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Was vom Tage übrigblieb ... - Nu ja nicht ganz, denn die Schäden an diesem Gartenteil stammen aus dem Jahr 2013.

(C) Foto: Zappe


"Rittersporn"



Sagt dir nicht ein tief Verlangen,
siehst du mich im weiten Feld
stolz vor allen andern prangen:
Mutigen gehört die Welt!?

Rainer Maria Rilke


Fotogalerie Bauarbeiten



Nach etwa einem Monat Bauzeit konnte Anfang September 2016 der Rittersporngarten als Bestandteil des Dresdner Rosengartens wieder der Öffentlichkeit übergeben werden. Diese Baumaßnahme hatte die Flutschadenbeseitigung des Elbehochwassers vom Juni 2013 zum Ziel und bringt ein wichtiges Bindeglied zwischen dem mittleren Teil und dem Senkgarten wieder zum Tragen.




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Momentan ist es noch die Geometrie der Einfassunszäune welche sich in den Vordergrund des Bildes schiebt. Aber mit dem sich dahinter nun wieder hoffentlich ungestört entwickeln könnenden Rittersporn, wird es in naher Zukunft ein prächtiger Platz für den "Blauen Schatz unserer Gärten" werden.

(C) Foto: Zappe

Mit seinen vielen Facetten und Farbspielen in Blau, hat dieser Gartenteil immer wieder viele Besucher beeindruckt. Doch nach dem zurückgehen des Wasser blieb davon nicht mehr viel übrig. Pflanzen, Wege und Einbauten wie Bänke und Zäune hatten enorm gelitten und bis zur vollständigen Wiederherstellung sollte es nun über drei Jahre dauern. Letzteres ist nicht dem mangelnden Willen und einem fehlenden Können zu verdanken, sonder ganz klar den Strukturen und Organisationsabläufen nach so einem Naturereignis. In der Zwischenzeit haben sich natürlich viele Gäste und Besucher über den mangelnden Gesamteindruck Gedanken gemacht und die Mitarbeiter vor Ort nach den Ursachen befragt. Die Antwort auf die Frage "Was passieren wird" war da noch relativ sicher zu geben, aber das "Wann es passieren wird" blieb dann doch noch ein rechtes Rätselraten. Mittlerweile enstand im Vorfeld dank grenzenlosem Optimismus, viel persönlichen Engagement und hoher fachlicher Kompetenz eine Planung und kompetente Baubegleitung welche das heutige Ergebnis erst möglich gemacht hat. Dazu gehört neben den ganz prosaischen Dingen wie die Beschaffung der notwendigen Finanzen, den denkmalpflegerischen Genehmigungen und den fachlichen Vorgaben für die Planung und Ausschreibug auf der anderen Seite auch ein entsprechend gutes und versierte Planungsbüro zu finden. Mit der Übernahme der Planungsarbeiten und der Bauüberwachung durch das Landschaftsarchitekturbüro Kaßberg Götze König GbR aus Dresden ist so ein Glücksfall eingetreten und hat sich dann auch im Endergebnis manifestiert.

Landschaftsarchitekturbüro Kaßberg Götze König GbR


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Die Jungs von der Firma "Nestler" hatten alle Hände und Bagger voll zu tun um in dem nicht eben einfachen Baufeld alles unter Kontrolle zu behalten. Überraschend auftauchende Kabel und Wasserleitungen sind schon fast Standartprogramm, aber die Leute die immer wieder durch eine aktive Baustelle mit eigentlich sinnvollen und stabilen Absperrungen laufen sind doch recht neu gewesen . Trotzdem immer knuffig sein und winken, oder ?

