rosen
 
   
Familie, Unterfamilie, Tribus - Morphologie und Botanische Terminologie


Familie Rosengewächse, Rosaceae

Die Familie der Rosengewächse umfaßt etwa 100 Gattungen mit 3000 Arten und ist nahezu über den ganzen Erdball verbreitet, wobei allerdings die gemäßigten Gebiete bevorzugt sind. Besonders reich hat sich die Familie auf der nördlichen Halbkugel entfaltet...


... Andererseits hat diese reiche Entwicklung, die innerhalb der Rosales sonst nur noch in der Familie der Hülsenfrüchtler zu finden ist, zur Anpassung auch an extreme Umweltbedingungen geführt. So dringen die Rosaceen im Norden und in den Hochgebirgen bis an die Grenzen des Pflanzenwuchses vor. Einige Gattungen (u. a. Alchemilla, Potentilla und Rubus) erreichen Grönland und Spitzbergen, während andere Arten der Gattungen Alchemilla, Potentilla und Sieversia zu den am höchsten ansteigenden alpinen Blütenpflanzen gehören. In den Trockengebieten ist ihre Bedeutung gering, so findet man in den Tiefländern des südlichen Mittelmeergebietes außer Brombeeren (Rubus) und Rosen nur Arten der am stärksten abgeleiteten und überwiegend anemophilen Tribus Wiesenknopf, Sanguisorbeae. In dieser Tribus gibt es die einzigen Xerophyten der Familie, so beispielsweise Poterium spinosum im östlichen Mittelmeergebiet und Margyricarpus in Peru.

Die Vielgestaltigkeit mancher Gattungen wie Rubus, Rosa, Potentilla, Fragaria, Alchemilla, Sorbus, Cotoneaster, Crataegus ist im wesentlichen auf die Hybridisation und Polyploidie zurückzuführen, die wiederum häufig mit apomiktischer Fortpflanzung verbunden sind. Damit blieben die sich oft nur wenig voneinander unterscheidenden Zwischenformen erhalten, die die Abgrenzung der einzelnen Arten erschweren.
Eine Aufteilung der sehr formenreichen Familie in mehrere kleinere ist auf der Grundlage der unterschiedlichen Ausbildung der Früchte versucht worden. Doch dies erscheint nicht gerechtfertigt, da man sie durch die Blütenmerkmale und zahlreiche Übergänge miteinander verbinden kann.

Die Rosengewächse sind Bäume, Sträucher oder ausdauernde, seltener nur einjährige Kräuter. Ihre Blätter sind fast stets spiralig angeordnet und sehr vielgestaltig, einfach ungeteilt, gelappt, einfach fiedrig oder aber auch bandförmig zusammengesetzt, nur selten findet man zwei- oder dreifach gefiederte Blätter. Die Nebenblätter fehlen entweder ganz, oder es sind 2 gut ausgebildete vorhanden, die entweder frei stehen oder mit dem Blattstiel verwachsen sind.

Vor allem die Sprosse der strauchigen Rosengewächse sind häufig bewehrt. Dazu wurden entweder Sprosse, d. h. Kurztriebe, zu Domen umgebildet, beispielsweise beim Weißdorn, oder Stacheln als Emergenzbildungen der Zellen der Oberhaut (Epidermis) und des darunterliegenden Grundgewebes entwickelt, wofür die Rosen ein Beispiel sind.
Die strahligen Blüten sind zwittrig, gelegentlich auch eingeschlechtig und zu Rispen, Scheindolden, Trauben, Ähren oder Köpfchen vereinigt. Gelegentlich stehen sie auch einzeln.
Besonders eindrucksvoll ist bei der Familie die Mannigfaltigkeit des Blütengrundes.
Für seinen Aufbau gibt es zahlreiche Deutungen:

