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Diese Zeichnung aus dem Buch "Alte Rosen und Wildrosen" gibt einen sehr guten Überblick über die Morphologie der Rose.

Da Text und Bildmaterial den üblichen Copyrights unterliegen, bitten wir um die ausdrücklich private Nutzung sowie eine korrekten Quellenangabe (siehe unten auf dieser Seite)!


Die Blüte


Die Blütenstände sind bei den Wildarten
1-3 blütig, seltener bis 5 blütig, bei der Serie Synstylae aber auch vielblütige Doldenrispen, bei den Banksianae mehr oder weniger doldenartig, bei anderen Arten, insbesondere aber bei den Gartenrosen (namentlich bei Floribunda, Polyantha, Kletter- und Parkrosen), auch zu großen traubigen oder rispigen Ständen vereinigt, die nicht selten
50 bis 100 Blüten an einem Trieb tragen. Zumeist handelt es sich bei den vielblütigen Gartenrosen um Blütenstände in Doldenrispen, die auch Schirmrispen genannt werden, wenn die Blüten alle mehr oder weniger in einer (gewölbten) Ebene stehen.


Blüte

Der Kelch (korrekt muß es "Kelchbecher" = Hypanthium, Receptaculum heißen) ist ein Achsengebilde, das in zwei Formen auftreten kann; bei der ersten Form (z.B. bei den meisten Arten der Serie Canina und bei den Gallicanae) liegt unter der Rindenschicht eine dicke Markschicht, die oben einen diskusartigen Ringwulst trägt, der aber keinen Nektar absondert und nur einen engen Kanal für das Griffelbündel freilässt.
Bei der anderen Gruppe sind die Markschicht und der Diskusring viel schwächer entwickelt, dafür ist hier die zentrale Öffnung viel weiter, so bei R. pimpinellifolia, villosa u. a.

Die Kelchblätter (Sepalen) weisen viele Merkmale auf, die das sichere Erkennen einer Art oder Sorte erleichtem. Durch ihre 2/5-Spiralstellung überdecken sie sich teilweise und daher rührt auch ihre ungleichförmige Ausbildung, die sogar schon Dichter beschäftigt hat.

"Wir haben fünf Brüder, zu gleicher Zeit geboren; zwei davon mit Barten, zwei'n ist der Bart geschoren, einer von uns Fünfen hat ihn halb verloren."

Normalerweise haben alle Blüten fünf Sepalen; Rosa sericea und ihre Formen haben jedoch nur vier Sepalen und vier Petalen.
In ihrer einfachsten Form sind sie lanzettlich, ungeteilt, mit verbreiterter Basis, meist aber sind die zwei äußersten beiderseits, das mittlere nur an einer Seite fiederspaltig, während die beiden inneren Sepalen ganzrandig sind. Bei den Kulturformen kommt es nicht selten vor, daß die Sepalen an ihrer Spitze blattartig verbreitert sind, aber auch hier nicht alle Sepalen, sondern nur eine oder zwei. Die Sepalen der ersten Blüten einer Vegetationsperiode haben nicht selten besonders große Sepalen, während die folgenden viel kleiner und ganzrandig sind. Aber nicht nur die Form und Größe der Sepalen ist wichtig, sondern auch ihre Dauer und Stellung. Bei vielen Arten und auch bei Gartenrosen fallen die Sepalen spätestens vor der Fruchtreife ab (Gallicanae, Caninae, Synstylae u.a.), während sie bei anderen immer an der Frucht bleiben und dort entweder alle aufgerichtet sind (Pimpinellifoliae, Cinnamomeae) oder aber nach der Blüte nach unten geschlagen werden; letztere fallen in der Regel vor der Vollreife ab.

