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Unbewegt


Archivtext - März 2005





Unbewegt, so scheint es, lag der Dresdner Rosengarten auch während der Osterfeiertage, immer noch in seinem tiefen Winterschlaf.




Unbewegt, so scheint es, lag der Dresdner Rosengarten auch während der Osterfeiertage, immer noch in seinem tiefen Winterschlaf. Zwar fiel am 13. März noch einmal kräftig Schnee, aber gleich einem sich Räkeln und nochmaligem Gähnen vor dem großen Aufstehen und endgültigem Erwachen, tut sich hier der Baufortschritt doch noch recht schwer um in die Gänge zu kommen.



Aber genauso pünktlich, wie hier bald darauf der Frühling am 20. März begann, so schafften es die Mitarbeiter des Dresdner Grünflächenamtes, trotz Baustelle, wiedereinmal einen den Osterfeiertagen angepassten und wie gewohnt hochwertig gepflegten Gesamteindruck zu erzielen.

In jedem dunklen,
engen Hof steht doch ein Baum
Zitrone, Pappel oder irgendein anderer -

ein Baum vom Licht getroffen
und ohne Gewicht, alle Augenblicke
bereit zum Spung aus der Ummauerung.

Die Bäume - sie zwingen so die Sonne,
sich in ihren Zweigen festzuhalten
und den Sprung hinein zu tun.

Jannis Ritsos

Wir hoffen, daß ein Besuch bei seinem Baum im Rosengarten auch unserem jüngsten Baumpaten Jannis Romin Stahrenberg und seinen Eltern Kraft gegeben hat für die nächsten Aufgaben und gratulieren Jannis an dieser Stelle ganz herzlich zum 1. Geburtstag.


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Doch leider kann man auch jetzt, am Ende des Monats März, noch imer nicht im gesamten Rosengarten spazieren gehen, ohne durch Absperrungen und Bauzäune des Platzes verwiesen zu werden. Unter der Regie des Dresdner Grünflächenamtes sind auch im Rosengarten sehr bedeutsame Leistungen im Rahmen der Flutschadenbeseitigung zu erbringen. Das erforderte bis zum jetzigen Zeitpunkt eine Menge gedankliche Vorbereitungen. Das die bereits durch das Grünflächenamt geleistete gedankliche, gartendenkmalpflegerische Vorarbeit eine sehr gute ist, davon konnte an dieser Stelle schon mehrfach berichtet werden.

Doch nun fehlt es, so scheint es uns, noch an einer entsprechenden handwerklichen Umsetzung vor Ort. Diese gilt es nun endlich und dazu schnellstmöglich - und vor allem mit noch mehr Feingefühl für den Wert dieser letzten historischen Gartenanlage aus den 1930er Jahren - einzufordern, respektive zu erbringen. Wenn hier von dieser Stelle aus mit einer solchen Vehemenz auf eine baldmöglichste Fertigstellung des Rosengartens gedrungen wird, so hat dies mehrere Gründe.

Der Zeitpunkt der intensiven Rosenpflege ist gekommen und alle Gartenteile müssen in diesen Pflegerythmus mit einbezogen werden können.

Eine lange Bauzeit von nun fast 7 Monaten, ist ohne (gerade für ein Nicht-Fachpublikum) weithin sichtbare Ergebnisse, für viele Besucher des Dresdner Rosengartens kaum mehr nachvollziehbar. Diese Unzufriedenheit schafft Konflikte zwischen Bürgern und den Mitarbeitern der Stadtverwaltung (Grünflächenamt).

Vielmals aus Bequemlichkeit, aber allzuoft aus mangelnder gedanklicher Durchdringung der anstehenden Problematik, werden Baufeldabsperrungen zerstört, bzw. auf Schleichwegen umgangen. Dabei kommt es neben dem gewöhnlichen Vandalismus aber auch zu irreparablen Schäden an den gerade im Austrieb befindlichen Stauden- und Gehölzpflanzungen des Rosengartens. Hiervon besonders betroffen ist der Bereich des Rittersporngartens. Eine auf den Wegen dieses Rittersporngartens vom Grünflächenamt nicht vorgesehene, aber für den Bauablauf scheinbar sehr bequeme Baustoffablagerung, läßt alle illegalen Bezwinger der Baustellenabsperrung auf die angrenzenden und bis dato"bio"logischerweise "pflanzenfreien" Beete ausweichen.