eine ausschließliche Entwicklung der Blütenachse, das Ergebnis einer Verwachsung basaler Teile der Kelch-, Kronen- und Staubblätter oder allein der Kelchblätter und schließlich ein Gebilde, an dessen Entstehung die Blütenachse und die genannten 3 Blütenorgane beteiligt sind. Da seine Herkunft noch ungeklärt ist, wird anstelle von becherförmiger Blütenachse oder Achsenbecher die Bezeichnung Blütenbecher gewählt. Er kann flach schalen- bis krugförmig, aber auch röhrenförmig sein.
Der Kelch und die Blütenkrone sind in der Regel fünfzählig, doch gelegentlich findet man ebenfalls vier- oder bis zu achtzählige Blüten. Es ist aber auch möglich, daß die Blütenkrone völlig fehlt. Einzelne Gattungen (Fragaria, Potentilla) haben einen "Außenkelch", dessen Blätter mit den eigentlichen, inneren Kelchblättern abwechseln. Die Kronenblätter verwachsen nie miteinander, sie sind am Grund verschmälert oder kurz genagelt, weiß oder gefärbt, aber niemals blau. Die Zahl der Staubblätter beträgt das Doppelte bis Vierfache der Kelchblätter, oder es sind unbestimmt viele (bis zu 400), gelegentlich kommen jedoch auch nur 1 bis 5 vor. Sie sind in 2 oder mehreren gleich- oder doppelzähligen Kreisen angeordnet, wobei 2 fünfzählige Kreise die ursprüngliche Form darstellen. Wie die Kronenblätter verwachsen die Staubblätter nie miteinander.

Die Fruchtblätter sind in der Anzahl den Kelchblättern gleich oder zwei- bis dreimal so zahlreich, sie können aber auch wie die Staubblätter eine unbestimmte Anzahl haben (bis über 150); nur selten findet man 1 bis 4. Von den Staubblättern sind sie häufig durch einen drüsigen Diskusring getrennt. Bisweilen sind sie auch im Blütenbecher verborgen, aber niemals mit ihm verwachsen. Die Fruchtblätter enthalten meist 2 Samenanlagen, nur gelegentlich eine oder mehrere, mit einem oder 2 Integumenten. Bei der reifen Frucht springen die Fruchtblätter entweder auf, oder sie bleiben wie eine Nuß oder Steinfrucht geschlossen. Während sie bei den Rosen von dem vergrößerten, fleischigen Blütenbecher eingeschlossen werden, sitzen sie dagegen bei den Erdbeeren auf dem kegelförmig verlängerten und saftigen Fruchtblattträger. In der Unterfamilie der Spiraeoideen haben einige Arten der Tribus Quillajeae und Exochordeae auch kapselartige Früchte. Die Samen sind mäßig klein, ihr Embryo ist gerade, und die Keimblätter liegen flach nebeneinander. Die Befruchtung der Blüten erfolgt meist durch Insekten, nur selten wird der Pollen durch den Wind verbreitet.

Besondere Inhaltsstoffe sind nur von wenigen Gattungen bekannt. Bei den Kern- und Steinobstgewächsen sind Blausäure abspaltende Glykoside allgemein verbreitet, die man u. a. noch bei Exochorda, der Fiederspiere, Sorbaria, dem Spierstrauch, Spiraea, beim Geißbart, Aruncus und bei Kerria findet. Abgesehen von den Blütenduftstoffen, enthalten die Rosengewächse wenig duftende aromatische Inhaltsstoffe. Sehr verbreitet dagegen sind Gerbstoffe in den Rinden, Rhizomen und Blättern. Die offizinelle Verwendung vieler Gattungen, beispielsweise des Frauenmantels, Alchemilla, der Erdbeere, Fragaria, und des Fingerkrautes, Potentilla, beruhen auf diesem Gerbstoffgehalt. Die Samen enthalten reichlich fette Öle, die allerdings keine charakteristische Zusammensetzung aufweisen.

Man teilt diese große Familie nach der Frucht, der Stellung des Fruchtknotens und anderer Fruchtmerkmale in 4 Unterfamilien auf.

