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Bitte, macht Euch um mich keine Gedanken, ich bin doch nur in der 3. Abteilung... Das Leben ist wie ein Blatt am Baum...
es sprießt aus einer Knospe
es wächst und gedeiht in seiner Zeit
es fällt wenn der Moment gekommen ist
und stirbt...
Traurigkeit hat sich aufgemacht, um einzufangen alle diejenigen, welche Achim kannten. Mit Joachim Weber verloren wir einen lieben Menschen und guten Freund der seit über dreißig Jahren im Rosengarten arbeitete und hier auch verwurzelt war.
Am 09. September 2011 hat sich der große Kreis vollendet und das alles in einer Form welche für Achim eigentlich schon immer feststand. Noch einmal schön essen, dazu ein Bier trinken und dann im Wald sterben. Dort findet mich keiner, sagte er dann immer mit einem leichten Lächeln und es war doch ein wenig Ernst dabei.
Für uns war das jedoch alles nur Spaß und wir haben ihm immer unsere eigenen Vorstellungen entgegengehalten. Sie endeten mit der drohenden Vorraussage, dass wir dereinst und im hohen Alter mit den Rädern unserer hochmotorisierten Rollstühle über die Ecken seines Grabes im Rosengarten donnern würden. Und das alles nur deshalb, damit er auch dann noch genügend Gründe hätte sich kräftig aufzuregen.
Es ist schwierig einen Umgang mit dem Tod zu finden. Wir als Gärtner, haben durch unser tägliches Tun in der Natur, eine immer währende Beziehung zum Wachsen, Werden und Vergehen der Dinge. Wir wissen darum, aber wir wollen es oft und vor allem jetzt, nicht wahrhaben.
„Ich bin der Geist der stets verneint! / Und das mit Recht; denn alles was entsteht / Ist werth daß es zu Grunde geht; / Drum besser wär’s daß nichts entstünde. / So ist denn alles was ihr Sünde, / Zerstörung, kurz das Böse nennt, / Mein eigentliches Element.“ sagt Mephisto in im "Faust I" von Johann Wolfgang Goethe.
Ja schon, es ist die materialistische Einstellung zu den Dingen! Das ist auch klar soweit. Aber es tut trotzdem weh!
Ich persönlich, habe immer geglaubt das diese Nachricht nur ein schlechter Traum sei und Achim nach seinem Urlaub wieder früh zur Arbeitseinteilung am Tisch sitzen würde. Es war nicht so. Auch nicht am nächsten Tag und auch nicht am übernächsten.
Vielleicht gerade deswegen, habe ich für mich den innerlichen Abschied bis zur Beisetzung "verschoben". Aber so richtig wollte das nicht gelingen, und so wie mir ist es sicherlich auch vielen seiner Freunden ergangen. Wir haben uns deshalb gemeinsam entschlossen, einen Baum in Erinnerung an Achim zu pflanzen.
Am 15. November haben während dieser Baumpflanzung auf dem Crataegusweg über dreißig seiner Freunde und Kollegen noch einmal die Gelegenheit genutzt, um einen eigenen Ort der Erinnerung zu schaffen. Es ist vor allem unter uns Gärtnern eine alte Tradition, wichtige Momente mit einer Baumpflanzung in der Zeit und im Raum zu verorten. Ob es Baumpflanzungen aus Anlass der Geburt eines Kindes, einer Hochzeit, eines Jubiläums oder der Vollendung einer großen Aufgabe sind, immer ist es das Vertrauen auf die Kraft des Baumes welches uns hierzu bringt. Einen Baum zu pflanzen ist nichts für Pessimisten. Optimisten glauben an die Zukunft und wir gehören dazu.
An dieser Stelle möchte ich ganz persönlich einen Dank an Frau Trux vom Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft richten, da Sie eine termingerechte Lieferung des Baumes ermöglichte.
In einer Whisky-Flasche stecken: ein Bild von Achim, ein letzter Gruß von allen Beteiligten und ein Stück Gartenschlauch...
Während der Pflanzung haben wir sozusagen als Botschaft an die nächste Generation, traditionsgemäß eine Flasche unter den Wurzelballen gelegt. Sie enthält ein Bild von Achim und einen kleinen Text mit den Namen aller derjenigen die uns halfen den Baum zu pflanzen. Weiterhin gibt es noch ein Stück Gartenschlauch, dass ebenfalls mit dazugelegt wurde.Warum es nun gerade ein Stück Gartenschlauch sein sollte, finden Sie in der Bildunterschrift zum vergrößerten Bild.
Der letzte Gruß von allen Beteiligten. Im Original wurde ein Pergament verwendet und in kalligraphischer Form der Text geschrieben. Wir hoffen dadurch auf eine lange Haltbarkeit des Schriftstückes. Vielen Dank, Andrea. Ein Bild von Achim, so wie wir ihn kannten...