"Nackte" (gymnokarpe) Fruchte gibt es bei R.gymnocarpa; so genannt, weil mit den Sepalen zugleich auch die Kuppe der Scheinfrucht samt Griffeln und Narben abgeworfen wird. Diese Eigentümlichkeit ist auch bei den folgenden Rosen, wenn auch nicht so ausgeprägt, beobachtet worden:
R.nutkana var. muriculata, R.nutkana x R.acicularis, R.engelmannii x R.acicularis, R.californica var. myriacantha x R. nutkana var. spaldingii.
Besonders auffällig sind die Moosrosen, deren Sepalen, aber auch die Hypanthien und die Blütenstiele dicht mit "Moos" besetzt sind. Dieses "Moos" entsteht durch die zahlreichen, verzweigten Stieldrüsen, welche sich bei Berührung weich anfühlen und einen so starken Duft absondern, daß man ihn oft noch nach Stunden auf der Haut wahrnehmen kann. Bei manchen Rosen fühlt sich das "Moos" jedoch hart und grob an; das ist darin begründet, daß die Drüsen hier auf Stachelborsten stehen, weshalb dieses "Moos" oft auch etwas bräunlich gefärbt ist.

Schließlich muß auch noch das Moos von Rosa centifolia 'Cristata' erklärt werden. Hier sind die Sepalen sehr dicht gefiedert, und die Fiedern wiederum sind dicht mit Moos besetzt, und zwar so regelmäßig, daß die Knospen fast dreikantig aussehen und so der Rose auch den Namen 'Chapeau de Napoleon' eingebracht haben, wegen ihrer entfernten Ähnlichkeit mit einem Dreispitz.

Die Blüten der Wildrosen haben fünf Blütenblätter (Petalen), ausgenommen R .sericea, die nur vier Petalen aufweist; sie stehen in zwei Kreisen. Die Gesamtheit der Blütenblätter nennt man auch Krone, daher bezeichnet man die Blütenblätter auch als Kronblätter. Sie sind zumeist in Form einer flachen Schale ausgebreitet.
Gartenrosen mit nur fünf (bis zehn) Blütenblättern nennt man "einfach"blühend; die gefüllten Blüten haben Kordes und v. Rathlef (1938) wie folgt bezeichnet:

10-20 Petalen = halbgefüllt;
20-40 Petalen = gut gefüllt;
über 40 Petalen = stark gefüllt.

Viele Sorten, insbesondere die alten Kulturrosen, haben bis zu 100 oder noch mehr Petalen.
Die Petalen sind bei den gefüllten Blüten aus den Staubgefäßen, zum Teil auch aus den Stempeln entstanden, und man kann oft in den Blüten noch Übergänge von der einen zur anderen Form finden.
Die Form der Petalen ist bei den meisten Rosen mehr oder weniger breitrund oder rund oder breit obovat, an der Basis mit einem ganz kleinen Nagel (Ansatzstelle), am oberen Rand rund oder herzförmig ausgeschnitten, mitunter auch stark wellig oder mit einigen Einschnitten.
Stellung und Anzahl der Petalen geben der Blüte ihre charakteristische Form.

Sie kann sein:

