rosen
 
   
Begegnung mit Rosen


Alma de L´Aigle

"Dieses Buch ist ein völlig neuer Typ unter den Rosenbüchern... Die Beschwingtheit aber ist ständig mit eindringlicher Sachkunde verbunden. ein universaler Geist ist bis in die unscheinbarsten Nachbemerkungen ständig spürbar... Kenner und Nichtkenner kommen aus der Überraschung nicht heraus... Baldige internationale Verbreitung ist für mich eine feste Erwartung."

Karl Foerster in "Die Zeit"



Rosa rugosa

botanisch: Rosa rugosa Thunberg.
Auch Japanische Apfelrose, Kartoffelrose

Sie müßte doch eigentlich Rosa robusta heißen, diese mehr als kräftige, mehr als stabile Rose, die wir überall finden als Einfassung von öffentlichen Spielplätzen, an Straßenkreuzungen, im Staub des Verkehrs. Dort, wo Eisengitter verrosteten, bildet jetzt die Rosa rugosa eine unverwüstliche Hecke, die weder Hunde noch Kinder durchläßt und die Unbefugte besser abhält als Gitter und Stacheldraht.
Rosa rugosa kam erst vor rund hundert Jahren zu uns aus Landstrichen in der Nähe Ostsibiriens. So war sie nicht verwöhnt und hielt mit Leichtigkeit die bei uns üblichen Kältegrade im Winter aus. Mit dieser großen Widerstandskraft verbindet die Rosa rugosa eine liebenswerte Eigenschaft: sie ist den ganzen Sommer hindurch bis tief in den Herbst hinein besetzt mit schönen großen einfachen Blüten, rosa oder weiß, manche purpurviolett. Sie blühen aus wohlgeformten kleinen Knospen auf und sind wie aus feinem, ein wenig geknitterten Seidenpapier, offen ausgebreitet um das leuchtend gelbe Krönchen.
Sie hat sogar meistens ein wenig Duft, so einen bescheidenen Heckenrosenduft; am Strande in Sahlenburg bei Cuxhaven, also an der Nordsee, wo die Luft feucht und salzig ist, duften sie viel schöner als gewöhnlich, voll und lieblich.
Eine besondere und schöne Gabe der Rosa rugosa sind ihre prächtigen Hagebutten, flachgedrückte Kugeln mit den schwärzlich gewordenen Kelchzipfeln geziert, in allen Farbschattierungen, vom leuchtenden Grün über Gelb, Orange und Rot erscheinen sie vom Sommer an, immer ausdrucksvoll in Farbe und Form.
Ich habe oft beobachtet, wie Kinder in der Großstadt diese Hagebutten im Vorbeigehen pflückten und mit Vergnügen aßen - nicht ahnend, daß sie im Einverständnis mit den Ernährungsphysiologen handelten, die das Vitamin C der Hagebutte empfehlen.
Die Rosa rugosa bildet, wenn sie nicht trocken steht, in zwei Jahren einen wolkig gebauten Busch, in dessen Innern sehr dicke steile Triebe sich immer von neuem bilden, die mit längeren und kürzeren Stacheln rundherum so dicht besetzt sind, daß kein Mensch wagen kann, sie anzufassen, und daß eine Hundeschnauze sich eher an einen Igel als an diese Stacheln heranwagen würde.
Die Laubblätter sind mittelgroß, haben tief gezeichnete Rillen und eine dunkelgrüne bis graugrüne Färbung, so daß der Straßenstaub, der sich auf ihnen absetzt, gar nicht auffällt, Tau und Regen waschen ihn bald wieder ab und zeigen die schöne dunkelmattgrüne Färbung. Krankheiten scheinen diese Blätter nicht zu kennen.
Es ist früher nur vereinzelt geglückt, die verschiedenen wertvollen Eigenschaften der Rosa rugosa durch Verbindung mit anderen Rosen auf neue Sorten zu übertragen.


Quelle:

Alma de L´Aigle "Begegnung mit Rosen"
2. Auflage 1977 Verlag Frick, Moos, Bodensee