rosen
 
   
Begegnung mit Rosen


Alma de L´Aigle

"Dieses Buch ist ein völlig neuer Typ unter den Rosenbüchern... Die Beschwingtheit aber ist ständig mit eindringlicher Sachkunde verbunden. ein universaler Geist ist bis in die unscheinbarsten Nachbemerkungen ständig spürbar... Kenner und Nichtkenner kommen aus der Überraschung nicht heraus... Baldige internationale Verbreitung ist für mich eine feste Erwartung."

Karl Foerster in "Die Zeit"



ROSA CENTIFOLIA MUSCOSA. Die Moosrose

"...Einer Zentifolie ist es eines Tages eingefallen, eine Mutation zu bilden, indem sie sich mit kleinen grünen Fasern wie Ästelmoos geschmückt hat, vor allem an den Kelchblättern. Kelchblätter von Rosen neigen ja immer leicht zu Verästelungen, aber so hat es vorher noch keine gegeben. Das war in Holland, Ende des 18. Jahrhunderts, und seitdem ist die Moosrose nicht ausgestorben. Es hat ja auch einen ganz besonderen Reiz, daß so eine wölbig-rundlich gebaute Zentifolie ihre Blüten einbettet in ein Kissen von feinen Moosfasern, die fast noch schöner duften als die Blüte selbst.

Rosa centifolia muscosa wie zärtlich das schon klingt: muscosa - als wenn die Mutter mit dem kleinen Kinde kost.

Alle moosigen Rosen, auch die weiße Blanche moreau, haben diesen vertrauten Duft, zärtlich und mütterlich. Er gehört ins Märchen - da ist ein Lager von Moos im Waldhaus - Oh, da ist Heimstatt, da ist offener Herd. Und die Kinder haben im Wald Tannenzapfen gesucht, die nähren das Feuer, und alles duftet nach Harz, sogar die Haut der Menschen nimmt den waldigen harzigen Duft an. Nicht einmal, mehrere Male schon habe ich Menschen ganz unabhängig voneinander erzählen hören: »Die Lieblingsblume meiner Mutter war die Moosrose.« Auch unserer Mutter Lieblingsblume war die Moosrose. Zu ihrer Verlobung hatte sie ein festliches Tassenservice mit handgemalten Moosrosen bekommen. Unsere ganze Kindheit hindurch kamen die »Moosrosentassen« immer bei festlichen Gelegenheiten auf den Tisch.

In jedem Jahr, zu einer bestimmten Zeit, heute noch, kann man an der Straße und in den Blumenläden Moosrosen kaufen, und viele Menschen halten an ihrer Tradition fest und nehmen sich einen Strauß mit nach Hause. Dort in der Vase blühen die ganz von Moos umhüllten Knospen auf, erst kugelig, dann wölben sich die äußeren Blütenblätterkreise abwärts, wie bei der Rose des Peintres, aber die Farbe ist milder.
Im Garten sind die Moosrosenbüsche immer gut in Laub. Die neuen Triebe sind zartgrün und ragen aus der Gesamtgestalt der schön aufgebauten Büsche nicht weit heraus.
Und diese Rose, die für unser Gemüt so viel bedeutet, ist vollkommen winterhart. ..."


Quelle:

Alma de L´Aigle "Begegnung mit Rosen"
2. Auflage 1977 Verlag Frick, Moos, Bodensee