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Victor Teschendorff' - Rose, Artikel Robert Türke


In der Rosenzeitung von 1921 (S. 11) schreibt Robert Türke aus Meißen einen ausführlichen Bericht über die Rosenschau der Firma Teschendorff. Er erwähnt die vielverzweigten Abteilungen dieses Geschäftes an Freilandkulturen, die an Größe ihresgleichen suchen. Er beschreibt ausführlich die ausgestellten Sorten und schätzt die Schau als sehr gelungen ein. Sehr interessant sind seine Ausführungen zu ausländischen Rosensorten unter dem Schock des verlorenen Weltkrieges.

'Victor Teschendorff' - Rose


Ein etwas verspäteter Rosenbericht.

Wie alljährlich, so veranstaltete auch im vergangenen Sommer die Fa. Victor Teschendorff, Cossebaude-Dresden, eine Rosenschau. Die vielverzweigten Abteilungen dieses Geschäftes an Freilandkulturen, das an Größe ihres Gleichen sucht, will ich übergehen und nur die Rosenschau erwähnen. In einer geräumigen Halle war ein reichhaltiges Sortiment sehr geschmackvoll und übersichtlich aufgestellt. Rechts vom Eingang waren die neuen Sorten in schlanken Gläsern und links die älteren Sorten mit guten Namentafeln geordnet. Die Rundung eines Hufeisens bildete eine Sammlung derjenigen Sorten, die die Firma selbst in den Handel gegeben hatte.
In der Mitte befand sich ein thronartige Aufbau der allerneuesten Sorte, die den Namen des Chefs der Firma trägt, "Victor Teschendorff". Es ist eine weiße Rose, aber was für eine! Die Form, Farbe und Größe ist uns bereits in der Rosen-Zeitung gezeigt worden, aber noch schöner als im Bild sahen wir die riesigen Blumen und idealen Knospen in Natur vor uns. Diese Rose wird sich erhalten und eine andere gleicher Farbe nicht so leicht aufkommen lassen, wenn sich nicht nennenswerte Fehler noch einstellen sollten. Umsäumt war der Aufbau mit der Polyantha "Erna Teschendorff". Wollte ich nun all die Namen nennen, der hier ausgestellten Sorten, so würde mein Bericht sehr lang werden, die Sorten reichten bis zu den allerletzten Neuheiten.

Nur einige will ich nennen: in erster Linie muß ich der Kordes'schen Züchtung "Reinhold Bädecker" rühmend gedenken, so schön sah ich sie noch nie, lange starke Knospen in der Rajon d'or Farbe. "Bertha von Suttner" kupfrig gelb, "Frau Hedwig Wagner" mit langer gut gebauter Knospe, fleischrosa mit gelblichem Unterton, namentlich im Herbst sehr schön Neben dieser die "Frau Dr. Krüger", crem - lachsfarben, beide feine Schnittrosen. "Golden Star", wie schon der Name sagt, auch "Red Star", feurigrot. "Gloire de Holland" sehr dunkel. "Dernburg", eine der La France ähnliche Rose, nicht zu verwechseln mit "John Cook". "Freiburg II", eine wunderschöne rosa Schnittrose, die in der Produktion an "Carol. Testout" reicht, aber noch haltbarer ist. "Rübezahl" mit der brennend roten Farbe, die nicht blaut. "Adolf Koschel" tieforange und "Adolf Kärger" rein gelb, beide mit vollkommen gut gebauten, langgestreckten Knospen. "Feuerzauber", der Name spricht die Farbe aus, bei guter Kultur unübertrefflich schön. "Ludwig Möller", eine große gelbe Rose, die mehr aufgenommen zu werden verdient und "Hadley Rose", die edle dunkle Rose mit stolzer Knospe. "Gorgeus", orangefarbig und noch viele schöne andere Sorten, auch die neuesten Polyanthas waren vertreten. Auch ich hatte einige Sämlinge ausgestellt, eine rote "Herriot" u. einen Sämling von Fisher & Holmes x "The Meteor". Die Farbe ist fast schwarz; wir verglichen dieselbe mit "Chateau de Clos Vougeot", sie hält diesen Vergleich recht gut aus.

