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'Victor Teschendorff'
Sie leben fort in einer Rose
Thomas Marschall
Züchter: Paul Ebeling - Bernburg 1920
Rand weiß, Grund grünlichgelb
zur Biographie
zum Artikel von Robert Türke
zum Artikel von M. Geier
zum Artikel von August Starck
Der Züchter Paul Ebeling aus Bernburg widmete 1920 dem Inhaber der bekannten Rosenfirma aus Cossebaude bei Dresden seine Züchtung, die aus einer Kreuzung von 'Frau Karl Druschki' und 'Mrs. Aron Ward' hervorgegangen ist. Trotz ihres Remontantrosencharakters wurde sie von den Mitgliedern des Ausschusses zur Prüfung von Neuheiten der Gartenbaugesellschaft "Flora" in Dresden als Teehybride eingestuft und erhielt das Wertzeugnis erster Klasse der genannten Gartenbaugesellschaft. Nach Angaben von Frau Anny Jacob in ihrem Buch "Rosen-Porträts" ist diese Sorte seit 1941 nicht mehr im Bestand des Rosariums Sangerhausen. Vielleicht findet sich diese Rose in einem ausländischen Rosarium wieder.
Um das Leben Victor Teschendorffs zu würdigen, möchte ich aus einem Artikel der Rosenzeitung von 1928 (S. 127) zitieren, in dem August Starck, der ebenfalls eine Rosenschule in Cossebaude betrieb, das 25 jährige Jubiläum der Firma Teschendorff würdigte (2. Januar 1929). "Wenn heute der Name Teschendorff erklingt, welcher Gärtner und Blumenfreund horcht dann nicht auf? Aus kleinen Anfängen hat es Victor Teschendorff im Laufe von 25 Jahren verstanden, sein Geschäft zu einer Weltfirma zu gestalten.
zum Artikel von August Starck
Von 1894 bis 1896 erlernte er in der Baumschule von Praust die Gärtnerei und war daselbst noch ein Vierteljahr als Gehilfe tätig. In den folgenden Jahren bildete er sich in den Kulturen von Goos und Koenemann in Niederwalluff in Stauden und anschließend bei der Firma Heinsohn in Wedelo in holsteinischen Kulturen aus. Daraufhin wurde ein Jahr die Gartenbauschule in Geisenheim am Rhein von ihm besucht. An diese Ausbildung schloss sich eine praktische Tätigkeit bei der seinerzeit besten Baumschule Österreichs von Klehnert in Graz, wo der heutige Jubilar schon eine leitende Stellung einnehmen durfte, an. Nach einer größeren Reise durch die Schweiz erlangte Herr Teschendorff eine Stellung und zwar als erster Deutscher bei der Firma George Benard in Orleans. Zunächst als Arbeiter eingestellt, erhielt er aber schon nach kurzer Zeit durch seine Tüchtigkeit die Leitung der Vermehrung.
Anfangs hatte Herr Teschendorff die Absicht, sich in Österreich ein Geschäft aufzubauen und trat aus diesem Grunde im Spätsommer 1902 eine Obergärtnerstelle bei der Firma "Victoria Baumschulen" in Schöllnitz bei Brünn an. Da ihm aber dann die Verhältnisse in Österreich zu unsicher erschienen, gab er diesen Plan auf und siedelte wieder nach Deutschland über.
Am 2. Januar 1904 erwarb der heutige Jubilar die Baumschule von Bernhard Hähnel in Dresden-Strehlen, im selben Jahr wurde dann noch Land in Gohlis bei Dresden und im Jahre 1905 in Cossebaude selbst ein größeres Areal erworben, auf dem sich heute der zu hoher Blüte entwickelte Großbetrieb befindet. Im Jahre 1924 wurde noch ein größeres Gut bester sächsischer Bodenklasse erworben, das heute als Anzuchtfiliale betrieben wird. Die Kulturen bestehen in der Hauptsache aus Rosen sowie allen Baumschulartikeln. Eine Abteilung für Stauden und Dahlien wurde 1925 dem Betrieb angegliedert.
Für die Rosensache hat Herr Teschendorff bewiesen, dass diese ihm besonders am Herzen liegt. Wo war wohl auf einer Rosenausstellung der letzten Jahre der Name Teschendorff nicht vertreten? Große Opfer sind da gebracht worden für die Rosensache, für die Allgemeinheit, auch zum Segen für die Firma selbst, die ja auch auf diesem Gebiet schon seit Jahren eine führende Rolle spielt. Gern erinnert man sich der Neuheiten, die in all der Zeit in den Handel gebracht wurden, gute brauchbare Sorten, die noch heute einen festen Platz in den Sortenlisten haben."
Zu den Rosensorten der Firma Teschendorff gibt es einen ausführlichen Artikel von M. Geier aus Wannsee in der Rosenzeitung 1929 (S. 41), in der sich auch ein Bild von "Teschendorffs Jubiläumsrose", eine Eigenzüchtung der Firma, befindet.
zum Artikel
In der Rosenzeitung von 1921 (S. 11) schreibt Robert Türke aus Meißen einen ausführlichen Bericht über die Rosenschau der Firma Teschendorff. Er erwähnt die vielverzweigten Abteilungen dieses Geschäftes an Freilandkulturen, die an Größe ihresgleichen suchen. Er beschreibt ausführlich die ausgestellten Sorten und schätzt die Schau als sehr gelungen ein. Sehr interessant sind seine Ausführungen zu ausländischen Rosensorten unter dem Schock des verlorenen Weltkrieges.
zum Artikel
1936 erwähnt das Rosenjahrbuch unter Vereinsmitteilungen:
"Der kommissarische Reichsfachwart der Sondergruppe Rosen der Fachgruppe Baumschule im Reichsnährstand Victor Teschendorff, Cossebaude bei Dresden, wurde in den Beirat des VDR berufen".
1952 würdigte der Präsident des VDR, Rudolph Timm, im Rosenjahrbuch (S. 103) den 75. Geburtstag Victor Teschendorffs. Am 3. Oktober 1960 verstarb Victor Teschendorff im 83. Lebensjahr. Wilhelm Kordes verfasste im Rosenjahrbuch einen Nachruf, in dem er die Teilung Deutschlands und die daraus resultierende Trennung der Rosenfreunde anprangerte. Im Speziellen würdigte er die Verdienste, die sich Victor Teschendorff bei der Gründung und des Aufbaus des Bundes Deutscher Baumschulen erworben hat.
In ihrem schon erwähnten Buch schreibt Anny Jacob: "Erst der Enkel des Firmengründers, Dr. sc. Eckart Haenchen, begann ab 1963 Rosen zu züchten. Nach der Verstaatlichung 1972 wurde der Betrieb in das volkseigene Gut Baumschulen Dresden eingegliedert. Seit der Wiedervereinigung Deutschlands gibt es die Firma Teschendorff wieder, aber Rosen werden nur noch verkauft, nicht mehr gezüchtet - leider".
Quelle:
"Rosenbogen - Mitteilungen der Gesellschaft Deutscher Rosenfreunde"
2/2005 - Feuilleton
Gesellschaft Deutscher Rosenfreunde e. V.
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