|
'Schloß Moritzburg'
zum Rosendatenblatt
Die Moritzburger Landschaft wurde als Jagdgebiet der Wettiner zu einer Kulturlandschaft mit kulturhistorisch bedeutsamen Bauwerken gestaltet. Kurfürst Moritz errichtete 1542 das erste Jagdschloß auf einer Syenodioritkuppe im Schloßteich. Der Schloßbau erfuhr bauliche Erweiterungen mit der von 1661 bis 1672 errichteten Schloßkapelle.
Schloß Moritzburg
Am Anfang des 18. Jahrhunderts ließ August der Starke von den Architekten Pöppelmann, Knöffel und Longuelune ein neues repräsentatives Barockschloß bauen, das auf einer fast schnurgeraden 10 Meter breiten Chaussee von Dresden aus erreicht werden konnte.
Im Stile der französischen Gärten gestaltete der Hofbaumeister Pöppelmann nördlich des Schloßteiches den Schloßpark. Zur Durchführung von Wasserspielen errichtete man am Großteich einen kleinen Hafen sowie eine Mole mit Leuchtturm. 1693 wurde im Moritzburger Waldgebiet ein durch eine Bruchsteinmauer abgegrenzter Tiergarten angelegt, der heute als Wildgehege für Tierarten unserer Wälder dient.
Schloß Moritzburg - Die Geschichte seiner Entstehung
Leuchtturm - Großteich und die Dardanellen - Weltgeschichte en miniature
Alexei Orlow - Tschesme und die Dardanellen
www.schloss-moritzburg.de
Übersichtsplan Moritzburg
Schloß Moritzburg von Süd-Osten
Schloß Moritzburg von Norden
Schloß Moritzburg - jagdliches Ambiente auch en détail
Fasanenschlösschen Moritzburg
Das im Vergleich zu den Schloßbauten von 1769 bis 1782 in geringeren Dimensionen erbaute Fasanenschlößchen am Großteich war Ausdruck einer bewußten Abkehr von öffentlicher Prunkentfaltung und der ökonomischen und politischen Veränderungen am Dresdner Hof in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Zu DDR - Zeiten war das Schlößchen als vogelkundliches Museum eine Außenstelle des Staatlichen Museums für Tierkunde Dresden. Seit einigen Jahren werden die Räumlichkeiten als Museum genutzt. Hier werden Tapeten, Möbel und diverse andere Ausstellungsstücke verschiedener Zeitepochen vorgestellt. Eine Besichtigung ist nur während Führungen möglich.
www.schloss-moritzburg.de - Fasanenschloesschen
Übersichtsplan Moritzburg
Abb. 168 - Das 1882 abgebrochene "Garnhaus" vor der Südseite des Fasanenschlößchens
Fasanenschlößchen mit Garnhaus
... Der südlichen Terrassenseite war um 1775 - wohl gleichfalls durch Schade - mit dem „Garnhaus" ein kompliziertes Gebilde aus ineinandergreifenden viel-eckigen Pavillons vorgelegt worden, das sich dem fallenden Gelände gemäß entwickelte. Seine charakteristische Erscheinung brachten ihm die über den einzelnen Baukörpern einfach oder auch doppelstufig aufschwingenden zeltartigen Dächer, deren Bekrönung meist Vasen im Zopfstil bildeten. Aus weiß und grün gestrichenem Lattenwerk bestehend und teilweise von Schnitzereien geziert, diente das schindelgedeckte Bauwerk dem Halten von Lockvögeln für die Vogelstellerei wie auch zur Aufbewahrung der dazu erforderlichen Netze und Garne, doch fanden hier ebenso seltenere ausländische Vögel Unterkunft. Welche Aufmerksamkeit man dieser Anlage widmete, geht aus mehreren dafür gefertigten Entwürfen hervor. Von der reichen Phantasie der Zeit zeugt jene Variante, die einen zweigeschossigen Pavillon vorsieht, um den sich niedrigere Bauten aus Lattenwerk gruppieren. Freitreppen, an deren Balustraden kleine Drahtkäfige mit Vögeln hängen, dienen zur Überwindung des Geländegefälles und umgeben zugleich ein Brunnenbecken, in dessen Mitte ein großer Wasservogel als Fontäne erscheint. Obwohl ein wesentlicher Bestandteil der gesamten Fasanerie, mußte das „Garnhaus" im Jahre 1882 wegen Baufälligkeit abgebrochen werden... Quelle
Blick auf das Fasanenschlösschen - hier noch ohne die bekrönende Chinesengruppe
... Jene heitere Grundstimmung des Ganzen erfährt noch ihre Betonung durch die als Nachklang des Rokoko wirkende Fassadenfarbigkeit: Während Wandflächen, Vorlagen und Putzspiegel in Rose gehalten sind, erscheinen die eingetieften Felder um Fenstertüren und Spiegel in Apfelgrün. Aufgrund von Untersuchungen des Instituts für Denkmalpflege, Arbeitsstelle Dresden, konnte diese originale Abfärbung nachgewiesen und 1972 vorerst an zwei Schauseiten wiederhergestellt werden.
