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Friedrich August Pollmer
Quelle: M. Schmieder / Stadt Großenhain
Friedrich August Pollmer
- geboren: 6.6. 1839 in Lausa, Kreis Torgau, als 6. Kind.
- gestorben: 01.01.1929 in Weinböhla
- Frau Fanny (geb. Pochmann) Pollmer
- F. A. Pollmers Vater Karl Gottlieb Pollmer, war Häusler und Leineweber in Lausa bei Belgern,
- Friedrich August Pollmers Onkel Bernstein, war Schlossgärtner in Hof bei Stauchitz
15.03.1875 - 30.09.1909 Stadtgärtner in Großenhain / Sachsen
1904 Herausgabe der Rosa canina`'Pollmer' als Stammbildner für Hochstammrosenveredlungen
am 23.10.1906 wurde er zum Stadtgartendirektor in Großenhain ernannt
In dieser Zeit wohnte er in einer Dienstwohnung in der Stadtgärtnerei (heute abgerissen) in Großenhain.
Zu seinem 70. Geburtstag 1909 bat er um Versetzung in den Ruhestand, war aber noch bis zur Besetzung eines Nachfolgers am 01.12.1909 weiter tätig.
Friedrich August Pollmer hat in seinem Leben sehr viele Rosenwildformen getestet um ordentliche und zuverlässige Unterlagen zum Veredeln zu finden. Bis zur Kultivierung der Wildrosenarten als Veredlungsunterlage, wurden diese Wildlinge in den Gebirgen Europas gesammelt und dann an die entsprechenden Rosenschulen geliefert.
Irgendwann waren diese Ressourcen erschöpft und es kamen weniger und schlechtere Unterlagen auf den Markt. Das versuchte unter anderem auch Pollmer zu umgehen in dem er Wildrosen aufpflanzte und vermehrte. Dabei selektierte er eine besonders für die Gegend um Meißen und Großenhain geeignete Rosa canina Wildform und brachte diese unter dem Namen Rosa canina 'Pollmer' in den Handel.
Diese Rosa canina Auslese wird heute noch verwendet, da sie ein ausgezeichneter Stammbildner (glatte Stämme und kaum Nodien) ist. Das ist vor allem ein Vorteil für den Winterschutz wenn man so wie im Dresdner Rosengarten, die Hochstammrosen umlegt und die auf der Erde liegenden Kronen abdeckt. Hier hat man wesentlich weniger mögliche Bruchstellen am Stamm . Ein weiterer aber nicht unwesentlicher Vorteil bezieht sich auf das Aussehen. Rosa canina 'Pollmer' mit seinen glatten, durchgehenden und grauen Stämmen ist hier klar der Favorit gegenüber solchen Stämmen im Zickzackwuchs und mit vielen Augen (Nodien).
Rosa canina 'Pollmer' bei:
www.helpmefind.com
Rosa canina 'Pollmer' bei: www.welt-der-rosen.de
Rosa canina 'Pollmer', Pollmeriana, Rosa polmeriana, Pávuv cervený sípek, Pollmer'sche Unterlage, Pollmer (DE) 1904 Canina-Hybride Unterlagenrose, die Lt. Strobel vorwiegend in lehmigen bis tonigen Böden zum Einsatz kommt, die viel in Südfrankreich und Ungarn verwendet wird. Sie ist empfindlich gegen Staunässe etwas rost- und mehltauanfällig.
www.welt-der-rosen.de
In Großenhain hinterließ er seine Spuren bei der Anlage zahlreicher Park- und Grünanlagen:
- 1875-1893 Anlage des Stadtparkes in Großenhain (zu dieserZeit ca. 47 ha)
- ab 1878 weitere Umgestaltung der Großenhainer Promenadenanlage
Quelle: M. Schmieder / Stadt Großenhain
Einige heutige Ansichten des Stadtparks Großenhain
Pavillon im Stadtpark Großenhain
Foto: Steffen Peschel
Quelle: M. Schmieder / Stadt Großenhain
Die Rosen des ehemaligen Rosariums von Pollmer wurden ab 1993 schrittweise abgeschafft. Auslöser dafür war ein mittlerweile sehr dichter, das Rosarium umgebender Baumbestand. In diesem "Kessel" kam es dadurch zum verstärkten Auftreten von Pilzkrankheiten welche die Rosen massiv schädigten.