- Unterfamilie Spiraeoidae

- Unterfamilie Rosoideae

Zu dieser Unterfamilie, die sich nur schwer von den Spiraeoideen abgrenzen läßt, gehören Sträucher oder ausdauernde Krauter, selten aber Bäume oder einjährige Pflanzen. Die Blütenachse ist bei der Unterfanlilie recht unterschiedlich ausgebildet. Sie kann köpfchenartig vorgewölbt sein oder eine mehr oder weniger deutlich zylindrische Form haben. Die Zahl der Blütenorgane wechselt sehr. Von den Kelchblättern findet man meist 5 oder 4. Oft ist ein "Außenkelch" vorhanden. Die Zahl der Fruchtblätter schwankt von zahlreichen bis zu wenigen, die in der Regel frei und weder untereinander noch mit der Blütenachse verwachsen sind. Es gibt allerdings auch Ausnahmen. So verwachsen bei der Tribus Sanguisorbeae die 1oder 2 Fruchtblätter miteinander und mit dem Blütenbecher. Die Früchte sind entweder einsamige Nüßchen oder Steinfrüchtchen. Oft vereinigen sie sich aber auch mit dem Blütenbecher oder der vorgewölbten Blütenachse zu einer Sammelfrucht.

Für eine Gruppierung der Gattungen dieser Unterfamilie in Tribus werden hauptsächlich die Merkmale der Blütenachse herangezogen.

Tribus Ulmarieae

Ein flacher oder nur schwach ausgehöhlter Blütenbecher kennzeichnet diesen Verwandtschaftskreis, bei dem die Zahl der Fruchtblätter zwischen 5 und 15 schwankt. Die einsamigen Früchte sind balgfruchtartig, springen jedoch nicht auf. Die einzige Gattung Mädesüß, Filipendula, ist mit 10 Arten in den gemäßigten und subarktischen Gebieten der nördlichen Halbkugel verbreitet. Es sind Stauden mit fiederschnittigen oder gelappten Blättern und großen Rispen mit weißen oder purpurfarbenen Blüten. In Mitteleuropa sind das Kleine oder Knollige Mädesüß, Filipendula vulgaris, auf trockenen, sonnigen Standorten und das Echte oder Sumpfmädesüß, Filipendula ulmaria, vertreten. Die Fruchtblätter des Echten Mädesüß sind am Grund mit einer kleinen, kegelförmigen Achsenspitze verwachsen, und die Früchtchen winden sich bei der Reife schraubig zusammen. Die Blüten werden offizinell verwendet.

Tribus Kerrieae.

Bei dieser Tribus sind die Blütenachsen flach oder krugförmig gewölbt und die Früchte nuß- oder steinfruchtartig. Es ist eine kleine Gruppe, die aus 4 Gattungen mit jeweils nur einer Art besteht. Sie werden als Reliktformen tertiärer Rosengewächse aufgefaßt. Je 2 kommen in Nordamerika und Ostasien vor, davon ist die aus China stammende Kerria japonica mit gefüllten Blüten als einer der schönsten Ziersträucher in mehreren Sorten auch in Mitteleuropa in Kultur (siehe Farbbild 103).

Tribus Rubeae

Die Pflanzen dieser Tribus sind ausdauernd, ihre mehr oder weniger stark verholzenden Triebe sterben im zweiten Jahr, nach dem Fruchten, ab. Selten nur findet man ausdauernde Krauter oder echte Holzgewächse.
Auf der vorgewölbten Blütenachse befinden sich zahlreiche Fruchtblätter. Der Blütenbecher ist mehr oder weniger flach-scheibenförmig bis fast glockig. Die Steinfrüchtchen sind meist saftig, miteinander verhaftet und bilden mit der vorgewölbten Blütenachse eine Sammelfrucht (Brombeere). Bei der Himbeere dagegen besteht die Sammelfrucht aus den aneinander haftenden, sich von der Achsenvorwölbung kappenförmig lösenden Früchtchen. Nur selten fallen die einsamigen Steinfrüchte einzeln ab.