Das der Rittersporn an einzelnen Stellen doch noch aus dem Boden kommt, ist sicherlich der Neugierde dieser Restpflanzen zuzuschreiben, die nun wissen wollen, welche zweibeinigen Helden ihre Hirnmuskeln zu Bizeps formen liesen. Neben dem Rittersporn wurde auch die im Vorjahr recht gut entwickelte Sedum -Kante fast völlig zertreten. Eine Absperrung vom Senkgarten zum Rittersporngarten hielt bis jetzt vielen Anfeindungen stand. Sie zwang aber die aus dem Senkgarten kommenden "Helden", zu einer Art Slalomlauf entlang der Böschungsseite der Hainbuchenhecke, um dann durch ein mit der Zeit immer breiter werdendes Loch in der Hecke zur Strasse, endlich aus diesem Baustellen-Labyrinth entkommen zu können. Letztgennante "Helden" wird es wohl in den nächsten Wochen (so das schöne Wetter erhalten bleibt) immer mehr geben.

Der Senkgarten wird durch seine Abtrennung vom Wegenetz des Rittersporngartens wohl nur noch für die Besucher des "Kaffee Rosengarten" erlebbar und betretbar sein. Durch eine gastronomisch sehr effektive , letztendlich aber illegale und durch das Grünflächen- bzw. Liegenschaftsamt nicht genehmigte Bestuhlung der gartenseitigen Freifläche um den Brunnen und vor der Terrasse des "Kaffee Rosengarten", ist es nur den eingeweihten Besuchern möglich, in den Bereich des Senkgartens zu kommen. Alle anderen Spaziergänger müssen sich spätestestens beim Betreten der beiden gebäudenahen Zugänge zum Senkgarten, zu einen nunmehr unausweichlichen Restaurantbesuch gedrängt fühlen.

Diejenigen, die ihren Irrtum bemerken, können aber über die gastronomisch genutzte, eigentliche Freifläche nicht mehr zur anderen Gartenseite gelangen, und nehmen deshalb zumeist sehr zornig den Weg über den Rasen der Mittelfläche. Der hier nun enstehende Trampelpfad wird immer breiter und der Gesamteindruck diese Senkgartens immer schlechter!

Es sind nicht einmal mehr 3 Monate bis zum in Dresden stattfindenden Kongress des Vereins Deutscher Rosenfreunde. Die Abschlussveranstaltung findet im Rosengarten statt und wird mit einer Rosentaufe gekrönt! Da darf es einfach nicht passieren, daß vermeidbare Bau- und Pflegemängel die bisher sehr erfogreiche kontinuierliche und engagierte Aufbauarbeit vieler Jahre überschatten.

Wenn wir uns diese Komplexität aller Zerstörungen eines Kulturgutes wie der des Dresdner Rosengartens einmal betrachten, stellt sich sehr bald die Frage nach einem effektiveren Schutz. Es ist die unbedingte Aufgabe der Vernunft sich gegen wachsende Unvernunft zur Wehr zu setzen und sich nicht von einem unbedingt konsens- und mehrheitsfähigen, auf irgendeinen kleinsten gemeinsammen Nenner reduzierten, aber nur bunt flimmernden weil seifenblasenartigen geistigen Hohlraum erdrücken zu lasssen.

"Man soll die Stimmen wägen und nicht zählen;
der Staat muß untergehen, früh oder spät,
Wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet"

Friedrich Schiller

aus "Demetrios oder die Bluthochzeit zu Moskau"
1. Akt des unveröffentlichenten Geschichtsdramas


Dieses Schiller-Zitat haben wir im
"Dresdner Stadtmagazin SAX"gefunden. Es stellt zwar scheinbar die Demokratie in Frage, aber was ist diese denn noch Wert, wenn sie durch vielfältigste geistige Verflachung manipulierbar wird?