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Begegnung mit Rosen
Alma de L´Aigle
"Dieses Buch ist ein völlig neuer Typ unter den Rosenbüchern... Die Beschwingtheit aber ist ständig mit eindringlicher Sachkunde verbunden. ein universaler Geist ist bis in die unscheinbarsten Nachbemerkungen ständig spürbar... Kenner und Nichtkenner kommen aus der Überraschung nicht heraus... Baldige internationale Verbreitung ist für mich eine feste Erwartung."
Karl Foerster in "Die Zeit"
'ROSA CANINA'
Hundsrose
"... Das ist die gewöhnlichste aller Wildrosen, die selbst noch bei den Großstädten auf jedem Schutt- und Müllhaufen gedeiht, die weit nach Norden verbreitete, unempfindliche Heckenrose, die auch bei den Botanikern sich mit einem einzigen Namen begnügt, weil sie keinen von ihnen berühmt machen konnte.
Aber andererseits ist sie auch die Heckenrose der Liebeslieder, ist sie die Hagrose, die Turnierplätze und Kultstätten einfriedigte, ist sie das Symbol der Mädchenhaftigkeit, der schönen Ursprünglichkeit, der keuschen Unberührtheit, das »Röslein auf der Heiden«.
Als um die Jahrhundertwende der Sinn für das Echte, Natürliche wieder erwachte, gehörte unser Hamburger Kunsthallendirektor Alfred Lichtwark zu den Bahnbrechern. Er entdeckte nicht nur die Schönheit alter Bauerngärten, die Bedeutung der Einzelstaude für den Garten, sondern auch den besonderen Reiz der Wildpflanzen.
Nicht schöner kann ein Busch der wilden Rose, unserer Rosa canina, beschrieben werden als bei Lichtwark in seinem Essay »Wilde Blumen«. Er schreibt:
»Wir pflegen in unseren Gärten blühende Büsche aus allen Weltteilen, Weigelien, Kerien, Rhododendren, Loniceren, aber keiner von allen kann sich nur entfernt mit unserer wilden Rose messen, und diese habe ich weder in einem Garten noch in einem Park jemals angetroffen, wo sie nicht zufällig im Knick gewachsen war. Wie viele Städter mag es geben, die schon einmal empfunden haben, wie schön ein blühender Strauch der wilden Rose sein kann?
Wo er im Knick oder in der Hecke vorkommt, bedrängt von Schlehen, Weißdorn und Hasel, vermag er seine schönste Form nicht zu entwickeln. Wer ihn in der Entfaltung der ganzen Schönheit seines Wuchses sehen will, muß ihn auf einsamen Heideflächen oder entlegenen Berghalden aufsuchen. Wenn er dort allein aufstrebt, wächst er sich zu einer sehr zierlichen und ganz regelmäßigen Gestalt aus, die bei keinem anderen Busch vorkommt. Dicht beieinander schießen aus dem Wurzelwerk schlanke starke Schößlinge empor. In Manneshöhe neigen sie sich mit ihren Zweigen nach außen und lassen sie in zierlichen Bogen herabhängen. Das bildet dann einen runden Dom von dichten Blättern, ebenmäßig und geschlossen. Zur Blütezeit ist das satte Seegrün dieses Domes mit lichten Rosen besteckt. Die Knospen blühen nicht alle zugleich auf, so wirkt ein blühender Busch der wilden Rose nie überladen. Jede Blüte sitzt einzeln wie auf ein grünes Gewand gesteckt.
So schön wie die wilde Rose wächst kein anderer Busch. Aber sie braucht Platz, um ihre volle Schönheit zu entfalten. Wo in öffentlichen Anlagen sonniger Platz zur Verfügung steht, sollten einzelne Büsche wilder Rosen sich frei entfalten dürfen.«
Da wird uns Heutigen; die wir ein halbes Jahrhundert später leben, plötzlich bewußt, welche
Fülle von Wild- und Parkrosen uns inzwischen beschert worden ist! ..."
Quelle:
Alma de L´Aigle "Begegnung mit Rosen"
2. Auflage 1977 Verlag Frick, Moos, Bodensee
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