Hierzu gehört die Gattung Rubus mit über 700 Arten. Infolge der großen Mannigfaltigkeit und der zahlreichen Übergänge zwischen den einzelnen Arten ist ihre Gliederung sehr schwierig. Die Vielzahl der Arten wird in 11 Untergattungen zusammengefaßt. Das Hauptverbreitungsgebiet liegt in der nördlich gemäßigten Zone, aber auch in den Tropen, gewöhnlich in den Gebirgen, kommen zahlreiche Arten vor. Dabei sind die Anden ein bevorzugtes Gebiet. Mit wenigen Arten dringt die Gattung bis in die Arktis vor. Diese Mannigfaltigkeit der Gattung gründet sich auf Hybridisation, Polypioidie und Apomixis.
Die Arten haben unterschiedliche Ploidiestufen (di-ploid, triploid, tetraploid, pentaploid, hexaploid), wobei die tetraploiden mit 2 n = 28 Chromosomen vorherrschen. Wahrscheinlich entstanden viele dieser Arten im Pleistozän im Ergebnis von Hybridisation und apomiktischer Fortpflanzung. Die Apomikten sind alle polypioid. Die Apomixis ist jedoch oft fakultativ, so daß auch heute die Möglichkeit der Entstehung zahlreicher neuer Sippen auf dem Weg der Bastardierung gegeben ist.
Im deutschen Sprachgebrauch heißen die Arten ohne oder nur mit ganz weichen Stacheln Himbeeren, die Arten dagegen, deren Sprosse stark bewehrt sind, Brombeeren.

Rings um den Pol verbreitet ist Rubus chamaemorus, die Moltebeere. Die zweihäusigen Pflanzen treiben kurze, einjährige, unbewehrte Sprosse aus, an deren Ende einzelne weiße Blüten sitzen. Ihre Sammelfrüchte sind hellorangegelb und werden in Skandinavien wegen ihres angenehm säuerlichen Geschmacks sehr geschätzt. Eine ähnliche Verbreitung hat die Aakerbeere, Rubus arcticus, deren Blüten zwittrig und rot sind. Die würzigen Früchte werden als die wohlschmeckendsten der ganzen Gattung gepriesen. 2 nordamerikanische Arten, Rubus deliciosus und Rubus odoratus, mit purpurfarbenen, duftenden Blüten werden in Mitteleuropa als Ziersträucher angebaut.
Von der Untergattung Rubus, den Brombeeren, werden die Früchte vieler Wildarten gesammelt und verzehrt sowie die gerbstoffhaitigen Blätter als Tee-Ersatz verwendet.

In Kultur genommen wurden Pflanzen dieser sehr formenreichen Gruppe von Arten in Europa erst im 19. Jahrhundert, wobei man nordamerikanische Arten bevorzugte. Als Eltern der Zuchtsorten kommen in Frage: Rubus ulmifolius, ein in Westeuropa, Nordwestafrika und auf den Azoren, Madeira und den Kanarischen Inseln verbreiteter 3 bis 4 m hoher Strauch, dessen kantiger Stengel mit gekrümmten Stacheln besetzt ist, Rubus procerus mit einem bis zum Rheingebiet reichenden westeuropäischen Verbreitungsgebiet sowie die nordamerikanischen Arten Rubus ursinus, Rubus macropetalus, Rubus rosa und Rubus allegheniensis.
Ständige Kreuzungen zwischen den Ausgangsarten, gefolgt von einer Verdoppelung der Chromosomensätze als Ergebnis der Vereinigung unreduzierter Keimzellen, Rückkreuzungen und Apomixis führten zu den zahllosen Übergangsformen und Hybridschwärmen. Sie verhindern eine Gliederung und die Aufklärung der Entstehungsgeschichte der einzelnen Sorten. Die Loganbeere, Rubus loganobaccus, ist eine in Kultur entstandene hexaploide Art, die in Kalifornien im Jahre 1881 im Garten eines Mr. Logan gefunden wurde. Ihre Eltern sollen die im gleichen Garten angebauten Rubus vitifolius und Rubus strigosus gewesen sein.

