreiche Erfahrungen aus dem täglichen Leben haben mich erkennen lassen, daß der Mensch die Ergebnisse seiner Arbeit als das Wichtigste ansieht, daß er sie als unantastbar wertet, daß er sie eifersüchtig bewacht und verteidigt. Die Natur und ihre einzelnen Elemente, so wertvoll sie auch sein mögen, betrachtet er als etwas, das ohne sein Mitwirken entstanden ist und dem man deshalb keine besondere Aufmerksamkeit widmen, geschweige denn es schützen muß. Oft wendet er unbegreiflich viel Energie auf, um künstliche Schönheit zu suchen und zu schaffen, statt sie in seiner Nähe, in der Landschaft, zu entdecken. Wir sind ja selbst ein untrennbarer Teil der Natur und sollten es auch bleiben. Es muß immer wieder daran erneuert werden, daß der Mensch nur eines der vielen tausend Lebewesen ist und daß er eben hier im Böhmischen Paradies nicht länger als fünfzigtausend Jahre lebt, daß seine ältesten erhaltenen Bauwerke kaum tausend Jahre alt sind, während die Objekte der unbelebten Natur hier Hunderttausende, ja Millionen von Jahren existieren, ähnlich wie die lebenden Organismen rings um uns.

Die Feststellung, daß wir uns eine Art künstlicher Welt geschaffen haben, der ein dauernder Kontakt mit der Natur fehlt, erfüllt uns mit Trauer und zwingt uns dazu, daß wir lernen müssen, in einer solchen Welt überhaupt leben zu können. Ich bin der Ansicht, daß wir, der Natur gegenüber, vorläufig nicht imstande sind, über unseren Schatten zu springen, dies sogar in zweierlei Hinsicht: zum ersten, daß wir den unbelebten Naturformationen nicht die gleiche Achtung entgegenzubringen in der Lage sind, die wir z.B. bei unseren nationalen Kulturdenkmälern als Selbstverständlichkeit ansehen. Zum zweiten, daß wir es ständig ablehnen, den frei lebenden Tieren und Pflanzen das gleiche Lebensrecht einzuräumen, auf welches wir selbst Anspruch erheben. Wir sind nicht fähig, sie als Mitbewohner eines gemeinsamen Raums zu akzeptieren. Wir scheinen nicht zu begreifen, daß auch sie ihre ,,Vorstellungen", Ansprüche und Bedürfnisse haben. Dies alles kann jedoch unserer Unkenntnis der Tatsachen entspringen.

Ich bin überzeugt davon, daß auch schon deshalb die grundlegende Kenntnis der Natur ein fester Bestandteil unserer Bildung werden sollte, so wie z.B. die Kenntnisse auf dem Gebiet der Geschichte oder der Erdkunde. Dann werden wir vielleicht die Natur und ihre Bewohner als einen selbstverständlichen und unersetzbaren Bestandteil unseres kulturellen und die Natur betreffenden Erbes, und das Leben in jedweder Form als den höchsten aller Werte zu begreifen in der Lage sein. Und auch darüber will dieses Buch zum Leser sprechen.

Herausgeber des Buches:
Alena Radousova - Verlag RA Turnov
Hluboka 281
Telephon: 0436 - 21955