- hochgebaut: die mittleren Petalen bleiben auch in der Vollblüte aufrecht und breiten sich nicht aus ('Poinsettia', 'Comtess Vandal');
- kugelig: alle Petalen tief schalenförmig, am oberen Rand nach innen geneigt, mittlere Petalen stehen aufrecht ('Gloria Dei', 'Queen Elizabeth', 'Koster'-Sorten);
- becherförmig: in der Hauptsache bei locker gefüllten Blüten, deren Petalen sich becherförmig ausbreiten und die Mitte ganz freigeben;
- flach sind die einfachen oder halbgefüllten Blüten, deren Petalen sich tellerförmig ausbreiten oder sogar noch etwas abwärts zeigen;
- rosettenförmig (dachziegelig, camellienförmig) werden Blüten dann, wenn die Petalen nur kurz sind, waagerecht zurückschlagen und sich dachziegelig und regelmäßig überdecken ('Messestadt Hannover', 'Insel Mainau');
- formlos: (in USA "Cactus"-Form genannt) sind die Blüten, deren Petalen nach allen Richtungen abstehen und oft noch in der Längsrichtung eingerollt sind;
- sternförmig: werden Blüten dann, wenn bei locker gefüllten Blüten die Petalen an beiden Seiten nach hinten einrollen, aber an der Spitze gerade bleiben;
- nelkenförmig: hierbei sind die Petalen am oberen Rand tief eingeschnitten wie bei Nelken; in dieser typischen Form nur bei den Rugosa-Sorten 'T. J. Grootendorst', 'Pink Grootendorst' und 'Weiße Nelkenrose' bekannt.
- Ein Sonderfall tritt bei manchen "alten Rosen" auf:
Hier sind die Petalen oft so zahlreich und so dicht, daß sie sich in vier deutlich erkennbaren Vierteln gruppieren.
Oft bildet sich in der Mitte ein kleines "Auge"
(engl. "button eye") aus meist helleren, kleinen Petalen, die sich ebenfalls nicht ausbreiten können und sich ballförmig nach innen krümmen. Dieses Auge ist manchmal grünlich gefärbt, und es besteht dann aus den verbildeten Fruchtblättern oder Karpellen.
Die Form der Knospe hängt in besonderem Maße ab von der Zahl der Petalen; je mehr Petalen und je kürzer diese sind, um so breiter muß die Knospe sein. Heute schätzen nicht nur die Züchter, sondern auch die Käufer von Schnittrosen eine schöne, schlanke Knospenform, und der Knospe wird häufig ein viel größerer Wert beigemessen als der erblühten Rose.

Man unterscheidet folgende Knospenformen:

- schlank: vom Kelch bis zur Mitte allmählich breiter werdend, von dort zur Spitze hin wieder abnehmend ('Eclipse');
- spitz: eine spitze Eiform, am breitesten im unteren Drittel, die Spitze ist deutlich zugespitzt (‚Charlotte Armstrong', 'Helen Traubel');
- eiförmig: am breitesten im unteren Drittel, an der Spitze jedoch mehr oder weniger abgerundet, jedenfalls nicht spitz ('Gloria Dei');
- urnenförmig: am breitesten im unteren Drittel, nach oben zu stark zusammengezogen, aber an der Spitze wieder breit werdend ('Talisman');
- kugelig: eigentlich mehr eine gestauchte, kurze Eiform, nur wenig höher als breit; bei stark gefüllten Blüten sehr häufig.

Ätherische Öle

In den Petalen der Rosen sind ätherische Öle in Form kleiner Tröpfchen im Protoplasma der Epidermiszellen und der angrenzenden Mesophyllzellen enthalten; von hier treten sie durch die Epidermisaußenwand und die Kutikula nach außen und verdampfen, werden aber im gleichen Umfang in den Zellen wieder nachgebildet

Staubblätter

Sie stehen an der Basis der Petalen, auf der Scheibe, und sind in mehreren Kreisen angeordnet; ihre Zahl schwankt zwischen 20 und etwa 100. Die Färbung der Filamente sowie auch der Antheren ist in den meisten Fällen kein auffälliges Merkmal, doch soll man hierauf achten. Die Filamente sind zumeist fast weiß bis strohgelb, können aber auch goldgelb sein, ja sogar rosa oder rot bis dunkelbraun. Die Antheren weichen in ihrer Färbung in der Regel von der der Filamente ab; meist sind sie heller oder dunkler gelb, mitunter auch dunkelgelb oder kupfrig bis braun. Bei der Reife platzen die Pollenfächer in der Längsrichtung auf und entlassen den Pollen. Man muß auch darauf achten, ob die Antheren ihre Vorderseite zur Mitte, also zu den Narben hin kehren oder entgegengesetzt, also zu den Petalen hin. In vielen Fällen haben die Staubblätter durchaus einen dekorativen Wert, so die goldgelben Staubblätter der Gallica-Sorten, oder die roten bei 'White Wings', oder die weinroten bis braunroten bei Rosa moyesli usw.