Die Himbeeren werden in der Untergattung Idaeobatus zusammengefaßt. Im gemäßigten Eurasien und in Nordafrika ist die Waldhimbeere, Rubus ideaus, verbreitet, die an feuchten Standorten im Wald, besonders auf Waldblößen, oft ausgedehnte Bestände bildet. Sie bilden eine sehr formenreiche Artengruppe, deren zahllose Hybridschwärme sich in ihrer Entstehungsgeschichte nicht aufklären lassen.
In die Kultur wurde sie wohl erst im Mittelalter, vielleicht zuerst in den Klostergärten, überführt. Ihre Stengel sind dicht mit kleinen Stacheln besetzt, und die drei- bis siebenzählig gefiederten Blätter haben unterseits meist eine filzige, weiße Behaarung. Die Früchte sind im allgemeinen rot, es gibt aber auch gelbfrüchtige Sorten. Von den nordamerikanischen Arten wird die rot- und seltener gelbfrüchtige Rubus strigosus nur wenig angebaut, während von der schwarzfrüchtigen Rubus occidentalis viele Sorten bekannt sind. Kreuzungsprodukte zwischen Rubus strigosus und Rubus occidentalis sind die amerikanischen "purpurfarbenen Himbeeren", die wild vorkommen und auch kultiviert werden.

Tribus Roseae

Die laubabwerfenden oder immergrünen Pflanzen dieser Tribus sind aufrechte oder klimmende Sträucher mit meist stachelig bewehrten Sprossen. Die Blätter sind außer bei Rosa persica, die sitzende, einfache und dornspitzig gezähnte Blätter hat, immer unpaarig gefiedert und mit Nebenblättern versehen.
Die ansehnlichen, oft duftenden Blüten der Rosen stehen entweder einzeln oder sind in endständigen Doldentrauben vereinigt. Sie haben zahlreiche Fruchtblätter mit end- bis seitenständigen Griffeln. Der oben verengte Blütenbecher weist alle Übergangsformen zwischen einem Krug und einer Flasche auf. Mit zunehmender Reife wird er fleischig, färbt sich und schließt die zahlreichen, steinharten Nüßchen ein (Hagebutte).
Die einzige Gattung, Rosa, die Rose, bildet diese Tribus, die scharf umgrenzt ist. Nach der Form des Blütenbechers schließt sie sich den Sanguisorbeen und Maloideen, durch den übrigen Blütenbau den Potentilleen und in der Blüte den Rubeen an. Die Artenzahl kann man auf 100 bis 200 veranschlagen, weit mehr sind es jedoch, wenn man den Artbegriff enger faßt.

Die Gattung ist in der ganzen nördlich gemäßigten Zone verbreitet. Einzelne Arten dringen auch bis in die tropischen Gebirge (Nordmexiko, Äthiopien, Philippinen) vor, auf der südlichen Halbkugel fehlen sie. Ihre Arten sind sehr variabel und bastardieren leicht miteinander, was verständlicherweise ihre Umgrenzung erschwert. Seit den ältesten Zeiten spielt die Rose eine bedeutende Rolle im Leben der Menschen. Das spiegelt sich in den Mythen, der Dichtung und in der Kulturgeschichte wider.
In Ägypten gehörten Rosen zu den Totenbeigaben. Bei den Persern, seit jeher als Rosenzüchter berühmt, spielte der Rosenduft eine große Rolle. Bei den Griechen war die Rose das Symbol der Liebe, Anmut und Lebensfreude, sie war Aphrodite und Dionysos geweiht. Tempel und Götterbilder wurden ebenso wie heimkehrende Sieger mit Rosen geschmückt. Aber auch Tote hat man mit Rosen geehrt. Den Römern war die Rose ein Symbol der Pflichterfüllung und des Mutes. Siegreiche Kämpfer wurden bei ihnen mit Rosen bekränzt.