(C) Foto: Zappe

Mit einer kleineren Verzögerung begannen die Mitarbeiter der Firma Nestleronline mit dem Beräumen bzw. Sicherstellen der Bänke und Sandssteinplatten und -wegekanten. Die Fällung der vier auf den Ecken stehenden Robinia pseudoacacia "Casque Rouge" war bereits Ende Februar durch die Mitarbeiter des Rosengartens erfolgt. Es blieben auch so noch genügend Aufgaben zu erledigen welche auch an die Logistk einge Ansprüche stellten. Neben dem Rittersporngarten gab es auch im Wegebereich des Senkgartens allerhand zu tun. Dazu war es notwendig diesen Gartenbereich und den des Rittersporngartens durchgangssicher abzusperren. Es wird eine der ungeklärten Fragen dieser Zeit bleiben, was erwachsene Menschen bewegt sich trotz Vorabinformationen zeitlicher aber auch lokaler Art mitten durch eine enge mit Bagger und LKW bearbeitete Baustelle zu quälen. Dazu zählen Senioren die völlig "erschrocken und unwissend" plötzlich merken wo sie stehen, aber auch wesentlich jüngere Altersgruppen beiderlei Geschlechts. Letztere müssen eben da lang, weil sie immer da lang gehen. Das ist auf gar keinen Fall cool, das ist einfach nur doof!
Trotzdem konnte dank Umsicht und ab und zu ein paar harter Worte ohne Unfälle der Wegebau im Senkgarten durchgeführt werden. Genauso gut gelang auch der Aushub und der Abtransport der zu entsorgenden Erdmassen im Bereich des Rittersporngartens. Da das Hochwasser natürlich auf seinem langen Weg und zu diesem Zeitpunkt (Juni 2013) bereits sehr viel Unkrautsamen eingesammelt, verfrachtet und wieder abgelegt hat, waren auch ganze Abteile des Rittersporngartens wieder gut damit betan wurden. Deshalb wurde dieser Teil des Oberbodens abtransportiert und ein adäquater Ersatz wieder eingebaut.

Nestleronline


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Um dem Rittersporn auch entsprechend Nährstoffe auf Vorrat mitzugeben, wurde eine reichliche Schicht Pferdemist unter den Oberboden gepackt. Bei der heute geforderten Reinheit und Sauberkeit von Pferdeställen, wird es allerdingst in den meisten Fällen nichts mit Pferdemist, sondern eher viel Stroh mit "leichten Verunreinigungen" geben. Aber trotzdem soll es so sein.

(C) Foto: Zappe

Natürlich war der einzubauende Pferdemist nicht nur reiner Mist, sonder mit relativ viel Stroh gemischt. Das ist eine Folge der heute oft von Pferdebesitzern geforderten Sauberkeit in den Ställen in welchen sie Ihre Pferde in Kost und Logis geben. Andere Pferdebesitzer, dort haben zum Beispiel die Mitarbeiter des Rosengartens ihren Pferdemist für die Rosenbeete her, lassen ihre Tiere auf Matten im Stall stehen. Dadurch gibt es nur einen sehr geringen Strohanteil und das C:N Verhältnis des Bodens wird nicht so vehement beeinflusst. Letztendlich wird es bis zum Frühjahr 2017 noch eine starke Nachrottung des Mistes im Rittersporngarten geben und danach auch für die Pflanzen verfügbar sein. Die jetzt gesetzen Delphinum werden auf jeden Fall auch diese Zeitspanne brauchen um ihre Wurzeln in diese Bodenschichten eindringen zu lassen.
Bei der Auswahl der Sorten wurde wieder auf das bewährte Pflanzschema von 2003 zurückgegriffen. Grundgerüst der Sortenverteilung ist ein gleichmäßiges Raster welches sich über die vier Flächen jeweils in gleichem Rythmus wiederholt. Alle vier Abteile haben die gleiche Sortenauswahl auf ihrer Fläche stehen. Die Stückzahl ist jedoch unterschiedlich, da hier auf unterschiedliche Flächengrößen reagiert werden musste. Wenn in der ersten zeit nach der Pflanzung vielleicht noch die trennenden Streifen zu sehen sein werden, so wird es dem Rittersporn ob seiner Wüchsigkeit bald gelingen "Grenzen zu überwinden" und ein imposantes Gesamtbild abzugeben. Wahrscheinlich werden dann die geometrischen Formen der Zäune das einzigste sein, was noch an das Pflanzschema errinnert.

[pdf] Düngewirksamkeit von Pferdemist - www.landwirtschaft-bw.info



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Neben den reinen Erdarbeiten gab es auch noch eine Menge zu tun um allem den passenden Rahmen zu geben. Sandsteinkanten mussten wieder eingebaut werden. Das gleiche gilt für die Banksockel mit den dazu gehörigen Fuß-Platten welche dann vor den Bänken liegen um das "zerscharren" der Wegedecke durch "gelangweilte" Füße der Besucher zu verhindern.

