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Gartencenter Victor Teschendorff — Jahrhundertflut der Elbe August 2002


Foto: Oliver Killig




"Neustart mit Weihnachtsbäumen"

"Inhaber der Gartencenter in Cossebaude und Gohlis lassen sich nicht unterkriegen"

Von BERND LICHTENBERGER
"DRESDNER NEUESTE NACHRICHTEN"
vom 12. September 2002

"Wir kämpfen", sagt Eckhart Haenchen, Eigentümer des Gartencenters Victor Teschendorff. Der Schlammbeseitigung folgt das große Aufräumen.


"Schöne Pflanzen fangen hier an", steht auf einem Plakat am Gartencenter Victor Teschendorff an der Meißner Straße in Cossebaude. Doch davon kann in den nächsten Monaten gar keine Rede sein. Die schönen Pflanzen, die hier noch vor fünf Wochen angeboten wurden, haben im Gegensatz zu jener Werbung das Hochwasser nicht überstanden. "Der Schaden, den die Fluten bei den Pflanzen und an den Gebäuden angerichtet haben, liegt mindestens bei 750000 Euro, wahrscheinlich ist er aber höher", sagt Dr. Eckhart Haenchen, Eigentümer des Zwei-Mann-Betriebes. Kein Wunder, das Wasser stand vier Meter hoch und hatte sogar sein Büro im ersten Stock überschwemmt.
"Zwölf Jahre haben wir gekrebelt, um nach der Privatisierung endlich auf die Beine zu kommen, jetzt sind wir weiter zurück als damals. Eigentlich müsste ich sagen: jetzt ist Schluss. Aber die Kredite stehen ja noch", schildert der 64jährige die Situation. " Doch irgendwie werden wir wieder auf die Beine kommen", fügt er hinzu und hat dafür nicht nur finanzielle Gründe. Schließlich ist da auch noch die Leidenschaft, mit der der Gartenexperte seinen Beruf wieder ausüben will. Allerdings ohne es zu überstürzen. Die mit dem September beginnende Saison, in der vor allem Obstgehölze und Blumenzwiebeln verkauft werden, muss er abhaken. Noch ist er mit seiner Mitarbeiterin und freiwilligen Helfern dabei, aus dem Schlamm rauszukommen. "Aber beim Weihnachtsbaum-Verkauf, da wollen wir zeigen: wir sind noch da. Und mit dem Frühjahrsgeschäft soll es dann wieder richtig losgehen", setzt sich Haenchen sein persönliches Ziel.

Bis dahin heißt es kämpfen. Auch mit den Behörden, mit dem Finanzamt, mit der Krankenkasse, mit den verschiedensten Institutionen und Unternehmen. "Das frißt Zeit, die man eigentlich nicht hat." Zum Glück hat Haenchen seit dem vergangenen Wochenende wenigstens wieder ein Telefon. Und zum Glück kommen auch jetzt noch ungefragt freiwillige Helfer. "Das ist eine ganz tolle Erfahrung."
Die macht in vielerlei Hinsicht auch Toni Kutschke. Fachhändler für Gartenmotorgeräte, im benachbarten Niedergohlis. Das an der Cossebauder Straße gelegene Gartencenter und das daneben stehende Einfamilienhaus des 41jährigen wurden ebenfalls drei Meter hoch überflutet. Alles in allem schätzt Kutschke den Schaden auf 200000 Euro. Aber er hatte Glück im Unglück und gerade nicht allzu viel Gerätetechnik im Angebot, als die Elbe kam. Und als die Elbe wieder ging, standen schon die ersten Kunden mit defekten Notstromaggregaten und Pumpen vor der noch verzogenen schlammverkrusteten Tür. "Mein Problem war, dass ich nicht einmal einen 13er Maulschlüssel fand, weil der im Schlamm lag", erzählt Kutschke. Nur gut, dass das meiste Werkzeug rostfrei und nach der Reinigung wieder zu verwenden war. Aber wer soll die Tausende von Kleinteilen sortieren, die von den Fluten durcheinander gewirbelt worden sind, fragt sich der Gartentechniker? Typenschilder sind ebenso abgeweicht wie Preisangaben. Da wartet ein Herbst- und Winterpuzzlespiel auf ihn. "Selbst Kataloge und Preislisten sind davon geschwommen", erzählt er. "Gut, dass ich die meisten Teile aus dem Kopf kenne." Unwiederbringlich verloren sind allerdings viele Unterlagen von Teilen, die heute nicht mehr im Handel sind.
Kutschkes Prioritäten sind klar: "Erst mal muss der Laden laufen, danach ist ans Renovieren zu denken." Illusionen hat er nicht. "Vor Weihnachten ist an einen normalen Geschäftsbetrieb nicht zu denken."


Quelle:

"DRESDNER NEUESTE NACHRICHTEN"
vom 12. September 2002
dnn-online