Zu den Zeiten der römischen Kaiser trieb man einen ausgesprochenen Rosenluxus. Schiffsladungen von Rosen führte man dazu aus Alexandria, anderen Gegenden Nordafrikas und von der Insel Rhodos in Rom ein. Bei festlichen Gastmählern regneten Rosenblätter auf die Gäste herab, und man badete sich selbst in öffentlichen Bädern in Rosenwein. Die Germanen verehrten den Dornbusch als Bild des Feuers und, damit verbunden, des Weltuntergangs. Die einzelne Rose war ein Sinnbild des Todes. Diese Bedeutung blieb im Mittelalter erhalten, als die Rose zugleich zu einem Sinnbild des Fortlebens der Seele nach dem Tod wurde. Man bepflanzte Gräber mit Rosen und schmückte Gedenksteine mit ihnen. Das Christentum widmete die Rose der Jungfrau Maria als ein Sinnbild ihrer Anmut. Vom heiligen Dominikus wurden 1208 die Rosenkränze zum Beten eingeführt.
Als Blume der Feste und sinniger Beziehungen hat sie ihre Bedeutung bis heute erhalten, es gibt Rosenköniginnen, Rosenmädchen und Rosenkavaliere. Der vorletzte fröhliche Tag vor der Fastenzeit in der katholischen Kirche ist der Rosenmontag. Unüberschaubar sind die Darstellungen der Rose in der Lyrik. Aber auch die bildende Kunst hat sie in allen möglichen Formen wiedergegeben.

In Mitteleuropa sind an Waldrändern, in Gebüschen und Hecken vor allem die Hundsrose, Rosa canina, und die Heckenrose, Rosa dumetorum, verbreitet, die wie fast alle Rosen im Juni ihre Blüten entfalten Ihre im Oktober reifenden roten Früchte, die Hagebutten, enthalten neben Zucker, organischen Säuren und ätherischem Öl besonders reichlich Vitamin C. So bereitet man aus den getrockneten ganzen Früchten einen schmackhaften Tee, während die Hagebutten wegen des hohen Vitamingehaltes auch zu Mus verarbeitet werden.
Die uns sich heute darbietende Vielfalt der Gartenrosen ist unübersehbar. In jedem Jahr überraschen Rosenzüchter die Blumenfreunde mit neuen Schöpfungen, die von Liebhabern in Rosarien gesammelt und der Nachwelt erhalten werden. Zu ihrer Charakterisierung seien hier nur einige Gruppen genannt.

Die älteren Kulturrosen sind orientalisch-europäischen Ursprungs, zu denen u. a. die Provinsrosen, die Moosrosen, deren "Moos" umgebildete Stieldrüsen an den Blütenstielen sind, die Burgunderrosen und die Pomponrosen gehören. Als eine Ausgangsart sieht man die Essigrose, Rosa gallica, mit meist einfachen Blüten an, die seit langem in Kultur ist. Im 18. Jahrhundert kultivierte man sie in dem Paris nahe gelegenen Ort Provins in großem Umfang, daher der Name Provinsrosen. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Mittel- und Südeuropa bis nach Westasien. Die Kohl- oder Provencerose, Rosa centifolia, stammt aus dem Ostkaukasus. Ihre dichtgefüllten Blüten nicken, Blütenachse und Blütenstiel sind steif-drüsenborstig ("Moos"), Die gefüllt blühende Damaszener Rose, Rosa damascena, kommt aus Kleinasien. Ihr Ursprung ist noch ungeklärt, möglicherweise ist sie bereits ein Bastard von Rosa gallica x Rosa centifolia.

Unabhängig von diesem Formenkreis wurden in Ostasien ebenfalls gefüllte Gartenrosen gezüchtet, die sich auf die Ausgangsform Rosa chinensis, die Chinesische oder Bengalrose, zurückführen lassen, einen niedrigen Strauch mit langgestielten Blüten. Von China kamen die Pflanzen im 18. Jahrhundert nach Indien und wurden von dort nach Westeuropa eingeführt; daher rührt der irreführende Name Bengalrose. Da sie nicht winterfest ist, kultiviert man sie in Europa nicht mehr, sie hat sich nur in ihren Abkömmlingen erhalten. Ihre Zwergformen eignen sich gut für die Topfkultur.