(C) Foto: Zappe

Doch vor dem pflanzen gab es auch noch ein paar mehr wichtige Dinge zu bauen. Aus Kostengründen wurde darauf verzichtet die Sandsteinkanten neu zu kaufen. Deshalb wurden die vorhandenen Kanten vorsichtig ausgebaut und sicher gelagert. Trotz einer nicht zu geringen Kantenstärke kam es schon beim Ausbau zu vereinzelten Brüchen. Es grenzte mitunter schon an ein Puzzle-Spiel alle Einzelstücke auch wieder passgenau wieder einzubauen. Der alte Kniff, die angeschlagenen Oberseiten nach unten in das Fundament zu bringen erschwerte dieses Vorhaben noch einmal beträchtlich. Selbst frische Brüche sind im Einbau eben doch Brüche und lassen sich ganz schlecht wieder nahtlos zusammenschieben. Für gänzlich ungeeignete Reste musste in den alten Sandsteinreserven des Regiebetriebes nach geeignetem Ersatz gesucht werden. Es wahr nicht ganz einfach hier die passenden Stücke zu finden. Aber letztendlich konnten alle Lücken geschlossen werden und sei es an de weniger exponierten Stellen der Sandsteinkante.
Weiterhin war geplant einen Wurzelvorhang um die Ballen der neu zu pflanzenden Bäume einzubauen. Im Gegensatz zum 2003 verwendeten Prinzips der Wurzelschutzfolie, sind es jetz Betonbrunnenringe welche diese Funktion übernehmen müssen. Gute Beispiele für deren Wirksamkeit als Wurzelvorhang gibt es in Dresden schon und warum sollte es nun hier anders sein. Die damals eingesetzte Schutzfolie wurde von den Wurzeln der Robinia pseudoacacia "Casque Rouge" glatt über- und unterwachsen und hatte somit nach wenigen Jahren bereits keine Funktion mehr.


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Die genauen Maße der Baumstandorte wurden durch ein unbekanntes Kabel etwas verschoben. Aber durch die Landschaftsbauer der Fa. Nestleronline konnte sie alle so eingeordnet werden das es am Ende ein stimmiges Gesamtbild ergab.

(C) Foto: Zappe

Wie bereits im Jahr 2003 stand auch diesmal die Frage nach der Baumart im Raum. Während der damalige denkmalpflegerischen Recherche konnte auch anhand von Original Dia-Positiven keine abschließende Klärung herbeigeführt werden. Die Auswahl von Robinia pseudoacacia "Casque Rouge" als Eckbaum hat den kleinkronigeren Habitus und die "blaue" Blütenfarbe als Hintergrund gehabt. Leider wurden zwei von vier dieser Bäume durch Hundeurin so stark geschädigt, das sie ausgetauscht werden mussten. Die anderen beiden Exemplare waren irgendwann einmal das Zielobjekt von Taschenmessern und Knüppelhieben. Dadurch wurden sie im Stammbereich erheblich geschädigt und konnten auch im Laufe der Folgejahre diese Wunden nicht wieder schließen.
Immer noch auf der Suche nach einem kleinkronigen und nicht sehr wuchsstarken Ersatz für die entnommenen Robinien, fiel die Wahl auf einen Zierapfel. Malus trilobata "Schloß Charlottenhof Selektion Baumschule Graeff" so nennt sich nun der neue Baum der Wahl. Wollen wir ihm die besten Wünsche auf seinen weiteren Weg mitgeben und hoffen das er gut gedeiht. Für einen guten Start sorgten schon die Landschaftsgärtner vor Ort und bauten noch ein kräftiges Gerüst um für die ersten Jahre den nötigen Halt zu geben.

www.lenne-baumschule.de


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• Malus trilobata 'Schloß Charlottenhof'

Wuchs: pyramidal, aufrecht wachsend,
Höhe: ca. 6-8 Meter,
Breite: 2.5 bis 4 Meter (im Alter breiter).

Malus trilobata 'Schloß Charlottenhof' ist eine schmalkronige Selektion, pyramidal, aufrecht wachsend der Baumschule Graeff -Zeischa, aus Malus trilobata.
Malus trilobata ist ein dreilappiger Apfelbaum, er eignet sich als kleiner Straßen-, Park- und Hausbaum.

