rosen
 
   
"Rosen unter Glas"


Dr. Helmut Rupprecht

Ordentlicher Professor
und Leiter des Bereiches Zierpflanzenproduktion
der Sektion Gartenbau
der Humbolduniversität zu Berlin
Berlin - Köpenick

'Gloria Dei'

(,Mme A. Meilland', ,Peace', ,Gioia'), TH, (F. MEILLAND, 1944), ,Johanna Hill' x [(,Charles P. Kilharn' x R.foetida bicolor-Sämling) x (,Charles P. Kilham' x ,Margaret McGredy')].

Sehr große, gut gefüllte Blüten (je nach Wachstumsbedingungen 40 bis 50 Petalen), goldgelb, hellrosa gerandet, im Verblühen mehr weißlich fleischrosa, häufig gut und angenehm duftend (manche Strains duftlos?). Die Petalen sind groß bis sehr groß, wodurch der Füllungsgrad noch verstärkt wird. Trotz der starken Füllung blühen die Blüten, selbst wenn sie knospig geschnitten werden, ausgezeichnet nach und halten sich gut. Die Blüten werden von starken. Stielen mit gesunder, harter, glänzender Belaubung getragen. Die Stiele könnten etwas länger sein.- Die Sorte wäre eine Schnittrose ersten Ranges, wenn sie mehr Schnittblumen brächte. Die Zahl der Blüten wird sehr wesentlich von der Wärme bestimmt - eine Folge des indischen Erbgutes. Auch das Licht beeinflußt den Ertrag. Im Frühjahr bringt ,Gloria Dei' schon bei leicht trübem Wetter während des Austriebes sehr viele Blindtriebe.

Wenn während der Blütenknospenentwicklung die Temperatur zu niedrig gehalten wird, abortieren selbst die angelegten Knospen unweigerlich zu einem erheblichen Anteil, fallen also für den ersten Flor als Blumen aus. Wegen dieser Unsicherheit im Nachwinter und Frühjahr mußte diese Sorte aus dem Anbau von Hausrosen unter nördlichen Lichtverhältnissen ausscheiden. Sie ist auf den meisten Unterlagen gleich gut.
Im Freiland kann sie unter günstigen Bedingungen brauchbar sein. Ihr an sich hartes Laub ist jedoch nicht völlig resistent gegen Sternrußtaupilze. Hier zeigt sich eine weitere Schwäche dieser wärmeliebenden und lichthungrigen Rose: Nach kaltem Regen, vor allem nächtlichem Regen, werden die äußeren Petalen der Knospen so stark geschädigt, daß sie nicht mehr aufblühen, sondern faulen und einen ausgesprochen häßlichen Eindruck hinterlassen.

,Gloria Dei' braucht wegen ihres starken, breiten Wuchses Platz, also größere Standweiten. Sie ist sehr dünger- und wasserbedürftig. Fehlt es an Wasser, dann leidet die Blühwilligkeit und die Blüte selbst.
Mit dieser Sorte, die ein eigenartiges Schicksal hinter sich hat, begründete Francis MEILLAND im wesentlichen seinen Ruf als zielbewußter Züchter.
Als er am 15. Juni 1958 -46 Jahre alt - an Krebs in Antibes starb, wurde sein Sarg nur mit ,Gloria Dei' geschmückt. 1935 hatte er - nach seinen eigenen Angaben - mit 50 guten Kombinationen begonnen und diese wegen ihrer außergewöhnlich großen Blüten in breite Kultur genommen. 1939 gab er Reiser - zunächst ohne Namen nach Deutschland, Italien und den USA. Durch den unheilvollen Krieg riß 1940 jede Verbindung mit den befreundeten Züchtern ab, und es gab keine Bewertung.

Während MEILLAND diese Sorte dem Andenken seiner Mutter widmete und sie ,Mme A. Meilland' taufte, wurde sie bei KORDES unter dem Namen ,Gloria Dei' vermehrt und verbreitet. In Italien nannte man sie ,Gioia' (Freude). Anfang 1945, als eine für die Völker schicksalsschwere Zeit zu Ende ging, nannte der Amerikaner CONARD-PYLE sie ,Peace' und zwar am Tage des Falles von Berlin.

,Gloria Dei' wurde wegen ihrer vielen guten Eigenschaften oft und gern zu Züchtungszwecken benutzt: robuster Wuchs, ausgezeichnete Winterhärte (trotz ihrer Wärmebedürftigkeit!), Langlebigkeit, hoher Resistenzgrad und annähernd gleich gute Affinität zu allen Unterlagen machten sie dafür geeignet. Sie hat eine gute Vererbungspotenz und ist als Tetraploide leicht kreuzbar. So wird sie mit Recht als eine vorzügliche Rosenstammutter bezeichnet.