Ein intim-spielerischer Charakter prägt auch die Gestaltung der unmittelbaren Umgebung des Schlößchens, das in den Akten stets als „Palais im Fasanengarten" oder „Jagdpalais" erscheint, doch seine Fertigstellung erst 1782 erfuhr. Das Bauwerk erhebt sich auf einer niedrigen und schmalen Terrasse, die aus künstlichen, in Sandstein gehauene Felsen besteht. Auf ihnen sind naturalistisch dargestellte Pflanzen und kleinere Tiere wie Eidechsen, Schlangen oder Frösche zu finden, während die vier Ecken des Palais durch lebensgroße, verendende Hirsche „mit ächten Geweyh" betont werden. Hingegen liegen vor dem nördlichen Hauptzugang zwei zusammenlaufende, aus schiefen Ebenen gebildete Aufgänge, deren vorderer Abschluß ebenfalls einen künstlichen Felsen zeigt. Er umschließt eine steinerne Bank und wird von einem Adler bekrönt, der sein Nest bewacht. Auch weist hier eine vor dem mittleren Mauerschaft des Gebäudes angeordnete Dianenstatue in barock-bewegten Formen erneut auf die Jagd... Quelle
Blick auf das Fasanenschlösschen - hier mit der die Laterne bekrönenden Chinesengruppe
...Seinen besonderen Charakter aber erhält der Baukörper durch das hohe, haubenartige Kupferdach, dessen kräftige Schweifung zusammen mit der aufgebogenen, wellenförmigen Traufe chinoreske Motivik anklingen läßt. Zur Belichtung des Dachgeschosses sind an jeder der vier Seiten drei hochovale Gaupen in Art des französischen CEil-de-boef angeordnet. Der Dachaufbau schließt mit einer nach oben sich abstufenden Plattform ab, die ursprünglich durch umlaufend vorgesehene Lambrequins in die Dachflächen eingreifen sollte; sie ist von einem filigranen eisernen Gitter umgeben, das sich zwischen mit großen Blechvasen besetzten Eckpostamenten spannt... Quelle
Blick auf das Fasanenschlösschen - Die Laterne bekrönenden Chinesengruppe aus bemaltem Eichenholz
"... Aus der Plattform wächst eine durchbrochene, kupferverkleidete Laterne, deren Haube eine in Eichenholz geschnitzte und farbig gefaßte Chinesengruppe trägt. Auf einem Polster sitzt in würdevoller Haltung ein Mandarin, wobei ihn sein Diener mit dem Schirm vor den Unbilden der Witterung zu schützen sucht. Das humorvolle Bildwerk dient aber zugleich einem praktischen Zweck, vermag doch der Chinese vermittels eines in seinem Inneren angebrachten Pendelwerkes durch Kopfnicken die Windrichtung anzuzeigen..." Quelle
Leuchtturm Moritzburg
Was macht eigentlich so ein Leuchturm mitten im Binnenland? Als Kinder hatten wir unsere eigenen Geschichten zu diesem rätselhaften Bauwerk im Kopf. Beim heimlichen Rauchen von selbstgestopften Tabakpfeifen kamen die wildesten Geschichten zum Vorschein welche man vom Freund des Freundes aus einem anderen Land einmal gehört haben wollte. Wahrheitsgehalt mitunter ganz klassisch unter Null - aber allemal schön genug für eine wilde Seeräuberstory. Nicht weit von diesem Ort, sozusagen um die Ecke finden sich auch gleich die Dardanellen. Und wer hätte nicht von diesen legendären "Dardanellenschlachten" gehört?
Mit der regelrecht verschlungenen Abenteuer - Trilogie Janusz Meissners "Die schwarze Flagge" - "Die roten Kreuze" - "Das grüne Tor" haben wir die Geschicke der edlen Freibeuter aus der Zeit des ausgehenden 16. Jhds verfolgt. Und wenn man ganz genau hinsah, mit fest zusammengekniffenen Augen und durch den Rauch der verbotenen Tabakpfeifen...
Die einfachere, weniger prosaische Historie lautet aber so. Aus Anlass des Empfanges des russischen Admiral Orlow 1775 in Dresden hörte August der Starke von dieser legendären Seeschlacht welche der Admiral gewonnen hatte. Im großen "Fieber" dieser Geschichte lies August der Starke eben diese Küsten nachbauen (Dardanellen z.Bsp.) und da gehörte nunmal ein echter Leuchtturm dazu.
Mehrere Kriegsschiffe wurden für eine ziemlich echt daher"schwimmende" Kopie der Schlacht auf dem Großteich nachgebaut. Das es für die Orientierung inmitten von Kanonenkugelhagel aus allen Rohren einer Breitseite und mit Pulverdampf geschwängerter Luft eines Leuchtturmes bedarf, ist ja wohl völlig klar...
Zu dieser, unserer Kinderzeit haben wir August noch wegen seiner Stärke und seiner vielen Möglichkeiten des echten "Spielens" beneidet. Später dann auch noch, aber längst nicht mehr wegen der Kanonen, Seeschlachten und seinem Freund dem Admiral...