Ebenfalls in China in Kultur gefunden, aber unbekannten Ursprungs ist die Teerose, Rosa odorata, eine immergrüne oder halb immergrüne Kletterrose mit langen Trieben und hakenförmigen Stacheln. Ihre Blüten sind halb gefüllt bis gefüllt. Im Jahre 1809 wurde sie in einer Gärtnerei bei Kanton gefunden und nach England gebracht.
Aus den Kreuzungen dieser beiden ostasiatischen Arten mit Rosa damascena entwickelten sich die Bourbon-hybriden (Rosa chinensis x Rosa damascena) - auf der Insel Reunion (früher Bourbon) entstanden und 1817 nach Frankreich gebracht -, die Teehybriden (Bourbon-rosen x Rosa odorata) und die Remontantrosen (Bourbonhybriden x Rosa odorata), die an Größe und Reichblütigkeit, vor allem aber durch ihre Dauerblüte die Bourbonhybriden übertreffen.

Die modernen Polyantharosen werden in der Art Rosa x rhederiana zusammengefaßt. Ihre Kreuzungseltern sind Rosa multißora und Rosa odorata. Rosa multiflora kommt in Japan und Korea vor; sie ist ein starkwüchsiger, kletternder Strauch mit weißen Blüten, die in großen, pyramidalen Rispen vereinigt sind. Man unterscheidet Polyantharosen mit verhältnismäßig kleinen, aber sehr zahlreichen, in großen Doldenrispen vereinigten Blüten, Polyanthahybriden, deren große, allerdings nicht so zahlreichen Blüten meist flachere Blütenstände bilden, Floribundarosen mit großen, edelrosenartigen Blüten, die in Büscheln zusammenstehen und Floribunda-grandiflora-Rosen, deren Blüten sehr groß und langstielig sind und nur wenigblütige Büschel bilden. Die Kletterrosen sind durch die Ausbildung langer Triebe zur Pflanzung an Spalieren geeignet. Zu ihren Stammformen gehören Rosa multißora und Rosa wichuraiana. Es ist eine in Ostasien heimische, halb immergrüne Kletterrose, deren duftende, weiße Blüten in kleinen, pyramidalen Doldentrauben zusammenstehen. Aber auch die amphidiploide Hybridart Rosa x kordesii wird dazu gerechnet. Sie entstand aus der Kreuzung Rosa rugosa, der in Ostasien verbreiteten Kartoffelrose, mit Rosa wichuraiana.

Ein wichtiges Produkt der Rosen ist das ätherische Rosenöl, das wegen seines Wohlgeruches seit alters der Grundstoff wertvoller Parfüme ist. Dazu wird in Nordafrika und im Orient die Moschusrose, Rosa moschata, kultiviert. In Indien gewinnt man es aus den im Himalaja verbreiteten Rosa macrophylla und Rosa webbiana. In Bulgarien um Kasanlik, in der Sowjetunion und in geringerem Umfang in Frankreich wird dazu eine Form der Damaszener Rose, Rosa damascena f. trigintipetala, in Hecken angebaut. Die gerade aufgeblühten Knospen werden am frühen Morgen gesammelt und mehrfach destilliert, wobei sich das ätherische Öl abscheidet...

Unterfamilie Maloideae

Unterfamilie Prunoidaeae

Quelle:

"Urania Pflanzenreich in drei Bänden"
Höhere Pflanzen 1

Lektor: Christoph Needon
l. bis 35. Tausend
Alle Rechte vorbehalten
Copyright 1971 by Urania-Verlag Leipzig/Jena/Berlin,
Verlag für populärwissenschaftliche Literatur
VLN 212-475/24/71 o 18 G 2
Karte: Vervielfältigungsgenehmigung Nr. 617/70
Wissenschaftliche Zeichnungen: Jürgen Ehricht
Typografie: Helmut Seile und Helgard Reckziegel
Schutzumschlag und Einband: Horst Adler
Farbtafeln: Druckerei Fortschritt, Erfurt
Lichtsatz: INTERDRUCK, Leipzig
Offsetreproduktionen, Druck und Buchbinderei:
Karl-Marx-Werk, Pößneck
Printed in the German Democratic Republic