Blatt: dreilappig , dunkelgrün, ledrig, gelbrote Herbstfärbung,
Blüte: weiße Blüte,
Frucht: grün bis rötlich, ca. 1 cm dick,
Eigenschaften: sehr frosthart, gesundes wenig anfälliges Laub, schöne Herbstfärbung,
Fruchtschmuck: bienenfreundlich und Früchte für Vögel,
Standort: wie Apfel

www.lenne-akademie.de

www.baumschule-graeff.de

• Malus trilobata

Taxonomie
Malus trilobata ist eine Art aus der Gattung Malus, die circa 43 bis 76 Arten umfasst und zur Familie der Rosaceae (Rosengewächse) gehört. Die Typus-Art der Gattung ist Malus sylvestris.

Wuchs
Die Bäume haben eine schmal kegelförmige Krone und werden 10 bis 15 Meter hoch.
Holz und Rinde

Blätter
Malus trilobata ist sommergrün. Die einfachen, dunkelgrünen Blätter sind wechselständig angeordnet. Sie sind handförmig geteilt, gebuchtet und gestielt. Im Herbst nehmen sie eine attraktive gelbe, rote bis dunkelrote Färbung an.

Blüten und Früchte
Im Juni trägt Malus trilobata weiße radförmig fünfzählige Blüten die in Schirmtrauben angeordnet sind.
Die Bäume tragen grüne Sammelbalgfrüchte.

Verbreitung
Malus trilobata stammt aus dem Norden Griechenlands, dem Libanon, Syrien und Israel und Jordanien und ist in Bulgarien eingebürgert.

Standort
Die Bäume bevorzugen einen sonnigen Standort auf frischen bis feuchten Böden. Das Substrat sollte sandig-lehmig sein. Sie vertragen Temperaturen bis -29°C (WHZ 5).

de.hortipedia.com

Foto: Zappe

Die Baumbeschreibung fanden wir bei der Lenne-Akademie für Gartenbau und Gartenkultur. Sie gibt uns schon mal eine sehr genaue Vorstellung von dem was uns hier im Rittersporngarten baumseitig erwarten dürfte. Durch das anklicken des links stehenden Vorschaubildes kommen sie zu den im Bildtext hinterlegten Angaben.

"In der Lenné-Baumschule GbR - Baumschule Graeff – Zeischa wurde durch Selektion der dreilappige Zierapfel - Malus trilobata – 'Schloss Charlottenhof' ausgelesen. Die total winterharte Wildform stammt aus Asien und wird auch Chinesischer Zierapfel genannt. Malus trilobata besitzt Eigenschaften, die in unserer, durch Schadstoffe belasteten Umwelt, für das öffentliche Grün, als Straßenbaum und für Hausgärten sehr gut geeignet ist. Durch seinen hohen Schmuckwert während der gesamten Vegetationsperiode, als Bienennahrung und Nahrungsspender für Wildvögel, wächst die Bedeutung dieser Neuzüchtung in Stadt und Land. Ganz besonders freuen wir uns, dass eines der ersten Exemplare seinen Platz im Park Sanssouci, dem Lenné-Park Nr.1, an der Sello-Wiese, in unmittelbarer Nähe des Namensgebers „Schloss Charlottenhof“ einnehmen kann"

www.lenne-akademie.de


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Chapeau - Verbeugung - Applaus! Die Arbeit ist getan und wir haben wieder einen schönen Rittersporngarten. Danke!

(C) Foto: Zappe

Es bleibt abschliesend festzustellen, es ist wieder ein ganzes Stück Arbeit vollbracht wurden. In der Hoffnung auf "bessere Zeiten" ohne Hochwasser, Vandalismus und Diebstahl bleibt es den Besuchern und Bürgern dieser Stadt überlassen, darüber zu entscheiden wie lange es diesen schönen Garten geben wird. Es ist nicht so schwer, glaube ich. Die grundlegenden Dinge einer guten Erziehung verbunden mit etwas Rücksicht und Nachdenken über das eigene Tun sollten ausreichen um für diese Fragen des Lebens gut ausgestattet zu sein. Es ist immer wieder schön wenn man feststellt, dass sich an unserem Tun viele Menschen erfreuen können. Wir sind auch dankbar und freuen uns über jede Unterstützung. Und wir sind uns sicher in unserem Tun, weil wir es gelernt haben. Mit diesem unserem Wissen arbeiten wir für Sie, pflegen, entwickeln und schützen unsere Grünflächen in Dresden. Lassen sie es uns gemeinsam angehen und efreuen sie sich am öffentlichen Grün. Kämpfen sie gemeinsam mit uns um den Erhalt und die Stärkung dieses wichtigen Stück Wohlbefindens im öffentlichen Leben.


Jens Zappe