Das kleine Stück Gartenschlauch liegt aus folgendem Grund in der Flasche:
Irgendwann einmal, als es besonders heiß war, wurde im Rosengarten gegossen. In der Mittagspause philosophierte Achim darüber, in welcher Form er wohl in seinem nächsten Leben auf die Welt käme. Seiner Meinung nach, sollte es unbedingt ein Leben als Gartenschlauch sein. Denn dann könnte er den ganzen Tag im schönen Rosengarten in der Sonne liegen und bräuchte weiter nichts zu tun.
Na dann Achim, die Bestellung läuft...
Wir haben für unsere Baumpflanzung einen Crataegus laevigata 'Paul's Scarlet' (Rotdorn) ausgewählt und damit den noch offenen Standort Nr. 33 auf dem "Crataegusweg" des Dresdner Rosengartens wieder besetzt. Damit konnten wir eine Lücke schließen und somit den Alleecharakter dieses Weges weiter stärken. Es ist letztendlich auch eine Baumpflanzung mit hohem Symbolwert geworden, denn wir gehen ja fast alle tagtäglich an diesem Baum, an unserem Rotdorn, vorüber.
Die fachlich-theoretischen Vorbereitungsarbeiten wurden durch Tina wunderbar organisiert. Damit am Nachmittag des 15. November alles überschaubar bleibt, wurden wichtige praktische Dinge, von Tina und Ricardo, bereits im Vorfeld getan. Wasser, Oberboden und viele helfende Hände haben dem Baum alle Voraussetzungen für einen guten Start gegeben. Wenn Sie diese Plakette an einem der Bäume auf dem Crataegusweg sehen, dann haben sie unseren Baum gefunden. Unter anderem steht in der biblischen Numerologie die Zahl 33 für die "Zahl der Vollendung", als Zahl des (vermeintlichen) Alters Christi. Vielleicht ist ja auch an dieser Stelle ein kleines Stück Vollendung passiert. Achten wir doch einmal darauf.
Inmitten dieser wunderschönen Rotdorn - Allee gibt es bereits zwei Bäume welche aus einem besonderen Anlass gepflanzt wurden. Einer davon steht zum Beispiel neben vier großen Rotdorn - Bäumen welche noch aus der Entstehungszeit des Rosengartens stammen. Diese vier Bäume sind unsere Episodenbäume und sollen den "Neuen" einmal die große, weite Welt erklären. Es sind durchaus recht viele Wünsche in dieser Betrachtungsweise enthalten, aber was was für eine Zeit soll das denn sein, in welcher das wünschen nichts hilft?
Baumpflanzung für Jannis Romin Stahrenberg im Oktober 2004
Und wir können, so wie wir uns gerade fühlen, nun auch an unserem Baum in Gedanken versunken stehen bleiben, oder ihm nur kurz zunickend vorübereilen. Das Gefühl in einer großen Gemeinschaft verankert zu sein und trotzdem Individuum bleiben zu können ist etwas, was wir uns alle wünschen und doch nicht allzuoft kennenlernen dürfen. Aber so wie es Achim für uns gab, und so wie wir für ihn sein wollten, so soll es dem neu gepflanzten Baum mit seinen Mitstreitern links und rechts des Crataegusweges in Zukunft einmal gehen können.
Leben einsam und frei, wie ein Baum und dabei, brüderlich wie ein Wald, diese Sehnsucht ist alt... (Hannes Wader) Der Fonds Stadtgrün der Landeshauptstadt Dresden wurde zur Förderung des städtischen Grüns ins Leben gerufen. Mit unserer Spende haben wir dazu beigetragen, die Pflege und den Erhalt des städtischen Grüns in Parks und Grünanlagen zu sichern. Insbesondere wollen wir mit dieser Baumpflanzung einen Ort der Erinnerung an unseren Kollegen Joachim Weber schaffen. Neben der finanziellen Absicherung des Baumkaufes, übernehmen wir selbstverständlich auch die notwendigen weiteren Pflegemaßnahmen.
Ich bin nur in das Zimmer nebenan gegangen.
Ich bin ich, ihr seid ihr.
Das, was ich für dich war, bin ich immer noch.
Gib mir den Namen, den du mir immer gegeben hast.
Sprich mit mir, wie du es immer getan hast.
Gebrauche nicht eine andere Lebensweise.
Sei nicht feierlich oder traurig.
Lache weiterhin über das,
worüber wir gemeinsam gelacht haben.
Ich bin nicht weit weg,
ich bin nur auf der anderen Seite des Weges.
Fritz Reuter
Im Gedenken an unseren Freund und Kollegen Joachim Weber.
Jens Zappe, im November 2011
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