rosen
 
   

Highslide JS

"Nein, leider nicht", erwiderte der andere, "ich muß aber gestehen daß ich die Erna Teschendorff vorziehe. Ich habe mit ihr ein Geschäft gemacht, wie noch mit keiner anderen. Ihre Liebhaber reißen sich um sie...".
Ein Nachtrag zur Victor Teschendorff KG


Aus dem Simplicissimus vom 31. Juli 1917:
(politisch-satirische Wochenschrift 1896 -1967)


Dieses Material wurde uns in dankenswerter Weise durch Herrn Dr. sc. agr. Eckart Haenchen zur Verfügung gestellt.




Eine schreckliche Fahrt

In einem Personenzug zwischen Weimar und Eisenach trug sich´s zu. Auf einer kleinen Station kamen zwei Theaterdirektoren zu mir ins Abteil.
Theaterdirektoren - -, denn der eine sagte, als sie sich etwas verschnauft hatten:
"Daß ich mir die Caroline Testout geholt habe, habe ich wirklich nicht zu bereuen gehabt. Sie ist bei ihrem Debüt sehr beifällig aufgenommen worden. - Haben Sie übrigens gelesen, was Dr. Quolke über sie in der Zeitschrift "Kunst, Natur und Wissenschaft" schreibt?"
"Nein, leider nicht", erwiderte der andere, "ich muß aber gestehen daß ich die Erna Teschendorff vorziehe. Ich habe mit ihr ein Geschäft gemacht, wie noch mit keiner anderen. Ihre Liebhaber reißen sich um sie...".
Geschäft gemacht - - Liebhaber?? Ein schrecklicher Verdacht stieg in mir auf: Das sind am Ende gar Mädchenhändler - - nein, auch nicht: Irrenhäusler, denn der erste fing wieder an:
"Packt man sie alle beide in Mist und schneidet ihnen die Augen aus..." Das war zuviel, ich zog die Notbremse - - und mußte nach Paragraph soundsoviel der Eisenbahnordnung hundert Mark Strafe zahlen. Denn wer unbefugt die Notbremse zieht usw. - - Und unbefugt war das Ziehen der Notbremse, wie der Zugführer meinte, weil ich mich leicht davon hätte überzeugen können, daß die Herren, vor denen ich flüchtete, Rosenzüchter aus Erfurt waren.