Dort hätte ich ein recht gutes Geschäft mit Edelaugen machen können, die Nachfrage war stark. Die Rose soll aber weiter ausprobiert werden. Für die Besucher war dieser Tag recht lohnend, ebenso ehrend für die Firma. Mein späterer Besuch galt der Fa. Münch & Haufe, Leuben-Dresden. Daß so große Firmen auf ein recht umfangreiches Sortiment Wert legen, ist recht lobenswert, denn der Liebhaber kommt dabei auf seine Kosten und kann seine Wünsche befriedigen. Die Firma verfügt über ein Sortiment von über 1000 Sorten. Auch hier fand ich die neuesten Rosen bis in die letzten. Jahre, aber auch eine stattliche Anzahl älterer, bewährter Sorten. Ein Feld niedriger Pflanzen der neuen Rose "Frau Ida Münch" war gerade in voller Blute. Die großen, tadellos gebauten Knospen und Blumen auf 40 cm langen Stielen wirkten prächtig. Ein großes Quartier der schönsten Hochstämme, fertige Ware, und eine nicht minder kleinere Nachzucht für 1921 waren vorhanden. Das größte Sortiment Teerosen pflegte seiner Zeit Ernst Hempel bei der Fa. C. W. Mietzsch; in letzter Zeit hat wohl Theodor Simmgen, Dresden-Strehlen die Führung dieser Klasse übernommen.

Mein Weg führte mich an dem Dahlien Heim von Gurt Engelhardt vorbei. Einige Minuten mußte ich mir die Gladiolen Gruppe ansehen. Ich war erstaunt, so reine und seltene Farben wieder zu sehen. Die Fortschritte sind gewaltig, man hat die Zeit ausgenützt und Schönes erzeugt. So wunderbar schmelzend weiß wie ich dort gerade eine üppig blühende Gladiole sah, möchte ich eine Rose züchten. Ebenso groß wäre ein Schlager für eine Rose in feurigpurpurnen Tönen, wie ich sie bei Engelhardt sah. Möglich ist es, denn die Farben sind vorhanden, nur stumpft der Glanz bei den Rosen bedeutend ab. Nur bei einer Rose ist er vorhanden und diese ist die weiße Rosa rugosa. Eine gelbe Gladiole möchte ich noch erwähnen: sie zeigte das reine Gelb der Rose "Rajon d'or" mit mehr Schmelz und Glanz.
Dieser kurze Besuch in der Gladiolen-Abteilung wirkte recht anregend auf mich als Züchter. Man spinnt die Farbenskala in Gedanken weiter, man setzt Farbe an Farbe und so wird wieder ein neues Programm für die nächste Befruchtungs - Periode fertig. Den Satz lasse ich durchaus nicht gelten, welcher einem so oft zugerufen wird: "Es ist ja schon alles da, was wollen wir noch mehr Neues züchten". Auch die kommenden Generationen werden Rosen züchten und nach diesen, wieder weitere; einen Stillstand wird es nicht geben.

Ich habe noch viele Rosengärtnereien und Rosen-Sammlungen besucht. So in Thüringen und auch anderwärts, da habe ich leider fast bei allen namhaften Geschäften die Wahrnehmung machen müssen, daß man doch schon vergessen hat, wie übel uns unsere Feinde zu Anfang des Krieges mitspielten und es ist bis auf den heutigen Tag nicht anders geworden.

Dessen ungeachtet pflegt man die Rose der Spionin "Miß Edith Cavel" (eine Polyantha- Rose), sogar in großen Massen habe ich sie angetroffen*).

Ich fürchte, ich werde nächstes Jahr sogar die Namen lesen können wie: "La Marne", "La Champagne", "La France victorieuse" und noch andere. Wird ein einziger Franzose etwa die Rose "Hindenburg" pflanzen'? Wird ein Engländer etwa die Rose "Weddigen" pflegen? Unsere Soldaten haben mir erzählt, daß sie Druschki und Kaiserin Augusta Victoria unter verschiedenen französischen Namen sahen. Meinen Standpunkt in der Frage der Rosennamen habe ich in dieser Zeitung zu Anfang des Krieges, wo die Wogen sehr hoch gingen bei unseren Gegnern, festgelegt; eine Rose soll den Namen tragen, den ihr der Züchter gegeben hat. Wenn jemanden der Name einer Rose beleidigt, so pflanze man sie nicht. Wartet man aber in der allernächsten Zeit den deutschen Rosenfreunden mit solchen Namen auf; die uns auf keinen Fall erfreuen können, so möchte ich wünschen, daß die Antwort dementsprechend erteilt wird.

Robert Türke, Meißen

*) Eine "deutsche" Rosenfirma hat mir sogar zugemutet, die Rose "Miß Edith Cavel" in der Rosenzeitung zu empfehlen! Miß Edith Cavel wurde während des letzten Krieges von den Deutschen als Spionin entlarvt und erschossen. Der deutsche "Michel" stirbt nicht aus!
F. Ries.


Kurzerklärung zu Edith Cavell:

in Klaus Wasmund "The Kaiser: The Beast of Berlin"

"…Neben der Torpedierung der "Lusitania" war es die Exekutierung der britischen Krankenschwester Edith Cavell, die die antideutsche Stimmung zum Kochen brachte. Edith Cavell war im Oktober 1915 von einem deutschen Militärgericht zum Tode verurteilt und erschossen worden, weil sie Kriegsgefangenen zur Flucht verholfen hatte…"

Quelle:

www.das-parlament.de