Quelle: M. Schmieder / Stadt Großenhain
Das ehemalige Rosarium ist heute ein "Sommerblumengarten" welcher zum Saisonbeginn mit einer jährlichen Frühjahrspflanzung startet.
Foto: Steffen Peschel
Quelle: M. Schmieder / Stadt Großenhain
- Aufforstung bzw. Anlage des Waldparks Kupferberg Großenhain
Partie auf dem Kupferberg mit Aussichtsturm und Gaststätte. Der Waldpark wurde 2010 durch den Tornado ebenfalls stark zerstört.
Quelle: M. Schmieder / Stadt Großenhain
www.hotel-kupferberg.de
Ihm zu Ehren wurde anlässlich seines 70. Geburtstages die stattlichste Allee des Stadtparks in Pollmerallee benannt.
Pollmerallee mit Platanen im Stadtpark Großenhain
Quelle: M. Schmieder / Stadt Großenhain
Pollmer war Gründungsmitglied des Vereins für Gartenbau, welcher sich später mit Gesellschaft für Naturwissenschaft zusammenschloss.
Er war Mitglied und Förderer des Dresdner Vereins „Flora“
1876 gab er ebenfalls die Anregung zur Gründung eines Obstbauvereines, welchen er auch 1877 als Bezirksobstbauverein mit gründete.
Pollmer schreibt zahlreiche Fachartikel für „Die Gartenwelt“ und die Tagespresse so zum Beispiel in der Rosenzeitung:
Rosenkultur in älterer und neuer Zeit - Mai 1905
Friedrich August Pollmer hält regelmäßig Vorträge über Gartenkunst im Gartenbauverein und der Stadt
Er wurde wiederholt als Preisrichter und Sachverständiger sowie pomologischer Berater bestellt.
Er erhielt das Kreuz des Albrechtsordens
Albrechtsorden
königlich sächs. Orden, gestiftet von König Friedrich August II. 31. Dez. 1850 für Verdienst um den Staat, bürgerliche Tugend, Wissenschaft und Kunst, besteht aus Großkreuzen, Komturen erster und zweiter Klasse, Offizieren und Rittern erster und zweiter Klasse. Das Zeichen ist ein goldenes, längliches, weiß emailliertes Kreuz mit Krone und mit emailliertem Mittelschild, auf der Vorderseite das erhabene Bild des Herzogs Albrecht in Gold, darum ein blau emaillierter Rand, in dem die Worte: »Albertus Animosus« stehen; auf der Kehrseite das sächsische Wappen und im blauen Rande die Jahreszahl 1850. Durch die vier Winkel zieht sich ein grüner Eichenkranz. Die Ritterkreuze zweiter Klasse sind von Email mit silberner Einfassung. Das Offizierskreuz hat die Form des Ritterkreuzes erster Klasse mit Krone und wird auf der Brust angesteckt getragen. Großkreuze und Komture erster Klasse tragen einen achteckigen Silberstern. Das Ordensband ist dunkelgrün mit weißen Randstreifen. Affiliiert ist dem Orden das Albrechtskreuz von Silber. S. Tafel ð »Orden I«, Fig. 1. –
[Lexikon: Albrechtsorden. Meyers Großes Konversations-Lexikon (1905), S. 3561
(vgl. Meyer Bd. 1, S. 279 ff.)]
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In einem 1929 erschienen Nachruf wird noch einmal auf die großen Verdienste Friedrich August Pollmers hingewiesen.
Quelle: Archiv Europarosarium Sangerhausen
Todesanzeige in Gartenzeitschrift von 1929
Im hohen Alter von fast 90 Jahren starb in den ersten Stunden des neuen Jahres Herr Gartendirektor Pollmer, früher in Großenhain in Sachsen, dann im Ruhestand in Weinböhla wohnend. Der Rosensache hat er wesentlich durch Einführung der bekannten nach ihm benannten Unterlage gedient. Sein Lebenswerk war die Anlage des großen Stadtparks in Großenhain. Er war in den Gartenbaukreisen Sachsens hoch angesehen und ist ein guter Mensch gewesen. Unter den am Grabe niedergelegten Kränzen war derjenige des Dresdner Rosenvereins mit einem Reis der Rosa canina Pollmeriana geschmückt.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Professor E. Gnau, Sangerhausen (Provinz Sachsen)
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