Übersichtsplan Moritzburg
Der Leuchtturm am Großteich
Der Leuchtturm am Großteich in originaler Farbfassung
Der Leuchtturm am Großteich - "Es ist was es ist ..."
Umland im Norden der Stadt Dresden Moritzburger Teichlandschaft
Die Moritzburger Teichlandschaft stellt eine markant geprägte Landschaftseinheit innerhalb des „Westlausitzer Hügel- und Berglandes" dar. Während im Süden und Westen mit der Lausitzer Verwerfung die Landschaft zur Elbtalweitung deutlich sichtbar wird, bestehen zu den anderen Landschaften im Norden und Osten keine scharfen Grenzen. Geologisch ist der Raum dem Meißner Syenodiorit-Massiv zuzuordnen mit tektonischen Bruchlinien im Osten (Westlausitzer Störung zwischen Berbisdorf und Klotzsche) und Westen sowie mit der im Süden verlaufenden Lausitzer Verwerfung.
Die Morphologie dieser Landschaft ist durch einen kleinflächigen Wechsel von Vollformen und wannenförmigen Hohlformen (Kuppenrelief) gekennzeichnet. Die Wannen sind durch tonige Verwitterungsdecken und Reste elsterkaltzeitlicher Grundmoränen ausgekleidet und werden als Dauergrünland genutzt. Auf den Kuppen steht oft das hochreichende Grundgestein (Syenodiorit) an. Am südlichen Rand der Kleinkuppenlandschaft zwischen Wahnsdorf und Reichenberg / Boxdorf (Wahnsdorfer Höhe) findet man in einem Streifen von 2 bis 2,5km eine 0,8 bis 1,2m mächtige Lößdecke vor. In östlicher Richtung bestimmen mit dem Wilsch-dorfer Sandhügelland und dem Weixdorfer Schottergebiet Sande und Kiese die Struktur der Böden und der Nutzung.
An den zwischen 1650 und 1750 durch Abriegeln der Wannen entstandenen Teichen, die im wesentlichen durch Niederschlagswasser gespeist werden („Himmelsteiche") und zum Zwecke der Fischzucht angelegt wurden, haben sich typische Pflanzengesellschaften von Bruchwäldern mit Erlen, Birken, Weiden, Espen und Eichen entwickelt. An die Bruchwaldzone schließen sich Uferwiesen (Teichwiesen) an, wo feuchtigkeitsliebende Pflanzen, wie Pfeifen-gras, Seggen, Riedgräser, Sumpfveilchen und Sumpfdotterblumen, anzutreffen sind.
Die Vegetation der Teiche baut sich aus dem Röhrichtgürtel (Rohrkolben, Wasserschwaden, Frosch-löffel, Seerosen), den Schwimmblattpflanzen (Wasserknöterich, Wasserhahnenfuß) und einer üppigen Unterwasservegetation auf. Der Friedewald, 1326 erstmals als Bannwald des Königs erwähnt, erstreckt sich als geschlossenes Waldgebiet zwischen den Orten Gohlis, Berbisdorf und Coswig. Außer den charakteristischen Baumarten der Nadel- und Laubwälder findet man hier atlantische Sträucher und Kräuter sowie nordische Gewächse.
Bemerkungen aus dem Jahr 1985:
Das Moritzburger Teichgebiet weist in der Gegenwart eine Mehrzwecknutzung durch die Industrie, die Landwirtschaft, die Forst- und Fischwirtschaft und als Nah- und Fernerholungsgebiet auf. Für die Pflanzenproduktion ist die Produktionsrichtung Futterpflanzen - Getreide typisch. Die Gemeinden Moritzburg, Boxdorf, Friedewald, Reichenberg und Volkersdorf schlossen sich 1975 zum Zweckverband Naherholung Moritzburg zusammen. Zu ihm gehören sechs Bäder, darunter ein FKK-Bad, und fünf Campingplätze, die jährlich von 800 000 bis 900 000 Erholungssuchenden in Anspruch genommen werden.
Nach der Wirtschaftsstruktur gehören die Gemeinden der Moritzburger Teichlandschaft zum Misch- und Industrietyp. Die dem Ballungskern nahe gelegenen Gemeinden weisen einen geringen Grad der Bindung der Beschäftigten an die Gemeinde auf, sie sind gekennzeichnet durch gute Zentrumsanbindung, hohe Auspendlerquoten sowie Bevölkerungsverluste. Als Lokalzentrum verfügt Moritzburg über eine höhere sozialökonomische Eigenständigkeit mit größerer Bindung der wirtschaftlich Tätigen an den Ort und positiver Bevölkerungsentwicklung.
Quelle:
(C) "Dresden und Umgebung" — Geographische Exkursionen
Herausgegeben von Wilfried Wehner
ISBN 3-7301-0647-3
LSV 5009
1. Auflage 1989
VLN 1001, K2/64, EGHÖ 8/29/89
Satz, Druck und buchbinderische Weiterverarbeitung: Mühlhäuser Druckhaus
Einband: W. Haferkorn, Rudolstadt
Alle Rechte vorbehalten
Printed in the German Democratic Republic
Best.-Nr. 966 972 5/Dresden/Geobau 37
00820
|
|