Stempel

Die Stempel, die aus Fruchtknoten, Griffel und Narbe bestehen, sind entweder alle frei oder aber zu einer Säule verwachsen und treten durch die Mündung des Kelchbechers aus, diese entweder nur kurz oder aber weit überragend. Griffel und Fruchtknoten der einzelnen "Früchtchen" sind entweder kahl oder behaart. Auch die Färbung der Stempel ist unterschiedlich, meist strohgelb bis dunkler gelb oder auch von rosa bis rot, während die Narben in der Regel noch etwas dunkler gefärbt sind als der Griffel.





Nachfolgend möchte ich die Zusendung eines Rosenfreundes vorstellen, der sich bemüht hat die ursprüngliche Quelle des Merkgedichtes herauszufinden. An dieser Stelle möchte ich mich noh einmal bei Herrn Gerhard Weise ausdrücklich bedanken!

Sehr geehrter Herr Zappe,

nach einigem Suchen bin ich darauf gestoßen, daß es sich bei dem Gedicht ursprünglich um einen lateinischen Merkspruch handelt:

*Rosa canina L. *
Merkgedicht, das Albertus Magnus (1193-1280)
zugeschrieben wird.

Quinque sunt fratres.

Duo sunt barbati,

Duo sine barba nati.

Unus e quinque

Non habet barbam utrinque.

"Wir haben fünf Brüder, zu gleicher Zeit geboren; zwei davon mit
Barten, zwei'n ist der Bart geschoren, einer von uns Fünfen hat ihn halb
verloren."

Gemeint ist damit die unterschiedliche "Bärtung" der Kelchblätter, die sich sehr leicht beobachten lässt, wenn man eine Rosenblüte von unten betrachtet.
Zwei Kelchblätter sind beiderseits mit fiederartigen Anhängen (barbati) ausgestattet. Zweien fehlen diese gänzlich (sine barba nati). Eines vermittelt den Übergang und ist nur einseitig gebärtet.
Sehr eingehend wird dazu auf folgender Seite geschrieben:

www.ou.edu/cas/botany-micro/ben/ben275.html

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Gerhard Weise






Quelle:

"Rosen, Rosen, Rosen"
Gerd Krüssmann

Im Lexikonteil dieses Buches werden etwa bestehender Sortenschutz oder Warenzeichen nicht erwähnt; dies bedeutet also nicht, daß die Sortennamen frei sind.

© Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg, 1974. Anschriften:
l Berlin 61, Lindenstraße 44-47; 2 Hamburg l, Spitalerstraße 12.
Printed in Germany by A. W. Hayn's Erben,
l Berlin 36, Schlesische Straße 26.
Buchbinderei: Lüderitz & Bauer, l Berlin 61.
ISBN 3489717228

Bildquelle:

"Alte Rosen und Wildrosen"
Anny Jacob... 2. verb. Aufl. - Stuttgart: Ulmer, 1992 ISBN3-8001-6498-1
NE: Jacob, Anny

© 1990, 1992 Eugen Ulmer GmbH & Co.
Wollgrasweg 41, 7000 Stuttgart 70 (Hohenheim)
Printed in Germany

Lektorat: Agnes Pahler, Herstellung: Karl-Heinz Eitle
Einbandgestaltung: A. Krugmann, Freiberg am Neckar
Satz: Typobauer Filmsatz GmbH, Ostfildern 3 Reproduktionen: Willy Berger, Stuttgart
Druck und Bindung: Freiburger Graphische Betriebe, Freiburg

Die Deutsche Bibliothek - CIP Einheitsaufnahme

Zeichnungen von Helmuth Flubacher, Waiblingen
Abbildung Seite 2:
www.flubacher.de

R.centifolia var. crenata, syn. R.ulmifolia (Vibert vor 1807), Die Ulmenblättrige Rose ist eine der vielen wieder verlorengegangenen Kultivare.
Aus Pierre Joseph Redoute: »Les Roses«, Band II,
Seite 65.