|
Abb. 81 - Johann August Corvinius (1683 - 1738): "Prospect des Königl. Pohln und Churfürstl. Sächß. schönen Jagd- und Lust Schlosses, vormahls Moritzburg, jetzo Dianenburg genandt." Darstellung nach dem nicht ausgeführten Idealprojekt.
Kupferstich, 1733,
Dresden, Institut für Denkmalpflege
Schloß Moritzburg
Die Geschichte seiner Entstehung
Schloß Moritzburg und Umgebung
Leuchtturm - Großteich und die Dardanellen
Alexei Orlow - Tschesme und die Dardanellen
Quelle: "Moritzburg" - Schloß und Umgebung in Geschichte und Gegenwart
Das nordwestlich von Dresden inmitten der Wald-und Teichlandschaft des Friedewaldes gelegene Jagdschloß Moritzburg gilt als bedeutendstes Wasserschloß der DDR. Hervorgegangen aus einer unter Kurfürst Moritz 1542 begonnenen Renaissanceanlage, verdankt es seine heutige Form einem Umbau, der 1723 in enger Wechselwirkung zwischen August dem Starken und seinem Oberlandbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann begann und um 1736 zum Abschluß kam. Ein Zeugnis der Jagdleidenschaft der Wettiner, besticht dieser völlig auf äußere Zurschaustellung monarchisch-zentraler Macht abgestimmte Schloßbau durch seine großartige Vereinigung mit der Landschaft: Architektur, Park, Wald und Wasser bilden eine gestalterische Einheit, in der sich in selten überkommener Reinheit der Gedanke des barocken Gesamtkunstwerkes ausdrückt. Dabei überrascht freilich die im Vergleich zum süddeutschen oder österreichischen Barock sparsame dekorative Gestaltung. Doch setzt sich hier ein stilistischer Wandel fort, der um 1720 in Sachsen mit dem Bau des Pillnitzer Wasserpalais begonnen hatte und die Ablösung der hochbarocken Formensprache Pöppelmanns durch den bürgerlich-rationellen Geist des aufkommenden Klassizismus bewirkte. Dem einmaligen äußeren Bild entspricht die ebenso einmalige Inneneinrichtung des Schlosses, deren Charakter von im großen Umfang erhaltenen Ledertapeten und der stärksten Rothirsch-geweihsammlung der Welt bestimmt wird.
Abb. 80 - Jagdschloß Moritzburg. Ansicht der Südfassade mit Schnitt durch den Verbindungsflügel zum Amtsturm und endgültiger Ausbildung des Mittelrisalites.
Wohl nach Entwurf von M.D.Pöppelmann
Federzeichnung, farbig getönt,um 1727.
Dresden, Staatsarchiv (OHMA Cap. V, Nr. 2b)
Ihren baulichen Abschluß erfuhr die Anlage nach der wirtschaftlichen Erholung des Landes vom Desaster des Siebenjährigen Krieges. Aber das seit 1769 ostwärts vom Schloß entstehende Fasanenschlößchen wird zum Ausdruck einer inzwischen verbürgerlichten fürstlichen Lebensweise, die vom Weiten ins Enge, von der Repräsentation ins Intime strebt. Nicht mehr das Hinwenden zum harmonisch-individuellen Naturerlebnis im Sinne Rousseaus, sondern die Flucht vor den wachsenden gesellschaftlichen Widersprüchen in eine Scheinwelt kennzeichnet hingegen jene verspielt-maritimen Anlagen, die nach 1780 mit Miniaturhafen, Leuchtturm und den künstlichen Ruinen der „Dardanellen" an den Ufern des Großteiches entstehen. Daß hierbei noch Gedanken Augusts des Starken in Form von Schneisenführungen wie auch der Anordnung von Blickpunkten ihre Realisierung finden, erhöht den Reiz des heute als Ausdruck zweier unterschiedlicher Kulturäußerungen erlebbaren Gesamtkunstwerkes Moritzburg.
Abb. 79 - Jagdschloß Moritzburg. Ansicht der Südfassade mit obeliskenbekröntem Mittelrisalit.
Federzeichnung, farbig getönt,um 1724.
Dresden, Institut für Denkmalpflege
Die sich unter dem Einfluß der Französischen Revolution durchsetzenden Veränderungen im Jagdwesen ließen auch das Jagdschloß Moritzburg in seiner Bedeutung zurücktreten, so daß es seit etwa 1830 nur noch bei gelegentlichen Hofjagden als Festort diente. Beim Sturz der Monarchie 1918 vorübergehend enteignet, verblieb das danach als Wohnschloß genutzte Bauwerk bis 1945 im Besitz der Wettiner. Nach seiner Überleitung in Volkseigentum 1947 als „Barockmuseum Schloß Moritzburg" eröffnet, entwickelte es sich zu einem international bekannten Bildungs- und Kulturzentrum, das heute vornehmlich kunst- und kulturgeschichtliche Kenntnisse über das Zeitalter des Barocks und der Jagd vermittelt.
|
|